Berlin. . Nazif Muji, der beste Darsteller der Berlinale 2013, ist jetzt von der Abschiebung bedroht. Bei der Eröfffnung der diesjährigen Gala zeigte er sich gerührt und sichtlich stolz. Großes Staraufgebot begleitet die Premiere des Eröffnungs-Films „The Grand Budapest Hotel“.
Noch hat die Berlinale gar nicht richtig begonnen, da meldet sich schon unser Leser Martin Oelenberg aus Menden per SMS: „Schreiben Sie mal über Nazif Mujic, den bedauernswerten Gewinner des Filmfestivals im vergangenen Jahr, dem es nach der Preisverleihung schlechter geht als vorher.“ Tatsächlich wurde der Roma aus Bosnien 2013 als bester Darsteller mit einem Silbernen Bären geehrt. In dem Film „Eine Episode aus dem Leben eines Metallsammlers“ hatte sich der heute 43-Jährige praktisch selbst gespielt.
Aber der kurzzeitige Ruhm auf der internationalen Filmbühne brachte ihm daheim kein Glück. Weil seine Kollegen dachten, Nazif sei nun ein reicher Mann, stießen sie ihn aus ihrer Clique der Schrotthändler aus. Schwere Krankheiten kamen dazu, und der Bären-Gewinner entschloss sich, nun praktisch mittellos, in Deutschland neu zu beginnen. Doch in Berlin erkennt man sein Flüchtlingsgesuch nicht an, und so steht die Familie unmittelbar vor der Abschiebung.
Aus dem Flüchtlingsheim ins Hotel
Die Festivalleitung hat dem Roma inzwischen einen Anwalt besorgt und ihn und seine Familie während der Berlinale aus dem Flüchtlingsheim in ein Hotel geholt. Wie es anschließend mit den Mujics weitergeht, ist derweil völlig offen. Am prachtvollen Berlinale-Eröffnungsabend schritt der tragische Gewinner mit Frau und Kindern sichtlich stolz und gerührt abermals über den roten Teppich, der für die Roma-Familie so viel mehr ist als nur ein hübscher Glamourfaktor.
Glamour bei der Berlinale
Natürlich waren (fast) alle deutschen Filmstars und Filmsternchen wieder da, um werbewirksam in eigener Sache in die Kameras zu lächeln: Mario Adorf, Marie Bäumer, Meret Becker, Iris Berben, Hannelore Elsner, Veronica Ferres, Bruno Ganz, Martina Gedeck, Corinna Harfouch, Joachim Krol, Jan Josef und Anna Liefers, Peter Lohmeyer, Heike Makatsch, Eva Mattes, Anna Thalbach, Lena Stolz und viele andere mehr.
Und sie sahen endlich einmal einen weitgehend heiteren, in jedem Fall aber originellen Film zum Berlinale-Auftakt: „The Grand Budapest Hotel“ von Regisseur Wes Anderson mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle und mit Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Tilda Swinton, F. Murray Abraham und Bill Murray hochkarätig besetzt.
Die Geschichte um den Concierge eines prächtigen Hotels hat Wes Anderson („Die Royal Tenenbaums“, „Tiefseetaucher“) mit der ihm ganz eigenen und typischen Skurrilität als ein völlig abgedrehtes und groteskes Theatertreiben inszeniert. Stilbrüche und Verfremdungen, Exzentrisches und Clowneskes, Hintersinniges und Kritisches werden zu einem schier brodelnden Gemisch vermengt. Ein altes Jugendstilkaufhaus in Görlitz wurde als Grand-Hotel-Kulisse herausgeputzt, und die ostdeutsche Stadt nahe der polnischen Grenze nennt sich inzwischen „Görliwood“ - in ausdrücklicher Anlehnung an das doch noch etwas größere Film-Mekka in Kalifornien.
„Görliwood“ macht Furore
Dabei kann Görlitz aber schon auf eine Reihe erfolgreicher Filmproduktionen verweisen: „Der Vorleser“ mit Oscar-Preisträgerin Kate Winslet und „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jackie Chan gehören dazu. Hans Falladas Roman „Jeder stirbt für sich allein“ sowie der Dickens-Klassiker „Eine Weihnachtsgeschichte“ sollen demnächst ebenfalls als internationale Co-Produktionen gedreht werden. Das Nostalgie-Kaufhaus hat inzwischen einen Investor gefunden, der es mit 20 Millionen Euro zu einem „Kaufhaus des Ostens“ (KaDeO) neu erblühen lassen will.