Essen. Man schreibt das Jahr 1875: Fremde werden in dem entlegenen Dorf in den Hochalpen nicht gern gesehen. Doch eines Tages gelangt ein unbekannter Mann in das Hochtal und stößt auf ein düsteres Geheimnis. Der Österreicher Andreas Prochaska führte Regie in dem packenden Alpenwestern „Das finstere Tal“.

„Es gibt Sachen, über die darf man nicht reden. Aber dass man nicht über sie reden darf, heißt nicht, dass man’s je vergessen kann“ – so unheilschwanger gibt eine Mädchenstimme gleich zu Beginn die Richtung dieser Geschichte vor. Düstere Geheimnisse umgeben das abgelegene Alpenhochtal, in dem Ende des 19.Jahrunderts der mächtige Brenner-Bauer und seine sechs Söhne das Sagen haben.

Kurz bevor die winterlichen Schneemassen das Dorf völlig von der Außenwelt abschneiden, trifft ein Fremder auf seinem Pferd ein. Er nennt sich Greider und stellt sich als Fotograf vor. Bald erschüttern Todesfälle das Dorf. Einer der Brenner-Söhne kommt beim Baumfällen ums Leben, ein anderer kehrt von der Jagd nicht mehr zurück. Der Patriarch ist erschüttert, besteht aber mit Nachdruck darauf, dass die Hochzeit der junge Luzi wie vorgesehen stattfindet.

Dass sein Clan die frisch Vermählte für sich beansprucht, gehört zur Tradition. Bevor es zum Showdown kommt, muss der schweigsame Fremde noch alte Rechnungen begleichen.

Meisterhaftes Rache-Drama und Knödel-Western

Andreas Prochaska, in Österreich längst ein Erfolgsregisseur, bietet ein meisterhaftes Rache-Drama, das den Vergleich mit Sergio Corbucci kaum zu scheuen braucht: Auf den Spaghetti-Western folgt nun gleichsam der Knödel-Western.

Mit archaisch anmutenden Bildern zelebriert der Regisseur die unwirtliche Landschaft und lässt seine Akteure durch Schlamm und Schnee stapfen.

Gut und Bös sind schnörkellos verteilt

Wie es sich für Western und Heimatfilm gehört, sind Gut und Böse schnörkellos verteilt und werden hier exzellent dargeboten. Tobias Moretti spielt seinen fiesen Bösewicht bis zum Anschlag.

Paula Beer mimt die naive Braut, die sich traut. Und Sam Riley wandelt als wortkarger Einzelgänger mit Coolness in den „Pale Rider“-Spuren von Clint Eastwood: Gnadenlos bei seinen Gegnern, charmant bei den Damen. Wie er nach brav abgelegter Beichte in der Kirche den Racheengel gibt, das könnte auch Tarantino gefallen, wobei auf die großen Grausamkeiten des Romans im Film zum Glück weitgehend verzichtet wird.

Auch die Statisten sind auffallend gut

Nicht nur die Schauspieler überzeugen, selbst die Statisten sind in diesem Melodrama auffallend gut und sorgen mit ihren ausdrucksstarken, fast knorrigen Gesichtern für stimmige Atmosphäre. Last not least fehlt nicht die Moral von der Geschicht’: Die Befreiung von einem tyrannischen System ist nicht immer von Erfolg gekrönt. So weiß die weise Luzi in ihrem Schlusswort zu berichten: „Die Freiheit ist ein Geschenk, das sich nicht jeder gern machen lässt.“

Wertung: 4 von 5