Weeze. . Das Parookaville 2018 begeistert Fans und DJs. Wermutstropfen: Durch den niedrigen Grundwasserspiegel kam zeitweise kein Wasser aus den Duschen.
Es war schon nach 1 Uhr in der Nacht. Seit über zehn Stunden wummerten die Bässe durch die Arena in Kopf, Magen und Beine der glückseligen Musik-Fans. Da sammelten Zehntausende Bürger von Parookaville ihre letzten Kraft-Reserven und hüpften abermals auf Kommando des schwedischen Duos Axwell /\ Ingrosso über den staubigen Untergrund im Takt der elektronischen Musik.
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Minuten nach ihrem Auftritt waren die Superstars der DJ-Szene noch immer beeindruckt: „Das Publikum von Parookaville reagiert fantastisch“, schwärmte Sebastian Ingrosso. Sein DJ-Partner Axwell fand es unglaublich, was auf dem Gelände neben dem Airport Weeze innerhalb von nur vier Jahren entstanden ist: „Das ist typisch deutsch nach dem Motto: Wenn etwas cool ist, lasst es uns richtig groß machen.“
Showkonzept hat einen Nerv bei den Fans getroffen
Damit meinte der DJ nicht nur die beeindruckende Mainstage, die mit 200 Metern Breite die größte Festival-Bühne Europas ist. Das Showkonzept aus einer fiktiven Stadt auf Zeit auf dem Gelände neben dem Airport Weeze hat seit der Premiere vor vier Jahren einen Nerv bei den Festival-Fans getroffen. So konnte Parookaville in kürzester Zeit von 25.000 auf 80.000 Bürger wachsen.
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Dass bei so einer rasanten Entwicklung nicht alles glatt läuft, ist nachvollziehbar. Nachdem es im vergangenen Jahr ein Verkehrs-Chaos bei der Anreise gab, ging das neue Traffic-Konzept zwar auf, schuf aber ein neues Problem: Jetzt staute es sich schon am frühen Morgen am Eingang der Campingplätze. „Wir haben im Vorfeld gebeten, dass die Besucher erst nachmittags anreisen. Dass wir in drei Stunden nicht 30.000 Camper verteilen können, war klar“, so Parookaville-Sprecher Philipp Christmann.
Zeitweise kam kein Wasser aus den Duschen
Durch verstärkte Sicherheitskontrollen kam es zu längeren Wartezeiten, die teils für Frust sorgten: „Statt die Bühne zu vergrößern, hätten sie lieber ausreichend Eingänge am Campingplatz schaffen sollen“, ärgerte sich Michael (27) aus Aachen. Ein weiteres Problem war der niedrige Grundwasserspiegel am Wasserwerk des Flughafens. Dadurch gab es einen Druckabfall, so dass die Duschen teilweise nicht zuverlässig funktionierten und sogar in einer Nacht von 22 bis 8 Uhr morgens abgestellt wurden. Das kompensierte der Veranstalter, in dem mit bis zu 18 Lkw Wasser aus den umliegenden Gemeinden zum Festival-Gelände brachte.
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Den Spaß am Festival ließen sich die meisten Besucher dadurch nicht vermiesen. Sie eroberten die Stadt im Sturm: Die Bürger machten im Freibad das Seepferdchen und ließen sich im Gefängnis Tattoos stechen – speziell das „PV“ von Parookaville sehr beliebt. In der Kirche wurden 2000 Festival-Hochzeiten und sogar eine echte standesamtliche Ehe geschlossen. Nina und Markus aus Köln gaben sich das Ja-Wort – mit dem Berliner DJ Alle Farben als Trauzeugen. Zudem gab es fünf ernstgemeinte Heiratsanträge.
Einen ganz besonderen Samstagabend erlebte Lucienne Sönnichsen (23) aus Gladbeck. Sie hatte bei unserer Verlosung Tages-Tickets und ein Sechs-Gang-Menü im neuen Restaurant von Björn Freitag gewonnen. „Die Atmosphäre ist fantastisch“, schwärmt Norman Sönnichsen (31). Während die Geschwister gebratene Garnelen und Tranchen vom Rinderfilet verspeisten, genossen sie die Panorama-Aussicht auf die Hauptbühne mit dem deutschen Grammy-Gewinner Zedd.
David Guetta, Felix Jaehn, und Steve Aoki auf den Bühnen
Unter den 250 Künstlern, die auf zehn Bühnen auftraten, waren viele internationale Stars. Zu den Höhepunkten gehörten die Auftritte von dem aktuell beliebtesten DJ der Welt, Martin Garrix, sowie David Guetta, Solomun, Felix Jaehn, Kungs, Tortenwerfer Steve Aoki und der extrovertierte Franzose Martin Solveig mit seinem Live-Gesang. Für den krönenden Abschluss sollten am späten Sonntagabend die Superstars Armin van Buuren und Hardwell sorgen.
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Einer der größten DJs und Musik-Produzenten des letzten Jahrzehnts war zwar nicht in Parookaville und doch durchgehend präsent. Fast jeder Künstler auf der Hauptbühne spielte in seinem DJ-Set ein Lied des im April verstorbenen Schweden Avicii, was mehrfach für Gänsehaut-Stimmung sorgte.
DJ Axwell: "von Leuten mit Herz und großer Leidenschaft entworfen"
Die Liebe zur elektronischen Musik führt die Menschen in Parookaville zusammen, wo sie gemeinsam für drei Tage friedlich das Leben feiern. Bis Sonntagnachmittag gab es lediglich drei Körperdelikts- und 14 Diebstahl-Anzeigen. „Die Besucher wollen Selfies mit uns machen und sagen Danke dafür, dass wir die Polizisten sind. So einen freundlichen Umgang gibt es sonst nirgendwo“, sagte Achim Jaspersm, Sprecher der Kreispolizei Kleve.
„Man spürt, dass dieses Festival von Leuten mit Herz und großer Leidenschaft entworfen wurde“, lobte DJ Axwell. Gerne würde er mit Ingrosso im nächsten Jahr nach Parookaville zurückkehren - möglicherweise sogar zu dritt mit Steve Angello an ihrer Seite. „Wer weiß“, meinte Sebastian Ingrosso mit einem verschmitzten Lächeln. Seit der einmalig angedachten Wiedervereinigung der Swedish House Mafia auf einem Festival in Miami deutet vieles daraufhin, dass die einstigen Überflieger der Elektro-Szene weitere Auftritte folgen lassen könnten. „Es wird etwas passieren“, verspricht Axwell - vielleicht auch in Parookaville.