Essen. Der Rausch von Sex, Drogen, Alkohol und Tanzen: Amerikas Jugend feiert gern. Zum Frühlingsanfang ziehen regelmäßig die Feierwütigen zu Hunderttausenden in die warmen Küstenorte und feiern bis zum Umfallen. Der Film „Spring Breakers“ zeigt diese exzessive Seite der Jugendkultur in den USA.

Amerikas Jugend feiert gern. Ein Höhepunkt dieser Aktivitäten ist der Spring Break. Der sogenannte Frühlingsanfang markiert eine einwöchige Pause im Studienbetrieb der Colleges und Universitäten. Dann ziehen Feierwütige zu Hunderttausenden in die warmen Küstenorte von Texas und Florida und entgegnen damit Vorurteilen vom prüden Amerika. Der ungebremste Rausch von Sex, Drogen, Alkohol und Tanzen wurde nun erstmalig mit „Spring Breakers“ fürs Kino aufgegriffen.

Der große Partytraum

Spring Break – in den Gesichtern der Freundinnen Candy, Cotty, Brit und Faith leuchtet es, wenn sie diese zwei Worte auf der Zunge zergehen lassen. Die vier College-Girls aus der Provinz wollen endlich ihren Partytraum wahr werden lassen. Das Geld dafür holen sie sich, indem sie ein Restaurant überfallen. Dann fahren sie feiern.

Berauscht von der trügerischen Freiheit machen sie die Bekanntschaft mit Alien (James Franco mit schmierigem Lächeln), der eine wichtige Position im örtlichen Drogenhandel einnimmt. Er schenkt den Mädchen zur Freiheit das Gefühl von Gefahr und Abenteuer. Als die Vier wegen ihres Überfalls verhaftet werden, holt er sie wieder auf freien Fuß, indem er die Kaution stellt. Immer mehr geraten die Mädchen in Abhängigkeit, lassen sich auf windige Gefälligkeiten ein, indem sie in teuren Autos Drogen ausfahren und mit Waffen spielen. Nur Faith fühlt sich von all dem zusehends entfremdet und kehrt reumütig zurück nach Hause. Die anderen Drei genießen ihren neuen Status als Aliens Bikini-Leibgarde selbst dann, als ein rivalisierender Dealer auftaucht und ein Drogenkrieg nicht mehr aufzuhalten ist.

Jede Zeit bringt ihre eigenen Hintertreppengeschichten hervor, in denen sich der moralische Standard spiegelt. Amerika steckt schon seit geraumer Zeit in der Zwickmühle. Während Hollywood in bizarrer Selbstzensur Sex im Bild ausklammert, dafür umso deftiger im Wort erlaubt, schlägt das Pendel in der Realität umso stärker in Richtung römischer Orgien und stellt das Ganze ungeniert ins Internet. Es lag auf der Hand, dass ein Kulturschock-Prophet vom Schlage eines Harmony Korine (aus seiner Feder stammte der Kult-Teen-Film „Kids“) sich dessen annehmen würde, um Amerika die Augen zu öffnen. Ganz so freizügig ist „Spring Breakers“ allerdings nicht.

Die wahrlich simpel und triebhaft gestrickte Selbstfindungsstory um vier dralle Girlies auf der Suche nach dem Spaßfaktor am Rande der Selbstaufgabe lässt zwar zwischen den Zeilen einige giftige Pfeile auf amerikanische Doppelmoral und sinnentleerte Feiertriebhaftigkeiten ab, entpuppt sich aber zuvorderst als feuchte Fetischfantasie aus Männerperspektive, die letztlich die Klischees auffrischt, die Oliver Stone vor 20 Jahren mit „Natural Born Killers“ erfand.

Surreal anmutendes Szenario

Und auch diesmal ist es vor allem die filmische Form, die fasziniert. Korine lässt Handlungs- und Zeitebenen in Bild und Ton überlappen, springt vor und zurück im Geschehen und entfaltet mit verkanteten Winkeln und verfremdeten Farben ein phasenweise surreal anmutendes Szenario jugendlicher Subkultur, die sich in einem märchenhaften Gewaltfinale ihr Happyend sucht – und findet. Mit Vanessa Hudgens und Selena Gomez agieren dabei zwei Jungschauspielerinnen aus dem konservativen Familienprogramm des Disney-Studios mit Babyspeck und Minibikini in den Hauptrollen und geben mächtig mit ihrer Wildheit an. In Amerika löste das einige Empörung aus. Die realen, wirklich deftigen „Spring Break“-Videos sind derweil frei im Internet abrufbar.

  • Wertung: Drei von fünf Sternen