70 wäre John Lennon am 9. Oktober 2010 geworden – „Imagine“! Weltweit wird der Tag gefeiert, von alten Musiker-Kumpels und der Witwe des Künstlers. Hier startet eine Reise durch John Lennons Leben – anhand von sieben signifikanten Songs.
Vor den Toren Reykjaviks auf Island wird am Abend des 9. Oktober der „Imagine Peace Tower“ leuchten, eine kilometerhohe Fontäne aus gleißendem Licht. Yoko Ono feiert dort ein Fest für John Lennon. In Liverpool weiht Julian Lennon an diesem Tag seinem Vater zu Ehren eine fünfeinhalb Meter hohe Friedensskulptur ein.
Derweil beenden die Quarrymen mit einem „Happy Birthday, John!“-Konzert in New York am selben Abend ihre aktuelle US-Tour. Quarrymen – so hieß die erste Band des 16-jährigen John Lennon, das war 1957, als an eine Gruppe mit dem Namen Beatles noch nicht zu denken war. Der 9. Oktober wird weltweit gefeiert - John Lennon wäre 70 Jahre alt geworden. Lennon, der Kopf der Beatles, der Friedensaktivist, Konzeptkünstler, Zeichner, der Provokateur und Poet, der wunderbar zeitlose Songs wie „All You Need Is Love“, „Give Peace A Chance“ und „Imagine“ hinterlassen hat. In vielen seiner Songs (die Solo-Aufnahmen werden zum Geburtstag neu veröffentlicht), ließ er weit mehr als die meisten Musiker seiner Zeit seine persönlichen Erfahrungen, seine Ideen, sein Leben einfließen. Die Lieder bestechen durch mitunter schonungslosen Tagebuchcharakter. Gehen Sie mit auf eine Reise durch John Lennons Leben – anhand von sieben signifikanten Songs.
HELP! The Beatles (1965)
Für die Fans ist es nur ein neuer großer Hit. Die Beatles stehen noch vor dem Zenit ihres Schaffens. Im unbekümmert-fröhlichen Film „Hi-Hi-Hilfe“ ist der Song zu hören, in dem aber viel mehr steckt als nur Chart-Potenzial. „Es war meine Dicker Elvis-Phase“, sagt John Lennon später. Er fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Haut, hat Probleme nicht nur mit dem großen und mega-erfolgreichen Beatles-Zirkus, sondern auch mit sich selbst. „Helft mir, wenn ihr könnt, mir geht’s nicht gut.“ Sein flehentlicher Ruf bleibt damals unverstanden.
JULIA. The Beatles (1968)
John Lennons Mutter Julia stirbt 1958. Sie wird an einer Bushaltestelle von einem betrunkenen Polizisten überfahren. John lebt da schon lange Zeit bei seiner Tante Mimi. Ihr Tod wird für den jungen Lennon zum Trauma. „Zwei Jahre lang empfand ich nichts als blinde Wut.“ In diesem Song besingt er seine Mutter zaghaft und poetisch, später verarbeitet er den Schock noch intensiver – in qualvollen Liedern wie „Mother“ und „My Mummy’s Dead“ (beide 1970).
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Der Song entsteht mitten im größten Stress, kurz nachdem die Beatles das ungeliebte Album „Let It Be“ aufgenommen haben. John Lennon und Paul McCartney, die sich immer weniger zu sagen haben, raufen sich zusammen und spielen das Stück im Alleingang ohne George Harrison und Ringo Starr ein. Hier funktioniert noch einmal die zauberhafte Zusammenarbeit des Erfolgsteams Lennon/McCartney. Lennon erzählt die Story seiner Hochzeit mit Yoko in Gibraltar, berichtet vom Bed-in in Amsterdam und erinnert subtil daran, dass 1966 im so genannten „Bibel-Gürtel“ der USA öffentlich Beatles-Platten verbrannt wurden. Die Beatles seien populärer als Jesus, hatte er damals in einem folgenschweren Interview gesagt. Jetzt singt er provokant: „So wie die Dinge laufen, schlagen sie mich ans Kreuz.“
GOD. John Lennon/Plastic Ono Band (1970)
In dem Jahr, in dem das Ende der Beatles besiegelt wird, hebt Lennon zu seinem ganz persönlichen Glaubensbekenntnis an. In dem Song „God“ lehnt er auf der immerwährenden Suche nach dem eigenen Ich jegliche Mythen und Legenden ab. Er glaube nicht an Buddha, singt er, nicht an die Bibel, nicht an Kennedy, nicht an Könige, nicht an Zimmerman (wie Bob Dylan wirklich heißt) und vor allem nicht an die Beatles. „Ich glaube nur an mich, Yoko und mich.“ Jeder einzelne, so sein Fazit, soll sein Schicksal selbst in die Hand nehmen, aktiv werden, sich engagieren.
NEW YORK CITY (1972). John & Yoko/Plastic Ono Band with Elephant’s Memory
New York wird Lennons große Liebe. Hier könne er einfach so auf die Straße gehen, ohne dauernd angesprochen und belästigt zu werden, sagt er. Doch die Nixon-Regierung will ihn nicht im Land haben. Sie befürchtet, dass sich Lennon an die Spitze der linken Demo-Bewegung stellt. Erst 1976 bekommt er nach langen Auseinandersetzungen seine „Green Card“. Im Song beruft sich Lennon auf seine Freiheitsrechte und singt in journalistischer Manier von seinen Aktivitäten in der Stadt.
WATCHING THE WHEELS (1980). John Lennon
Viele Kollegen aus den großen Beatles-Zeiten halten ihn Ende der 70er- Jahre für verrückt, weil er sich zurückzieht, Hausmann wird, im Dakota-Gebäude in New York Brot backt und sich nur noch um seinen 1975 geboren Sohn Sean kümmert. Mick Jagger will ihn gerne ins angesagte „Studio 54“ mitnehmen, doch dazu hat John Lennon keine Lust mehr. „Ich fahr‘ nicht länger mit auf dem ewigen Karussell“, singt er. Er ruht in sich selbst und vermisst die große Zeit kein bisschen.
GROW OLD WITH ME (1980). John Lennon
Die Beatles
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Posthum erscheint dieser Song, eine der vielen Liebeserklärungen Lennons an seine Frau Yoko. „Werde mit mir zusammen alt, das Beste kommt erst noch“, singt er. Er hat den Blick nur noch nach vorne gewandt, genießt sein Leben und sagt in seinem letzten großen Interview, das am 6. Dezember 1980 erscheint: „Ich werde 40 und mit 40 fängt das Leben an, heißt es. Und ich glaube daran, denn es geht mir gut. Es ist wie: Wow! Was passiert als Nächstes?“. Zwei Tage später wird John Lennon auf offener Straße in New York von einem geistesgestörten Mann ermordet. Fünf Schüsse treffen eine ganze Generation.
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