Essen. . Die Komödie “Voll abgezockt“ von Regisseur Seth Gordon („Kill the Boss“) landete in Amerika einen beachtlichen Kassenerfolg. Sie bietet Bekanntes: Action, Slapstick und jede Menge blöde Scherze mit einem biederen Jason Bateman und der burschikosen Wuchtbrumme Melissa McCarthy (“Brautalarm“).

Komödien sollen die Leute zum Lachen bringen. Das Problem ist nur, dass man immer wieder aufs Neue herausfinden muss, worüber die Leute lachen wollen. Diese Regel gilt aber nur, wenn Filmemacher gewillt sind, sich auf Neues einzulassen – was eher selten vorkommt.

Der Normalfall ist: Bewährte Spaßmuster werden bei geringer Veränderung so lange auf den Markt gebracht wie diese Profit abwerfen. Die Komödie „Voll abgezockt“ wählte den zweiten, einfacheren Weg und landete in Amerika einen beachtlichen Kassenerfolg.

Sandy Bigelow Patterson ist ein liebenswürdiger Bürger ohne auffällige Eigenschaften. Er lebt in Denver, Colorado, ist verheiratet und hat Kinder. Sandy ist zudem ein gewiefter Finanzbuchhalter, aber seit neuestem steht er unter Verdacht, ein ruchloser Abzocker und Zechpreller zu sein.

Diese Anklage trifft Sandy völlig unvorbereitet. Er hat sich doch nie etwas zu schulden kommen lassen und soll nun trotzdem vor dem Ruin stehen, weil er angeblich das Geld mit vollen Händen ausgibt. Wie sich zeigt, wurden die Zahlungen an Orten getätigt, an denen Sandy noch nie war; auch zeitlich kann er wasserdichte Alibis vorweisen. Und dann steht der Übeltäter fest.

Gefälschte Kredit- und Geldkarten

Diana, die in Orlando, Florida lebt, hat Sandys Bankdaten abgegriffen und führt nun mit gefälschten Kredit- und Geldkarten ein Leben in Saus und Braus.

Aufgrund vertrackter Rechtslage kann Sandy seine Unschuld (und sein Geld) nur retten, wenn er die Betrügerin auf eigene Faust ausfindig macht und zu einem Geständnis nach Denver überführt. Aber Diana ist nicht leicht zu fassen, sie ist sogar ausgesprochen wehrhaft und widerspenstig. Außerdem hat sie noch andere, wesentlich gefährlichere Leute geprellt. Und auch die haben es auf sie abgesehen.

Jahr für Jahr werden geschätzt neun Millionen Amerikaner Opfer von Finanzbetrügereien durch Daten- und Identitätsdiebstahl. Das ist ein brisantes Thema, gut geeignet für einen Thriller oder ein Drama, aber auch als Komödie ein guter Stoff, um allzu leichtgläubigen Bürgern einen frechen Zerrspiegel vor die Nase zu halten.

Schlechter Geschmack und Grobhumor

Regisseur Seth Gordon („Kill the Boss“) und Drehbuchautor Craig Mazin („Hangover 2“) sind aber nicht die Leute für Unmoral und Hintersinn. Sie nutzen den Identitätsklau als Aufhänger für ein Roadmovie, bei dem sich der biedere Jason Bateman und die burschikose Wuchtbrumme Melissa McCarthy als ungleiches Gespann zum gegenseitigen Nutzen zusammenraufen müssen. Dazu mischen sie Actionturbulenzen mit Anflügen brutaler Gewalt und jeder Menge Exzess-Slapstick.

Das Resultat ist Durcheinander mit Methode. Wer sich bei „Road Trip“, „Hangover“ oder „Brautalarm“ vor Lachen ausschütten musste, wird auch hier passende Bespaßungselemente vorfinden. Dass die Einzelteile im Gesamtbogen kaum bis gar nicht zueinander passen, ist dabei ebenso kalkuliert wie der ständige Absturz in schlechten Geschmack und Grobhumor. Die breit gewalzte Spaßpalette bedient eben auch breite Interessenlagen. Die Durststrecken zwischen den Attraktionen müssen dann eben in Kauf genommen werden.

Wertung: Zwei von fünf Sternen