Essen. Die CD feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag: 1982 kam die erste Compact Disc auf den Markt. Doch die Tonträger halten leider nicht lange durch. Das Deutsche Musikarchiv rettet deshalb zurzeit seine Bestände.

40 Mark für eine CD, 2000 Mark für einen CD-Spieler: Diese Preise verkündete die Tagesschau am 22. August 1982, als sie über die neuesten Tonträger der Düsseldorfer Messe „hifivideo“ berichtete. Kurz darauf erschien das erste Album der Welt auf Compact Disc: „52nd Street“ von Billy Joel. 30 Jahre später hat die CD einen 73,8-prozentigen Anteil am deutschen Tonträgermarkt. Zugleich geht es ihr an den Kragen. Nicht, weil im Elektrohandel fast nur noch DVD-Spieler (ab 29 Euro) zu haben sind und MP3-Spieler sich rasant verkaufen. Die CD erweist sich als weniger langlebig als gedacht. Das Deutsche Musikarchiv in Leipzig forschte nach.

Zerfall trotz Archiv-Standards

Das Ergebnis: 29 der 100 geprüften CDs wurden nach 15 Jahren als „defekt“ eingestuft. Die Zahl der mit „gut“ oder „ok“ bewerteten CDs sank von 65 auf 20. Warum dies so ist, kann Informationstechniker Joachim Hack nur mutmaßen. Fest steht: Als die CDs 1993/94 geprüft wurden, kamen sie „frisch“ aus der Produktion. Gelagert wurden sie bei 16 bis 18 Grad Celsius und 30 Prozent relativer Luftfeuchte. Als die Archivare 2007/09 die CDs erneut prüften, war die Qualität rapide gesunken.

„Es kann gut sein, dass wir die CDs erneut prüfen und sich die Werte anders entwickeln“, sagt Hack. Schwerpunkt seiner Arbeit fürs staatliche Archiv, eine Unterabteilung der Deutschen Nationalbibliothek mit Sitz in Frankfurt, ist es, die Bestände zu sichern. Das Archiv sammelt seit 1970 alle hierzulande erschienen Tonträger und Noten, darunter 500 000 CDs. Alle CDs werden in der „Jukebox“ ausgelesen und auf Server in Frankfurt eingespielt. Nach einer Woche stehen die Daten bereit. Das betrifft 96 Prozent der CDs – die restlichen vier sind so beschädigt, dass nur Spezialverfahren weiterhelfen.

Es wird Jahre dauern, alles zu überspielen

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„Letztens konnten wir die 100.000. CD einstellen und haben sie quasi gerettet“, sagt Hack. Es wird Jahre dauern, alles zu überspielen. Später sollen die täglich gut 100 neuen CDs direkt bei Ankunft ins System wandern. Diesen Plan stellte Hack 2009 auf, als feststand, dass das Archiv von der CD umsatteln muss. Um Tonbänder zu sichern, wurde eine Firma beauftragt. Nur Schellack- oder Schallplatten halten: Schellack geht nur kaputt, wenn es runterfällt; Vinyl leidet unter Hitze und Druck.

Wer eigene CDs prüft, wird überrascht. „Die Fehlerkorrektur der CD-Spieler gleicht Verluste sehr lange aus“, weiß Hack. Aber Aussetzer sind programmiert. Trotz des Qualitätsverlusts markiert die erste CD-Serienfertigung am 17. August ‘82 einen Höhepunkt: Erstmals konnten Titel direkt angespielt werden. Am 1. Oktober ‘82 kam der erste CD-Spieler auf den Markt. Ein Jahr darauf standen sie in 70 000 Wohnungen – obwohl der Handel kurz vor Produktstart nur alte Medien bewarb. Und doch: 1989 löste die CD die Schallplatte als führendes Musikmedium ab. Zehn Jahre darauf erklomm die CD ihre deutsche Bestmarke mit 209,7 Millionen verkauften Exem­plaren (Bestmarke Schallplatte 1978: 112,5 Mio./Kassette 1991: 78,4 Mio.). Das Glanzjahr war aber 1997. Nie wieder wurden 294,3 Millionen Tonträger verkauft.