Essen. . Unter dem Titel „The Return of the First Avenger“ startet der neue Blockbuster aus dem Marvel-Universum. Chris Evans und Scarlett Johansson als Spionin Black Widow versuchen, eine Verschwörung aufzudecken. Doch neben Faustkämpfen geht es auch um politische Themen wie die Überwachung der Bevölkerung.

Eine Superhelden-Name wie Captain America ist hierzulande nur schwer vermarktbar. Vor allem, weil der ehemalige U.S. Army Officer Steve Rogers (Chris Evans) dabei auch noch ein Stars’n’Stripes Kostüm trägt, das einen zweifelhaften Hurrapatriotismus zu signalisieren scheint. Und so kann neue Film ganz ohne den Kampfnamen im Titel auskommen. „The Return of the First Avenger“ spricht nun zwar für die Vorsicht des Disney Konzerns, verleugnet aber tatsächlich die wahre Natur von Captain America: Dieser Typ ist keinesfalls ein besinnungsloser Verkäufer amerikanischen Glanzes, sondern wohl eher ein Gradmesser für die Ehrenhaftigkeit politischen Tuns in „Gottes eigenem Land“.

Wer die Comic-Historie des Captain kennt, der weiß, dass dieser Held durchaus sehr kritisch reagieren kann. Dass er in der Zeit des Watergate-Skandals aus Scham sein Kostüm ablegte beispielsweise, oder dass er sich in der Hochzeit des Rassismus einen farbigen Partner in Gestalt des „Falken“ zulegte. Diesmal ist alles noch viel schlimmer, denn im Hauptquartier der Geheimorganisation „S.H.I.E.L.D.“ scheint plötzlich nichts mehr zu stimmen.

Kollegen, mit denen er eben noch befreundet war, machen plötzlich Jagd auf ihn, den Falken (Anthony Mackie) und die schöne Natasha Romanoff alias „Black Widow“ (Scarlett Johansson). Um alles auf die Spitze zu treiben, wird auch noch auf ihren Boss, den einäugigen Nick Furie (Samuel L. Jackson), ein Attentat verübt.

Intrigennetz wird zur Gefahr für die ganze Welt

Wer sich bei solchem Geschehen erinnert fühlt an das Politkino der 70-er und 80-er Jahre, an Filme wie „Die Unbestechlichen“, „Zeuge einer Verschwörung“, vor allem aber „Die drei Tage des Condor“, der liegt richtig. Gerade dieses Feeling wollten die Regie-Brüder Anthony und John Russo offensichtlich wieder aufleben lassen, wollten ein Intrigennetz aufspannen, das zu einer Gefahr für die ganze Welt zu werden droht.

Man hört Reden, die eine größere Kontrolle der Bürger zum Schutz der Allgemeinheit fordern. Und dann taucht da einer auf, der eine marode gewordene Ordnung ins Chaos stoßen will, um eine neue Ordnung nach seinem Geschmack zu errichten.

Natürlich ist ein aus Washington heraus geborener Plan zur Massenvernichtung nicht gerade naheliegend. Trotzdem hat es einem Ausnahme-Schauspieler wie Robert Redford gereicht, um erstmals in seiner Karriere in einem Blockbuster mitzuwirken. Er, der einst das Agenten-Opfer in „Die drei Tage des Condor“ war, steht hier als umtriebiger Alexander Pierce allerdings auf der zwielichtigen Seite des Geschehens. Ihm zur Seite steht dabei ein engagierter Superkämpfer mit Namen „Winter Soldier“, der Captain America bekannt vorkommt. Als er die wahre Identität des mit einem stählernen Arm ausgerüsteten Killers endlich erkennt, ist seine Verwirrung nicht gerade gering.

Erwachen in einer abstrus veränderten Welt

Man vermisst in dem düster gehaltenen „The Return of the First Avenger“ ein wenig die Leichtigkeit, wie man sie beim „Iron Man“ eines Robert Downey jr schätzt. Lediglich das Spiel mit einem Titelhelden, der 70 Jahre im ewigen Eis eingefroren war und sich nun einer abstrus veränderten Welt gegenübersieht, sorgt für ein wenig Schmunzeln. Wenn er sich in seinem Notizbuch akribisch den Titel eines Songs vermerkt, der ihm gefallen hat, dann spürt man immer noch den eher analogen Helden. Derart rasant jedoch, wie dieser Film geschnitten ist und wie die Ereignisse sich türmen, muss er sich mit dem Handschriftlichen ziemlich beeilen.

Wertung: Drei von fünf Sternen