. Vor 30 Jahren wurde der Beatles-Gründer John Lennon vor seinem Haus am New Yorker Central Park erschossen. Was mit seiner Asche geschehen ist, hat seine Witwe Yoko Ono nie verraten. Manche vermuten sie in seiner englischen Heimat.
Der Doors-Sänger Jim Morrison gibt seine letzte Vorstellung auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris. Elvis Presley ruht auf seinem Anwesen Graceland in Memphis. Michael-Jackson-Fans wissen, dass ihr Pilgerziel der Forest Lawn Memorial Park in Los Angeles ist. Wo aber ist das Grab von John Lennon? Darüber rätseln bis heute Lennon-Fans in zahlreichen Internetforen. Vor 30 Jahren, am 8. Dezember 1980, wurde der Friedensaktivist und Konzeptkünstler, der Poet, Songschreiber und Beatles-Gründer aus Liverpool vor seiner Wohnung im Dakota Building am New Yorker Central Park von einem geistig verwirrten Fan erschossen.
Der Mörder, der 25-jährige Mark David Chapman aus Honolulu, hatte lange gewartet. Als der 40-jährige Lennon gegen 17 Uhr vor das dunkle Dakota-Gebäude trat, bat der junge dickliche Mann um ein Autogramm. Lennon, auf dem Weg ins Aufnahmestudio, schrieb mit großen Buchstaben „John Lennon, 1980“ auf das Cover seines gerade erst veröffentlichten Comeback-Albums „Double Fantasy.“
Fünf tödliche Schüsse
Es war 22.49 Uhr, als Lennon und seine Frau Yoko Ono vom Studio zurückkehrten und wieder auf Chapman trafen, der zuletzt als Wartungsmonteur gearbeitet und bei diesem Job oft ein Namensschild mit der Aufschrift John Lennon getragen hatte. „Mr. Lennon?“ Mehr sagte Chapman nicht und schoss sofort. Fünf Schüsse trafen die Musik-Legende. Jeder einzelne war tödlich. Als Chapman festgenommen wurde, trug er immer noch das signierte Lennon-Album und J. D. Salingers Roman „Der Fänger im Roggen“ unterm Arm.
„Ich wollte mit der Tat Berühmtheit erlangen“, erklärte der wahnsinnige Chapman, dem mehrere Gutachten eine Psychose bescheinigten. Und er erwähnte später auch „böse Geister“, die ihn angetrieben hätten. Bevor er nach New York aufgebrochen war, hatte er sich nach einem Selbstmordversuch in psychiatrischer Behandlung befunden. Der heute 55-Jährige bleibt in Haft, ein inzwischen sechstes Gnadengesuch wurde vor wenigen Monaten vom New Yorker Haftprüfungsausschuss abgelehnt.
Yoko Ono entschied schnell, Johns Leiche in der Aussegnungshalle von Ferncliff auf dem Friedhof von Hartsdale, New York, einäschern zu lassen. Dort wurden so bekannte Künstler wie die Schauspielerin Judy Garland oder der später umgebettete Komponist Bela Bartok beigesetzt. Doug MacDougall, ein ehemaliger FBI-Agent und damals Leibwächter des fünfjährigen Sohnes Sean Lennon, brachte die Urne aus dem Krematorium zurück zu Yoko ins Dakota-Haus.
Bei Yoko im Schlafzimmer?
Der später gefeuerte Lennon-Assistent Frederic Seaman weiß, dass sie zunächst in Yokos Schlafzimmer stand. Mehr ist nicht bekannt. Die Witwe selbst hat bisher immer über den Verbleib der sterblichen Überreste geschwiegen. Allerdings gab es zwischenzeitlich auch spekulative Berichte, dass Lennons Asche in England heimlich begraben wurde.
Statt einer Trauerfeier rief Yoko Ono die ganze Welt für den 14. Dezember zu zehn Schweigeminuten auf. In einer Pressemitteilung schrieb sie an die Fans: „Gott segne euch für eure Tränen und Gebete. Ich sah John lächelnd am Firmament. In Liebe, Yoko.“ Anstelle eines Grabes hat sich der Gedenkplatz im Central Park gegenüber dem Dakota als Wallfahrtsort für Lennon-Pilger etabliert: die nach einem Beatles-Stück benannten „Strawberry Fields“. Dort wird ein rundes Mosaik um das Wort „Imagine“ - dem wohl berühmtesten Songtitel Lennons - von Yoko gepflegt. Fans aus aller Welt legen Blumen und Briefe ab und verharren einige Minuten in stillem Gedenken. Heute werden es besonders viele sein.
Die Beatles
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Der schwierigste, unberechenbarste und wohl auch faszinierendste Charakter
„Er war einmalig“, würdigt der 66-jährige „Rolling Stones“-Gitarrist Keith Richards John Lennon in seiner soeben erschienen Biografie „Life“. John Lennon habe eine Intensität und etwas Ehrliches an sich gehabt, das einen sofort für ihn eingenommen habe. Von dem Beatles-Quartett war Lennon der schwierigste, unberechenbarste und wohl auch faszinierendste Charakter. Er konnte verletzend und zynisch, zugleich aber romantisch und verletzlich sein. Hinter seiner robusten Fassade rang er ein Leben lang mit Ängsten und Depressionen.
John Lennon, der sich in New York so wohl und sicher fühlte, wollte zusammen mit Yoko Ono alt werden und hatte auch schon eine Vorstellung davon, wie es sein würde, 64 zu sein, in dem Alter also, das die Beatles im Klassiker „When I’m 64“ besangen. „Ich hoffe, dann sind wir ein nettes Paar, leben meinetwegen in Irland, weit weg von der Küste – und blättern im Skizzenbuch unseres verrückten Lebens.“ Die Schüsse des 8. Dezember ließen es dazu nicht kommen. Am Tag, als Lennon starb, hatte er mit Yoko Ono an ihrem Song „Walking On Thin Ice“ gearbeitet. Unterwegs auf dünnem Eis…
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