Essen. Atze Schröder will 2022 „echte Gefühle“ zeigen. Im Interview verrät er u.a., wieso er häufig weint und wie er das neue AC/DC-Album findet.
Angeblich ist Atze Schröder ja eine Kunstfigur – steht zumindest bei Wikipedia. „Echte Gefühle“ hat er trotzdem, so heißt jedenfalls sein neues Programm, mit dem er im kommenden Jahr wieder auf Tour gehen will. Darin geißelt ausgerechnet der Mann mit den Betonlocken Fake News und alternative Fakten – alles Unechte eben. Stefan Moutty bat den Star-Comedian, der auch einen Podcast macht, zu einem garantiert authentischen Gespräch über haltlose Werbeversprechen, gefälschte Uhren, veganen Braten – und die einzig wahre Hardrock-Band.
In Ihrem Programm sagen Sie, nichts ist mehr echt. Was war denn der letzte Fake, über den Sie sich so richtig geärgert haben?
Atze Schröder: Ein Shampoo von Schwarzkopf, auf dem stand, „für langes verführerisches Haar“. Wenn man das wörtlich nimmt ..! So bin ich auf den Programmtitel gekommen. Wir sind so daran gewöhnt, überall beschissen zu werden, dass wir so eine Werbung oft gar nicht mehr hinterfragen.
Haben Sie das Shampoo denn ausprobiert?
Ja, lang wurden die Haare. Aber nicht verführerisch … Es gibt ja zig solcher Fälle in der Werbung. Zum Beispiel sehen wir Jürgen Klopp, wie er Werbung macht für den Opel Mokka. Ich meine, der Mann verdient über zehn Millionen im Jahr. Der fährt doch nicht mit so einen Streptokokkensauger durch Liverpool!
Wenn wir über Fakes sprechen: Hand aufs Herz, haben Sie nicht auch schon mal eine Fake-Rolex am Strand gekauft?
Ich hab’ sogar ganz viele gekauft, stimmt. Das war auf Mallorca und es kamen immer dieselben Verkäufer. Es hieß immer nur, „Breitling, gut Preis. Rolex, gut Preis“. Ich hab’ jedes Mal versucht zu erklären, dass ich schon gestern eine gekauft hatte. Aber es ging einfach weiter, und am Ende des Tages hatte ich dann wieder eine neue.
Atze Schröder: „Die Locken sind echt“
Beim Thema Fake fällt mir ein, dass böse Zungen behaupten, Ihre Locken seien auch nicht echt …
Pfft, die kann man doch anfassen, also müssen sie ja echt sein.
Manchmal kann ein Fake auch eine Alternative sein. Sie sind Musiker – was halten Sie von Coverbands?
Da ich lange in Coverbands gespielt habe, natürlich eine Menge. Und speziell in der Musik gilt ja: „Fake it, till you make it!“ Wahrscheinlich war ich nicht der beste Schlagzeuger – aber es sah immer so aus …
Ein Klassiker unter den Cover-Acts sind Elvis-Imitatoren. Haben Sie schon mal einen guten gesehen?
Ja, der nannte sich The King und hat ganz verschiedene Songs im Elvis-Stil gecovert. Aber ich habe auch schon mal eine richtig gute AC/DC-Coverband gesehen.
Gerade bei AC/DC muss man ja zwischendurch mal auf Coverbands zurückgreifen, oder? So selten wie die auf Tour gehen …
Ja, und es gibt ja auch kaum noch ein Originalmitglied …
Mit 14 Mann beim AC/DC-Konzert
Wie gefällt Ihnen denn das neue Album von AC/DC?
Seit Malcolm Young tot ist, fehlt meiner Meinung nach ein bisschen der Groove. Das letzte richtig gute AC/DC-Konzert hab‘ ich aber vor einigen Jahren in der Dortmunder Westfalenhalle gesehen. Das ist auch der perfekte Rahmen – wenn Angus sein nicht enden wollendes Gitarrensolo spielt und die ganze Halle mitbebt. Aber das Beste ist: Erst ist man da mit 14 Männern beim Konzert, rockt ab, schwitzt und trinkt so viel Bier, wie reingeht. Und dann geht man hinterher noch in eine Kneipe, um über die Boxen nochmal drei Stunden lang AC/DC zu hören. Bescheuerter kann man doch gar nicht mehr sein! (lacht)
Aber das beschert einem Glücksgefühle, oder?
Stimmt, das sind echte Gefühle.
Atze Schröder: Aufgewachsen unter Frauen
So heißt auch Ihr Programm. Sind Sie ein Mann, der Gefühle zeigen kann?
Unbedingt. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut, bei jedem entsprechenden Film muss ich heulen. Ich bin im Frauenhaushalt aufgewachsen, mit Oma, Mutter und Schwester. Da hab’ ich quasi mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen, dass man auch Gefühle zeigen kann.
Bei welchem Film haben Sie denn zuletzt geweint?
„The King of Staten Island“. Kann ich empfehlen – tragisch schön.
Was macht Ihnen Angst?
Die aktuelle Corona-Situation – ein gehöriger Prozentsatz ist ja noch nicht geimpft. Man hat ja doch immer gedacht, dass, wenn es um die Wurst geht, unsere Gesellschaft schon zusammenhält. Wir sehen aber, dass es nicht so ist – und die Folgen davon machen mir Angst. Dass wir alle vielleicht noch egoistischer werden.
Weihnachten steht vor der Tür – das hat auch immer mit viel Gefühl zu tun …
Da bin ich voll dabei, ich bin totaler Fan.
Veganer Braten am Heiligabend
Was gehört für Sie zum Heiligabend unbedingt dazu?
Auf jeden Fall sehr gutes Essen. Meine Mutter hat früher immer einen Rotweinbraten gemacht. Meine Mutter ist nicht mehr, aber meine Freundin kann auch sensationell kochen. Sie ist Veganerin, deshalb gibt’s in diesem Jahr zum dritten Mal einen veganen Hackbraten – und der schmeckt sogar noch besser als Mutters Rotweinbraten.
Ab wann gibt‘s bei Ihnen Lebkuchen, Spekulatius & Co.?
Nach Möglichkeit gar nicht. Ich neige ja dazu, richtig schön zuzunehmen, und lass das lieber alles weg. Aber wo ich das Wort Spekulatius jetzt höre, hab ich schon wieder Hunger drauf. Ich glaub, ich kauf mir gleich eine Packung ... (lacht)
>>> Atze Schröder auf Tournee – alle Infos:
„Echte Gefühle“ – die Termine: 28.1.22 Essen (Grugahalle), 12.2. Hamm (Westpress Arena), 18.2.22 Gelsenkirchen (Emscher-Lippe-Halle; zurzeit keine Tickets mehr verfügbar), 18.3.22 Münster (Halle Münsterland), 25.3.22. Krefeld (Yayla Arena), 26.3.22 Hagen (Stadthalle), 2.2.23 Siegen (Siegerlandhalle), 3.2.23 Wuppertal (Hist. Stadthalle). Karten für ca. 40 € gibt’s online auf www.ruhrticket.de.