Köln. . Der Mann hat Geld wie Heu und unermesslichen Ruhm – und Paul McCartney will weiter auf der Bühne stehen. „On the run“ heißt die aktuelle Tour, auf der er am Donnerstag in der ausverkauften Kölner Arena mit mehr als 30 Songs rund 15.000 Fans begeisterte.
Was treibt diesen Mann auf die Bühne? Nächstes Jahr wird er 70. Er hat Geld wie Heu, sein Ruhm ist unermesslich. Vielleicht sind es Augenblicke wie bei „Hey Jude“, die Paul McCartney noch mit Hosenträgern und dem schier ewigjugendlichen Dackelblick dann und wann hinaus auf die Rampe treiben. Wenn 15.000 Menschen sein Lied mitsingen, wenn er spürt, dass die alten Sachen noch funktionieren, dass sie unter die Haut gehen, dass sie auch nach Jahrzehnten relevant sind. Das muss Erfüllung sein, auch für eine Legende wie ihn.
Es gab viele dieser Momente in der ausverkauften Kölner Arena, der einzigen Deutschlandstation seiner „Band On The Run“-Tournee. Fast drei Stunden präsentierte McCartney seiner riesigen Fangemeinde einen erlesenen Auszug aus seinem riesigen Songfundus.
Paul McCartney - eine tiefenentspannte Ikone
Der Frontmann war sichtlich gut drauf und versprühte Spielfreude. Eine tiefenentspannte Ikone stand da oben, der die Anstrengung so eines langen Sets nicht eine Sekunde anzumerken war. Die Stimme hat zwar Patina angesetzt, und mitunter – wie bei „Maybe I’m Amazed“ - musste McCartney sich sogar ordentlich in die Höhe kämpfen. Aber er schaffte das, und es passierte noch mit Würde.
Die Vielfalt seines Schaffens ist einfach erschlagend. Die Zuhörer durften sich – natürlich - freuen über etliche „Beatles“-Gassenhauer, aber auch über Raritäten der Liverpooler wie „Come And Get It“. McCartney servierte in Köln zudem Kostproben der Wings, es gab Songs des Fireman-Projekts, ein bisschen tief in die Jugend eintauchenden Skiffle („Dance Tonight“) und sogar ein Jimi Hendrix-Cover: „Foxy Lady“ nämlich, bei dem McCartney auf seine hippiebunt bemalte Les-Paul-Gitarre eindrosch und einen Ansatz von Headbangen erkennen ließ. Mein lieber Sir!
„Something“ auf der Ukulele und „Blackbird“ solo
McCartney variierte schön bei den Arrangements. Es gab keineswegs immer das volle Brett seiner grandiosen, bestens eingespielten Begleitband, bei der jeder Musiker offenkundig genau weiß, was der andere in jedem Takt tut. Das war auch gut so, denn der Sound in der bekanntermaßen schwer auszusteuernden Kölner Arena war vor allem wegen des wummernden Basses allenfalls akzeptabel. Da war es wohltuend, wenn McCartney zur zarten Ukulele griff, um das wunderbare „Something“ anzustimmen. Dann wieder sorgte er mit akustischer Besetzung bei „I’ve Just Seen A Face“ für Lagerfeuerfeeling oder schmeichelte sich am Klavier mit seinen Recken in die Seelen („The Long And Winding Road“, entzückend!). Und „Blackbird“ machte er sogar ganz alleine. Großes „Beatles“-Tennis.
Als die Zuhörer nach weit über 30 Songs wieder in die Kölner Nacht traten, dürfte dem einen oder anderen dieser eine Gedanke gekommen sein: Man kann sich vor einem Musiker wie Paul McCartney und seinem Lebenswerk nur tief verneigen. Und man darf froh sein, Auszüge daraus noch einmal live aus seinem Mund hören zu können. Wer weiß, wie oft sich dazu noch die Gelegenheit bietet?
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