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36 Stunden. Das reichte aus, um die Musikwelt zu verändern. Viel länger brauchten Led Zeppelin nicht, um 1969 ihr Debütalbum aufzunehmen. Das Cover der Platte zeigt die brennende Hindenburg – und dieses Bild des dem Untergang geweihten Phallussymbols fasst rückblickend die Geschichte von Led Zeppelin zusammen: Sex, Ekstase, Explosionen.

Doch die britische Band hatte sich aus anderen Gründen für dieses Bild entschieden: Es ist eine Anlehnung an eine Diskussion des Gitarristen Jimmy Page mit Keith Moon und John Entwistle von The Who. Kurz zuvor hatte sich Pages Band The Yardbirds aufgelöst. Page erzählte also von der Idee, eine eigene Gruppe mit dem Namen New Yardbirds zu gründen. Moon stichelte, das Projekt werde untergehen wie ein „bleierner Ballon“ (lead balloon). Wie ein „lead zeppelin“, setzte Entwistle nach.

Verschiedene Einflüsse

Aus dem bleiernen Zeppelin wurde die Rock-Gruppe mit den weltweit am häufigsten gespielten Songs. Und auch ein Wegbereiter für ein völlig neues Genre: „Ohne Led Zeppelin hätte es den Metal nie gegeben“, schreibt Holger Stratmann, Herausgeber des Musikmagazins „Rock Hard“, im 2004 erschienenen Buch „Mania“. Die verzerrten Gitarren, das wuchtige Schlagzeug und das Experimentieren mit verschiedenen Einflüssen und Instrumenten setzten Maßstäbe.

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Die ersten Aufnahmen hatten Led Zeppelin aus eigenen Mitteln finanziert – ohne eine Plattenfirma im Rücken. Erst als die Bänder fertig waren, gingen Sänger Robert Plant und Mastermind Jimmy Page zu Atlantic-Records. „Led Zeppelin I“ schaffte es innerhalb von zwei Monaten in die Billboard-Charts. Mit Stücken wie „Good times, bad times“ und natürlich „Dazed and confused“ enthält die Platte Klassiker, die auch nach vier Jahrzehnten zu Lieblingen der Radiosender zählen.

Das war nicht von Anfang an so. Trotz der Erfolge mochten die Medien Led Zeppelin nicht. Was soll man bloß mit einer Band anfangen, die seltsame Experimente mit Instrumenten anstellt und von ihren Alben nicht einmal Singles herausgibt?

Auf der anderen Seite wollten die Musiker nicht im Fernsehen auftreten. Page und Plant, stets die musikalische Perfektion vor Augen, waren mit der Arbeit der TV-Toningenieure unzufrieden. Statt bei Fernsehsendern zu spielen, gaben sie mit John Paul Jones (Bass) und John Bonham (Schlagzeug) Konzerte. Lange Konzerte. Die meisten Auftritte von Led Zeppelin dauerten deutlich mehr als drei Stunden.

Hang zum Okkulten

Noch im selben Jahr erschien das zweite Album „Led Zeppelin II“. Während es die Platte auf Platz 1 der britischen Charts schaffte, hielt die Kritik der Medien an. Die erreichte 1971 mit dem Erscheinen von „Led Zeppelin IV“ ihren Höhepunkt, genauer: mit dem Stück „Stairway to heaven“. Die Vorliebe Plants zum Mystischen war bekannt, ebenso der Hang zum Okkulten von Page. Er sympathisierte mit dem Okkultisten und Magier Aleister Crowley.

Welche tiefere Bedeutung „Stairway to heaven“ nun haben mag – es ist das bekannteste und am häufigsten gespielte Stück der Rockgeschichte.

Mit dem Film „The Song Remains The Same“ gelang Led Zeppelin ein weiterer Eintrag in die Ewigkeit – die Aufnahme von 1973 gilt nach wie vor als eine der besten Livedokumentationen.

Der Erfolg der Band wurde 1977 jäh gestoppt, als Plants sechsjähriger Sohn an einer Virusinfektion starb. Schon ein Jahr vorher mussten Led Zeppelin eine längere Pause einschieben, als der Sänger bei einem Autounfall auf der Insel Rhodos schwer verletzt wurde. Das endgültige Aus kam 1980 mit dem Tod des Schlagzeugers John Bonham – er erstickte nach einem Konzert an seinem Erbrochenen.

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Von DerWesten

Acht Studioalben hatten Led Zeppelin bis zu diesem Zeitpunkt herausgebracht, mit „Coda“ erschien 1982 eine Sammlung von früheren Aufnahmen. Es sollte nicht das letzte Lebenszeichen von Led Zeppelin sein: Page und Plant entdeckten ihre Leidenschaft für den Konzertfilm. Anfangs hatte die schlechte Tonqualität die Musiker abgeschreckt, doch die verbesserte Technik eröffnete nun völlig neue Möglichkeiten. Page kaufte Dutzende (eigentlich illegal aufgenommene) Bootlegs auf, um sie digital aufzupolieren.

Am 10. Dezember 2007 spielten Led Zeppelin mit John Bonhams Sohn Jason am Schlagzeug in London zu Ehren des Atlantic-Mitbegründers Ahmet Ertegün. Das Interesse an diesem Konzert brach alle Rekorde. Innerhalb von wenigen Stunden hatten sich weltweit mehr als 20 Millionen um eine Karte beworben.

Gerüchte um eine Reunion, ja vielleicht sogar um eine aus-gedehnte Tournee halten sich seitdem hartnäckig. „Aber es wäre doch albern“, sagte Jimmy Page in einem Interview, „wenn alte Männer mit ihren Gehhilfen auf die Bühne gehen.“ Wäre es das?

The song remains the same.

Rock-Lexikon

Woodstock. Wer „Woodstock“ sagt, meint das Woodstock Music Festival, das vom 15. bis 17. August 1969 in dem Dorf Bethel (76 km von Woodstock entfernt) gefeiert wurde.

„Woodstock“ war eigentlich ein kommerzielles Ding. Die drei Veranstalter mieteten 243 Hektar Land, verpflichteten 32 Acts der Musikrichtungen Rock, Folk, Soul und Blues, und sie verkauften Eintrittskarten zum Preis von 18 Bucks für drei Festivaltage. Man kalkulierte mit 60 000 Besuchern.

Eine Million machten sich auf den Weg, mehr als 400 000 erreichten Bethel und trampelten die Umzäunungen nieder. Jetzt war das Festival umsonst. Dann kam der Regen. Am Ende des ersten Tages prasselten in drei Stunden 120 mm Wasser aufs Volk. Joan Baez sang dazu „We shall overcome“.

Das Publikum rief „No rain!“ und hatte seinen Spaß. An Santana, Canned Heat, Janis Joplin und vielen anderen. Chaotische Zustände (Verpflegung, Toiletten) konnten die Atmosphäre von Liebe, Frieden und LSD nicht trüben. Make love, not war.

Bis Montag früh um neun: Mit der Zugabe von Jimi Hendrix („Hey Joe“) war Schluss. Woodstock. Der Höhepunkt der Hippie-Bewegung.