Essen. In der Filmbiografie “Grace of Monaco“ spielt Nicole Kidman die einstige Fürstin des Felsenstaates, die hinter der glamourösen Fassade vor allem wohl eines gewesen sein soll: unglücklich. Die Fürstenfamilie in Monaco gab sich über die Darstellungen in dem Film pikiert.

Das Fürstenhaus der Grimaldis in Monaco gab sich pikiert. Auf keinen Fall werde man der Eröffnung der Filmfestspiele von Cannes der Premiere von Olivier Dahans Film „Grace of Monaco“ über das Leben der Fürstengattin Gracia Patricia beiwohnen.

Und das, wo Fürst Rainier den Hollywoodstar Grace Kelly 1955 doch ausgerechnet bei diesem Festival zum ersten Mal erblickte, um sie ein Jahr später zu seiner Gemahlin zu machen. Verpasst haben sie eine Biografie, in der aus Gründen der Spannung einiges verdreht und einiges hinzuerfunden wurde und in der die Mittvierzigerin Nicole Kidman mit den Segnungen der Maskenbildner und Weichzeichner versucht, einer 30-Jährigen Kontur zu verleihen.

Tim Roth als kettenrauchender „Ray“

Regisseur Dahan hat sich bereits mit dem Edith-Piaf-Film „La vie en rose“ (2007) einen Namen gemacht. Bei der jetzt vorliegenden Nachdichtung von Ereignissen im zweitkleinsten Staat der Welt ist er damit beschäftigt, aus der ehemaligen Grace eine Beinahe-Ikone zu formen, die schließlich in ihrer Gracia-Rolle aufgeht. Auch wenn Gatte Rainier hier in Gestalt des Briten Tim Roth einen wenig attraktiven Kettenraucher abgibt, der mindestens eine Hand immer in der Tasche versteckt.

Aber natürlich wird ihn auch angesichts der vorhandenen Prominenz das „Namedropping“ gereizt haben. Ob Alfred Hitchcock, „Ari“ Onassis, Maria Callas oder Charles de Gaulle, sie alle paradieren über die Leinwand.

Der Film beginnt 1962, als „Gracie“ sechs Jahre nach der Traumhochzeit und gesegnet mit zwei Kindern die Nase voll hat von der Enge des Fürstenhofs. Da kommt das persönlich vorgetragene Angebot ihres Lieblingsregisseurs Hitchcock gerade recht, der sie für seinen Film „Marnie“ verpflichten will. Sie probt bereits ihre Rolle, als erste Gerüchte über einen neuen Film durchsickern und die Eheleute weiter entfremden. Doch wenn die Not in Eheangelegenheiten am größten, dann eilt die Politik zu Hilfe.

De Gaulle fordert von Monaco endlich die Vollbesteuerung seiner Bürger, mit sofortiger Abführung der Einnahmen an Frankreich. Dort hat der kostspielige Algerienkrieg die Kassen gelehrt, Abhilfe schaffen sollen die Monegassen, die De Gaulle andernfalls „ins Mittelalter zurückwerfen“ will.

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Die Charme-Offensive der Fürstin

In dieser Situation wächst die Fürstin über sich hinaus. Sie engagiert einen Grafen (Sir Derek Jacobi) als Berater, der sie fit macht für die Geschichte der Familie Grimaldi und die Gepflogenheiten zu Hofe. Er vermittelt ihr mediterranen Kleidergeschmack, stärkt ihr Selbstbewusstsein und sorgt so letztendlich auch dafür, dass sie ihrem „Ray“ wieder näherkommt. Mehr noch, sie wird mit ihrer Charme-Offensive zu seiner ganz speziellen Geheimwaffe. Den französischen Soldaten bringt sie Picknick-Körbe, De Gaulles Machtpolitik zerfällt nach einer flammenden Heile-Welt-Rede förmlich zu Staub. Und ganz nebenbei entlarvt sie Rays Schwester auch noch als Landesverräterin.

Nie kann sich dieser Film so ganz von der Form des Klatschblatt-Kinos lösen, so sehr Nicole Kidman sich mit ihren Tränen auch Mühe gibt. Zur Belohnung wird sie am Ende beinahe zur Heiligen erkoren, wenn bei den letzten Bildern ein Kirchenchor jauchzt und die Musik nur so jubelt. Unsterblich will die Regie sie offenbar machen, weshalb ihr Tod 20 Jahre später bei einem Autounfall im ansonsten mitteilungsfreudigen Nachspann auch verschämt verschwiegen wird. Die Straße allerdings, auf der sie verunglückt, meint man zweimal deutlich gesehen zu haben. Vielleicht aber hat Monaco nur diese eine Straße ins Grüne.

Wertung: drei von fünf Sternen