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Sonne, Mädchen und Autos. Die Themen der Beach Boys waren so leicht wie ihre Surf-Musik. In den frühen 60er Jahren begeisterte die Band um die drei Wilson-Brüder die amerikanischen Teenager. Doch die „Good Vibrations“ kamen den fünf Jungs abhanden.

Brian Wilson, Kopf und Songwriter der Beach Boys, stand nur ein einziges Mal auf einem Surfbrett. Es machte ihm Angst. Die Versagensängste des Brian Wilson, die in einem Nervenzusammenbruch gipfelten, stehen im krassen Widerspruch zum „Fun, fun, fun“, den seine Beach Boys zum Lebensgefühl erhoben.

In den Jahren 1963 und 1964 überschwemmten die Beach Boys die Welt mit ihren Platten. Sieben Alben – darunter auch die Live-Scheibe „Beach Boys Concert“ und eine Weihnachtsplatte – brachte die Band in den beiden Jahren heraus. Im November 1964 waren die Beach Boys mit fünf Alben in den US-Charts vertreten. Es war die Leichtigkeit des klassischen Rock’n’Roll-Sound, die den Ruf der Beach Boys prägte. Unkomplizierte, eingängige Melodien im Stile eines Chuck Berry katapultierten die Band bereits mit ihrem Debut-Album „Surfin‘ Safari“ 1962 in die Charts, „I get around“ stürmte 1964 als erste Beach-Boys-Single an die Spitzenposition.

Vierstimmiger Chorgesang im Rock

Die tieferen Gesangsparts übernahm Cousin Mike Love, auch Highschool-Freund Al Jardine holten sie mit an Bord. Jardine entdeckte das Thema Surfen, Brian Wilson thematisierte es so überzeugend, dass die Beach Boys schnell zur regionalen Größe aufstiegen und 1962 ihren Major-Vertrag mit Capitol Records schlossen.

Die Unterschriften konnten die damals Minderjährigen nicht selbst leisten, das tat Vater Murry Wilson. Ein folgenschwerer Vorgang: Der alte Wilson verwaltete auch die Rechte im Musikverlag der Beach Boys. Als Chuck Berry Tantiemen an „Surfin‘ USA“ beanspruchte, da es auf seinem „Sweet Little Sixteen“ basierte, übertrug ihm Manager Murry Wilson gleich die kompletten Rechte an dem Song. Später, als der Erfolg der Band ausblieb und das Geld nicht mehr floss, verkaufte Murray kurzerhand die gesamten Rechte an den Songs seines Sohns: Für 700.000 Dollar. Heute wird der Wert auf 20 Millionen geschätzt.

Doch zu diesem Zeitpunkt, 1969, war Brian längst nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Bereits 1964 ertrug er die kreischenden Teenies nicht mehr, zog sich von der Bühne zurück ins Studio.

Die Beach Boys produzieren sich selbst

Schon ab dem dritten Album „Surfer Girl“ hatte er die Produzentenrolle übernommen. Damit waren die Beach Boys die erste Band, die sich selbst produzierte. Das 66er Album „Pet Sounds“ wäre wohl unter einem Produzenten der Plattenfirma nie so entstanden. Mit teilweise riesiger Orchestrierung und ungewöhnlichen Sounds: Zum Einsatz kommen sogar Plastik- (also Pet-) Flaschen. Vom Mojo Magazine zur Platte des Jahrhunderts gekürt, fiel Pet Sounds beim Publikum durch.

Der Anspruch, ein perfektes Album abzuliefern, einen Nachfolger für Pet Sound, eine Antwort auf Sgt. Pepper von den Beatles, wurde für Wilson zur Obsession. Hinzu kam: Band und Plattenfirma setzten ihn unter Druck, wieder im alten Stil zu schreiben. Die Stimmung innerhalb der Band wurde gereizter, es entwickelte sich ein regelrechter Krieg zwischen Brian und dem Rest.

Zwei Jahre im Bett, 112 Kilo schwer

Brian blieb dabei auf der Strecke: Drogensucht. Psychotherapien, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde. Zwischen 1973 und 1975 verließ er kaum das Bett, der ehemals sportliche Typ wog 112 Kilo. „Ich war die Seele der Band“, so Wilson später, „aber seit ich nichts mehr brachte, waren die Beach Boys zu einem Unterhaltungskonzern verkommen, bei dem es nur noch ums Geld ging. Ich kannte meine Bandkollegen nicht mehr.“

Trotzdem dauerte es bis in die 80er Jahre, bis Brian endgültig ausstieg. Es folgten Prozesse um Rechte, um Tantiemen, sogar um die Vormundschaft für Brian. 1988 brachte Wilson endlich ein Solo-Album heraus. Der heute 69-Jährige hat offenbar seinen Frieden mit sich gemacht. Bis heute werden Brian-Wilson-Platten von der Kritik mit großem Lob bedacht. Die Beach Boys geraten immer mal wieder in Vergessenheit, nur um dann wieder entdeckt zu werden: eine Art Wellenbewegung.

Die Charts der Jahres

Während die Beatles mit ihren frühen Werken („Please Please Me“, „She Loves You“) in England durchstarten, schwelgt Deutschland 1963 in Freddys Seefahrerromantik und lacht über Billy Mos „Tirolerhut“. Vor allem wird ein brasilianischer Tanz bekannt – durch Manuelas „Schuld war nur der Bossa Nova“.

Bis in die 70er-Jahre waren die deutschen Versionen internationaler Hits hierzulande meist erfolgreicher als das Original. Zuweilen war eine Übersetzung gar nicht nötig: So sangen 1963 sowohl die Dänin Gitte als auch die Schwedin Lil Malmkvist ihren „Cowboy“ gleich selbst auf Deutsch. (Quelle: chartsurfer.de)

1. Manuela: Schuld war nur der Bossa Nova

2. Freddy: Junge, komm bald wieder...

3. Gitte: Ich will nen Cowboy als Mann

4. Lil Malmkvist: Ich will nen Cowboy als Mann

5. Gitte & Rex: Vom Stadtpark die Laternen

6. Billy Mo: Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut