Essen. . Er ist 66 Jahre alt und stürzt sich als Auftragskiller noch einmal in die blutige Schlacht. Sylvester Stallone zeigt in „Shootout – Keine Gnade“, dass er auf der Leinwand noch immer sehr präsent ist und prägnante Sprüche trocken zum Besten geben kann.
Menschen im gesetzteren Alter freuen sich verständlicherweise, wenn sie im Kino immer wieder darin bestätigt werden, dass man ohne Actionhelden ihres Jahrgangs dort einfach noch nicht auskommt. Nach dem Comeback von Arnold Schwarzenegger in „The Last Stand“ ist die Reihe nun wieder an Sylvester Stallone (66), der in „Shootout – Keine Gnade“ noch einmal als alternder Auftragskiller antritt. Das eigentliche Ereignis des Films jedoch ist der Regisseur: Walter Hill (71) hatte mit Filmen wie „Nur 48 Stunden“ oder „Red Heat“ seine größten Erfolge in den Achtzigern. Seit zehn Jahren aber war er mit keinem Film mehr im Kino vertreten.
Wie gerne hätte man das Zusammentreffen dieser beiden alten Kämpen als großes Alterswerk gepriesen. Doch, ach, am Ende ist der Eindruck doch eher der eines meist durchschnittlichen Films, der allein durch die Professionalität eines erfahrenen Regisseurs ein paar besondere Akzente bekommt. Vielleicht wäre alles noch etwas besser geworden, hätte der erfahrene Drehbuchautor Hill hier auch auf Eigenes zurückgreifen können. So aber muss er mit der Vorlage von Alessandro Camon („The Messenger“) leben, der kaum eine Geschichte entwickelt, dafür aber umso umsichtiger dafür sorgt, dass genügend Anlässe für blutige Auseinandersetzungen vorhanden sind.
Alles beginnt damit, dass bei einem Berufsmörder mal wieder etwas schiefläuft. Gerade haben Jimmy Bobo (Stallone) und sein Partner in New Orleans einen korrupten Ex-Polizisten liquidiert, da zeigen die unbekannten Auftraggeber, dass sie fest dazu entschlossen sind, ihre beiden Handlanger aus dem Weg zu räumen. Den Partner erwischt es sofort, doch Bobo kann entkommen. Unterdessen fliegt der Polizist Taylor Kwon (Sung Kang) ein, weil es sich bei dem getöteten Polizisten um seinen Ex-Partner handelt.
Auftraggeber räumen auf
Dass Bobo und Kwon sich alsbald zusammentun, resultiert aus dem gemeinsamen Interesse, die Männer im Dunkel aufzuspüren. Und plötzlich haben wir da in Gestalt eines Gesetzeshüters und eines Auftragskillers ein Gespann, wie man es auf der Leinwand noch selten gesehen hat. Leider will daraus nicht so recht ein Buddy-Movie entstehen, weil das Drehbuch die beiden Ermittler in eigener Sache einfach zu sehr auf Distanz hält. Immerhin gelingt es dem Duo aber, sich allmählich die hierarchische Treppe emporzuarbeiten, auch wenn ihnen immer wieder ein muskelbepackter Söldner namens Keegan (Jason Momoa) als Ausputzer der Dunkelmänner in die Parade fährt.
Stallone ist noch immer sehr präsent und führt uns hier noch einmal sein Talent vor, ebenso wie Schwarzenegger prägnante Sprüche wunderbar trocken servieren zu können. Hill wiederum ist ein Regisseur, der seit seinem ersten Film („Ein stahlharter Mann“, 1975) das Physische in seinen Filmen gern betont. Also muss er dafür sorgen, dass Bobo Abstand nimmt von seiner beruflich bedingten schallgedämpften Pistole, um sich mit ganzem Körper in die Schlacht zu stürzen. Das tut er mit allen blutigen Konsequenzen und schreckt am Ende auch nicht vor einem Zweikampf mit Äxten zurück.
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Ein Moment der Nostalgie
Während das Drehbuch sich krampfhaft bemüht, wenigstens einen Anlass für all das Gemetzel zu konstruieren, verharrt die Regie plötzlich mitten im Film, um auf die Vergangenheit zu verweisen. Gezeigt werden angebliche Fahndungsfotos von Jimmy Bobo, die aber größtenteils Rollenfotos aus Stallone-Filmen sind. Bild für Bild, „Rambo“ inklusive, passiert da eine Karriere an uns vorbei, die vor nunmehr 43 Jahren begonnen hat. Das ist sicherlich ein Moment der Nostalgie, vor allem aber auch Ausdruck von Selbstkritik. „Seht her“, scheint der Star sagen zu wollen, „die besten Jahre liegen tatsächlich hinter mir.“ Wie wahr.
- Wertung: Drei von fünf Sternen