Essen. Musik-Produzent und DJ Alle Farben spricht im XXL-Interview über die Höhen und Tiefen in seinem Leben und verrät, was er jüngst “verbockt“ hat.
Frans Zimmer alias Alle Farben aus Berlingehört zu den erfolgreichsten deutschen DJs und Musik-Produzenten. Der 33-Jährige spielt weltweit auf den größten Festival-Bühnen und machte jetzt für ein exklusives XXL-Interview einen Abstecher nach Essen in das neue Funke-Medienhaus. Dort erzählte er von seinem neuen Album, die Nähe zu Fans, die Vorfreude auf das Festival Smag Sundance in Essen und sein verrücktes Parookaville-Erlebnis. Der sympathische Künstler gab aber auch einen sehr persönlichen Einblick in sein Seelenleben: Er sprach über Mobbing in der Schule, Gefahren durch den Tour-Stress, seine Kritik an der Musik-Industrie und verriet, was er 2018 "verbockt" hat.
Du hast Dich gerade vor der Redaktion absetzen lassen – wer war dein Fahrer?
Alle Farben: Das war Christian, ein sehr cooler bodenständiger Typ. Er hat mich auf meiner „Tramping Tour“ von Köln zu Euch nach Essen gebracht.
Was ist denn eine „Tramping-Tour“?
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Alle Farben: Thema meines neuen Musik-Albums ist das Reisen und als Jugendlicher bin ich oft getrampt. Weil ich jetzt eine Woche quer durch Deutschland unterwegs bin, haben wir das „Fan Tramping“ erfunden. Via Instagram starten wir Aufrufe, wer uns von Stadt zu Stadt fährt. Und einige Fans können mich ganz persönlich kennenlernen.
Alle Farben hat keine Berührungsängste mit den Fans
Du suchst die Nähe zu deinen Fans – hast du keine Bedenken mal an den/die Falschen zu geraten?
Alle Farben: Natürlich kann das passieren. Ich hatte vor langer Zeit sogar mal eine Stalkerin. Trotzdem habe ich keine Berührungsängste. Wenn man zu oft Angst hat, verbaut man sich viel im Leben.
Wie sind die Reaktionen auf Deiner „Tramping Tour“?
Alle Farben: Das ist ein Geben und Nehmen. Wer mich fährt, kann vorab mein neues Album im Auto hören und bekommt Festival-Tickets, Sticker, Fotos oder auch ein Bier geschenkt. Und ich erlebe spannende und überraschende Momente. So wurde ich in Frankfurt in eine Kaffee-Rösterei gebracht. Dort hab‘ ich Kaffee probiert, der wie Beeren gerochen und nach Hagebutte geschmeckt hat. Total verrückt - so was hätte ich nie erlebt, wenn ich den Zug genommen hätte.
Dabei hattest Du mal komplett auf Koffein verzichtet…
Alle Farben: Ja, ich war vier Jahre abstinent. Mich hatte Kaffee immer so nervös gemacht. Im letzten September war ich in Kolumbien – dort wurde Milch mit einem Schluck Kaffee serviert. Das schmeckte so gut, da hat es mich wieder gepackt. Zum Glück kam die Nervosität nicht mehr zurück.
Alle Farben - Club-DJ und Hit-Garant
Der Berliner DJ Alle Farben alias Frans Zimmer landete 2014 mit "She Moves" seinen ersten Hit in den Deutschen Single Charts (Platz 9). In den Top 20 landeten ebenfalls "Please Tell Rosie" (3), "Bad Ideas" (7), "Little Hollywood" (14), "Only Thing We Know" (20), "Fading" (16) sowie "Supergirl" (2). Insgesamt kommt er auf über zwei Millionen verkaufte Tonträger und Downloads. 2017 gewann er einen Echo in der Kategorie "Dance National".
Du bist bei deiner „Tramping Tour“ auch aus einem anderen Grund auf Fahrer angewiesen – du wolltest doch im letzten Jahr den Führerschein machen?
Alle Farben: „Ich hab’s verbockt! Aber nicht die Prüfung. Nach der Anmeldung hat man für Theorie und Praxis nur ein Jahr Zeit. Ich hab’s nicht auf die Reihe gekriegt den Termin einzuhalten. Dabei fehlten mir nur noch ein paar Sonderfahrten. Jetzt muss ich alles nochmal neu machen – ich bin gerade etwas demotiviert.
Mal ehrlich: Das wurmt Dich doch enorm oder?
Alle Farben: Definitiv! Das kann ich vor mir selber gar nicht rechtfertigen, dass ich den Führerschein nicht mache. Das ist ein Ziel, dass ich unbedingt erreichen will. Ich bin sehr ehrgeizig, sonst wäre ich auch nicht da, wo ich heute bin.
Wie Frans Zimmer sich zum Erfolg kämpfte
Du hast mal gesagt, dass du Dir deinen Erfolg gerade in den ersten Jahren stark erkämpfen musstest…
Alle Farben: Ich habe viel dran gearbeitet und es war nicht immer einfach. Man musste sich als DJ hervorheben. Ich habe nicht bis 14 Uhr gepennt, sondern morgens direkt telefonisch Kontakte gepflegt, Türklinken geputzt, Podcasts und Fan-Aktionen gemacht sowie selbst Sticker entworfen, damit ich mich als Alle Farben etabliere.
Musstest Du viele Opfer für deine Karriere bringen?
Alle Farben: Ich habe viel Freizeit geopfert und ein normales Leben aufgegeben. Aus meinem Hobby wurde mein Beruf. Wenn ich jetzt mal Zeit für mich habe, stelle ich mich nicht mehr an die Plattenteller, sondern versuche mich mit anderen Dingen abzulenken. Ich koche zum Beispiel leidenschaftlich gerne.
Du hast jüngst für die Radio-Show des EDM-Weltstars Hardwell ein Gast-DJ-Set geliefert – kennt Ihr Euch?
Alle Farben: Das lief nur übers Management. Aber mittlerweile habe ich viele bekannte DJs kennengelernt und es geschafft, in diese nicht ausgesuchte Familie zu kommen.
Wie ist die Atmosphäre unter den Künstlern?
Alle Farben: Mit einem hat man mehr zu tun, mit dem anderen weniger. Ob man jemanden mag, ist da gar nicht so die Frage. Man wertschätzt sich gegenseitig. Das finde ich toll. Alle, die auf den Mainstages dieser Welt stehen, sind nicht durch Zufall dort gelandet, sondern haben hart dafür gearbeitet.
Es gab Höhen und Tiefen abseits der Show-Bühne
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Manche sind dem Druck und dem stressigen Leben nicht gewachsen. Nach dem tragischen Tod des Schweden Avicii haben vermehrt DJs wie etwa Hardwell eine Auszeit genommen. Auch Du hast schon Höhen und Tiefen erlebt und Ende 2014 kurzzeitig die Notbremse gezogen. Wie hast Du Deinen Frieden mit dem stressigen Leben als Künstler gemacht?
Alle Farben: Ich habe den Traum von vielen gelebt. Und trotzdem ging es mir nicht gut – das konnte einfach nicht richtig sein. Daraufhin habe ich das Management gewechselt und achtete fortan viel mehr auf mich selbst. Damals trank ich auch viel Alkohol. Jetzt feiere ich zwar immer noch gerne, aber ich verzichte zum Beispiel auf Schnaps, habe meine komplette Ernährung umgestellt und treibe regelmäßig Sport. Das hat mir so viel Lebensqualität gebracht, dass ich schnell wieder richtig Lust auf meinen Beruf hatte.
Dir sind Freundschaften sehr wichtig. Fällt es dir schwer, diese zu pflegen?
Alle Farben: Ja! Sicherlich habe ich durch meinen Job schon Freundschaften verloren. Aber ich habe auch tolle Freunde, die verzeihen und akzeptieren, dass ich nicht so viel Zeit habe. Die sind kompromissbereit, ich bin es und so funktioniert es.
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Du bist auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat und Facebook sehr aktiv - ist das Business oder Spaß?
Alle Farben: Ich hatte früher viel mehr Spaß daran – nun ist es mehr Business geworden, weil alles politisch ist, was ich mache. Mit jedem Post könnte ich jemanden verärgern. Deshalb muss ich immer alles absegnen. Instagram halte ich aus dem Grund weitestgehend aus meinem Privatleben raus. Mein Social-Media-Team findet das natürlich sehr schade – so kam die Idee zu den gezielten Fan-Aktionen.
Alle Farben: "Ich wurde in der Schulzeit gemobbt"
Was würdest Du niemals in den sozialen Medien posten?
Alle Farben: Wenn ich Kinder hätte, würde ich dort nie Fotos von ihnen zeigen.
Alle Farben ist Headliner in Essen
Beim Smag Sundance Festival am 13. Juli in Essen ist Alle Farben der Headliner. Zum Line up gehören zudem Hugel, Dynoro, Plastik Funk, Oliver Magenta, Felix Kröcher sowie Tube & Berger. Die Tickets kosten im Vorverkauf 40 Euro. VIP-Karten liegen bei 85 Euro. Mehr Infos gibt es auf der Homepage des Veranstalters.
Du hattest es in Deiner Jugend nicht immer leicht und dich jüngst an einer bemerkenswerten Aktion von 1Live zum Thema Mobbing beteiligt. Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Alle Farben: Ich war eher die graue Maus in der Schulzeit und wurde eine Zeitlang auch gemobbt. Zum Ende der Grundschule war es am Schlimmsten. Als Kind wusste man sich nicht so gut zu helfen und konnte sich nicht wehren. In der Oberstufe habe ich es besser weggesteckt und bin in irgendwelche Schulräume gegangen, wo keiner war. Deshalb war mir das Thema sehr wichtig. Mittlerweile ist Mobbing an Orte gekommen, wo man es nicht mehr so kontrollieren kann – etwa im Internet.
Wie hat dich das geprägt für dein Leben – auch im Umgang mit anderen Menschen?
Alle Farben: Ich war eher zurückhaltend und habe in meinem Leben viele Wandel durchgemacht. Positiv für mich war die kreative Entwicklung durch die viele Zeit, die ich alleine verbracht habe. Insgesamt hat es mir nicht geschadet, ich bin eher daran gewachsen.
Die Rolle als Firmenchef mit großer Verantwortung
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Jetzt bist du nicht nur Künstler, sondern auch Firmenchef und trägst damit eine große Verantwortung.
Alle Farben: Das fällt mir schwer, weil ich unter anderem auch Gehaltsgespräche führen muss. Da bin ich auf gute Vorarbeit angewiesen. Dafür räume ich meinen Leuten viele Freiheiten ein. Durch dieses Vertrauen gehe ich zwar ins Risiko, aber das funktioniert richtig gut. Ich habe zwei festangestellte Mitarbeiter. Dazu wächst das Team während einer Tour durch Freelancer bis auf 15 Personen an. Insgesamt arbeiten über 40 Leute am Projekt Alle Farben.
Und jetzt sind alle gespannt wie das neue Album ankommt?
Alle Farben: Definitiv. Aber ich bin entspannter als manch anderer in meinem Team. Ich mache mir nicht so viel Druck und bin vielleicht auch etwas erfolgsverwöhnt (lacht)
Wann wird das Album veröffentlicht?
Alle Farben: Offiziell am 14. Juni – aber man bringt kein Album mehr an einem bestimmten Tag, sondern über Wochen hinweg heraus. Der Musikmarkt hat sich verändert und für den maximalen Erfolg ist man an das Medium Spotify gebunden. So gibt es schon mehrere Lieder, die vorab veröffentlicht werden, damit wir eine höhere Aufmerksamkeit und mehr Klicks bei Spotify generieren.
Die erste Single war „Walk Away“ mit James Blunt – einem ganz großen Namen der Musik-Szene - wie kam es dazu?
Alle Farben: Bei James Blunt hatte ich nur Gesang und Melodie angeboten bekommen und wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, etwas daraus zu machen. Wenn’s gut würde, hätte James dann vielleicht Lust mit mir zu arbeiten. Ok…, keinen Druck (lacht). Ich fand die Stimme cool und hab was draus gemacht. James hatte Bock und drehte dann sogar das Musik-Video mit mir.
Identität des Sängers von "Please Tell Rosie" wird nicht verraten
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Du wählst die Sänger für deine Produktionen sehr gezielt aus – meist sind es selbst fürs Pop-Business sehr markante, außergewöhnliche Stimmen…
Alle Farben: Das passiert gar nicht unbedingt immer mit Kalkül. Ich arbeite gerne mit vielen und kreativen Leuten. Die meisten Lieder entstehen mit den Sängern, denn die wissen, worum es in dem Text geht und können es am besten rüberbringen – etwa wie bei Bad Ideas mit Chris Gelbuda oder bei Please Tell Rosie, wo ich den Namen des Sängers nicht nennen darf.
Warum macht ihr daraus ein Geheimnis?
Alle Farben: Ich möchte das gar nicht, aber er will das so. Er ist relativ bekannt – aber sein eigentliches Musikprojekt ist so anders, dass er anonym bleiben will. Und das respektiere ich natürlich.
Und man kann die Stimme nicht erkennen?
Alle Farben: Es ist sehr schwer – wer allerdings die richtige Idee hat, wird „ach, natürlich“ sagen… Der Sänger hat dafür extra einen Fake-Künstler-Namen erfunden. Selbst bei der Abrechnung sieht man nicht die wahre Identität. Er hat übrigens auch den Titelsong des Albums ,Sticker on my suitcase‘ mitkomponiert und die Vocals gesungen – natürlich wieder anonym.
Scharfe Kritik an der Musik-Industrie
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Du gehörst zu den wenigen deutschen Produzenten von elektronischer Musik, die regelmäßig mit ihren Liedern auch kommerziell erfolgreich sind. Obwohl Elektro-Festivals wie Parookaville, Airbeat One, World Club Dome oder Smag Sundance boomen, sind die Single Charts hierzulande meist mit Deutsch-Rap geflutet – ein krasser Widerspruch?
Alle Farben: Die Fans von HipHop dürfen ja alle noch nicht auf Festivals (lacht). Es ist halt die Jugendmusik gerade – das muss man respektieren. Aber ich kann damit nichts anfangen. Die können ja noch nicht mal singen oder rappen – da wird einfach ein Stimmenverzerrer draufgelegt und los geht’s. Aber die Musik-Industrie funktioniert auch in einem Punkt nicht mehr.
Was meinst Du?
Alle Farben: Den Grund, warum HipHop fast ausschließlich die Charts beherrscht, sieht man am Beispiel Spotify. Hier zahlt jeder Kunde zehn Euro für das Abo. Die Kids werden von Künstlern aufgefordert, ihre Handys nachts anzulassen, damit auf Dauerschleife deren Lied läuft. In dem Fall hat das Zehn-Euro-Abo eine Kaufkraft von 1000 Euro, während die Kaufkraft eines normalen Nutzers, der viel weniger Lieder hört, auf zehn Cent abfällt. Die Relation stimmt nicht mehr. Es kann nicht sein, dass Künstler, die zehn Wochen in den Radio-Charts auf Platz 1 liegen, es gerade einmal knapp in die Top 100 der Single-Charts schaffen. Und der Rest wird durch HipHop-Songs belegt, die durch Spotify angekurbelt wurden.
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Es gibt DJs, die spielen nur noch eigene Produktionen – du hast mittlerweile auch ein großes Repertoire - wie unterscheidet sich der Produzent Alle Farben von dem DJ?
Alle Farben: Es kommt immer darauf an, wie lange mein Auftritt geht. Normalerweise sind rund 40 Prozent in meinem DJ-Set eigene Songs. Als DJ nutze ich die Freiheit, Lieder von anderen zu spielen oder fertige mir spezielle Versionen an. Ich kenne aber auch genug Bands, die ihre eigenen Songs nicht mehr hören können…
Kannst Du deine Lieder selbst noch hören?
Alle Farben: Zuhause nicht mehr. (lacht) Aber in dem Moment, wo ich sie spiele, ist es ok – ich kriege natürlich auch ein tolles Feedback von dem Publikum.
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Ein guter DJ kann mit seiner Musik die Masse steuern – wie fühlt sich das an?
Alle Farben: Wahnsinn! Ich möchte es gar nicht mehr missen. Wenn Du auf der Bühne die Arme hebst und alle machen mit, um den Moment zu fühlen… Wer das einmal erlebt hat, wird sein Leben lang davon schwärmen.“
Wonach entscheidest Du, welche Songs Du bei einem Auftritt spielst?
Alle Farben: Das kommt auf die Stimmung des Publikums an. Ich wähle die Tracks oft spontan aus – sehr zum Ärger meines Teams. Licht und Visuals wollen gerne vorher wissen, was ich wann spiele und versuchen sich das oft auszurechnen, um die passenden Effekte vorzubereiten. Das klappt halt nicht immer so gut bei mir. (grinst)
Bei den Festival-Bookern stehst du hoch im Kurs – speziell in NRW: Alleine in diesem Sommer spielst du beim Smag Sundance In Essen, "Luft und Liebe" in Duisburg, der 1Live-Nacht in Gelsenkirchen und Parookaville in Weeze – wie erklärst du dir deine Beliebtheit in dieser Region?
Alle Farben: Ich hatte viel Support durch’s Radio und habe mir wohl die richtigen Kontakte aufgebaut. Zudem bin ich immer gerne hierhergekommen – das merken die Leute und honorieren es.
"Das Festival Parookaville kann mit Tomorrowland mithalten"
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Du hast schon zweimal bei dem laut DJ-Mag-Wahl beliebtesten Festival der Welt, dem Tomorrowland in Belgien gespielt – was macht das Event so besonders?
Alle Farben: Tomorrowland ist ein großartiges, sehr wichtiges Festival – auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. Speziell die Crew der Künstler wird woanders besser behandelt. Es gibt aber in Deutschland ein Festival, das mithalten kann.
Welches meinst du?
Alle Farben: Parookaville am Flughafen Weeze – das empfinde ich auch für die Besucher schöner als Tomorrowland. Das liegt unter anderem an Mitorganisator Bernd Dicks – er ist das größte Arbeitstier, das ich kenne und hat unheimlich viele Ideen für das Festival.
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Was fehlt dir noch auf deiner persönlichen Festival-Liste?
Alle Farben: „Burning Man“ in der Wüste der USA. Das ist wie ein einwöchiges Survival-Training. Im Gegensatz zu einem normalen Festival ist alles dezentralisiert. Dort geht es nicht um die Bühnen, sondern um die Kleinkünste und die Menschen. Man nimmt kein Geld in die Hand, sondern tauscht das Essen und die Getränke. Freunde von mir waren da - für sie hat sich das Leben danach verändert.
Alle Farben bringt einen Trompeter mit nach Essen
Beim Smag-Sundance am Essener Baldeneysee bist du der Headliner: Sand, Strand, Wasser, eine große Bühne – freust dich schon darauf und hast Du Live-Elemente dabei?
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Alle Farben: Ich freue mich unheimlich auf die Festival-Saison und nehme nach Essen einen Trompeter mit. Es ist Wahnsinn, was das für eine Energie bringt. Selbst wenn sich der Trompeter mal verspielt, bleibt die Stimmung auf einem hohen Level.
Das außergewöhnlichste Bühnen-Erlebnis hattest du vor zwei Jahren bei Paroookaville in Weeze – was war da los?
Alle Farben: Es hatte heftig geregnet und die Steckdosenleiste mit meinem DJ-Equipment war voll mit Wasser gelaufen. Dadurch gab es einen Stromausfall und die Musik war aus. Aber ich hatte Sänger und Trompeter dabei, deren Mikrofone noch funktionierten. Die haben spontan reagiert und es gab für zwölf Minuten eine Live-Jam-Session. Das war unglaublich - das Publikum hat einfach weitergefeiert.
Während Du ohne Strom warst, hat deine Crew die Situation gerettet. Hast Du da gemerkt, dass dein über Jahre aufgebautes Umfeld jederzeit funktioniert?
Alle Farben: Ja, das macht mich echt glücklich. Das ist meine gewählte Familie, um die ich mich dann auch kümmern muss – was nicht immer einfach ist.
Warum?
Alle Farben: Wenn ich auf Tour bin, sind wir mit 15 Jungs unterwegs – da entwickelt sich auch eine gewisse Dynamik. Das kann hart sein. Ich werde größtenteils in Ruhe gelassen, weil ich sozusagen der Arbeitgeber bin. Aber untereinander werden Streiche gespielt, was nicht jeder immer lustig findet. Wir haben auch eine Mimose, die sich stets über frühes Aufstehen beschwert.
Der ganze besondere "Alle Farben"-Moment im Fernsehen
Du legst vor Zehntausenden auf, standest aber auch schon bei einem Millionen-Publikum im Mittelpunkt – in der RTL-Show „Wer wird Millionär“ ging es bei einer Frage um „Alle Farben“ – was bedeutet Dir das?
Alle Farben: Viel weniger als meinem Umfeld. Für einige ist das größer als ein Echo – ich habe rund 1000 SMS bekommen. Wenn ich auf einer Bühne stehe und alle singen meine Lieder mit, ist das viel schöner für mich.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Alle Farben: Ich bin sehr ehrgeizig und habe mir ein neues Ziel gesetzt: Ich möchte gerne einen Welthit haben. Das ist nicht bescheiden, sondern eine große Aufgabe. Ich arbeite sehr hart dafür und habe den Ehrgeiz es zu schaffen. Natürlich gehört immer Glück dazu. Aber ich hatte schon viel Glück in meinem Leben - deshalb glaube ich daran, dass es passieren kann.
Parookaville 2018 - die schönsten Bilder von dem Festival