Essen. . 4,3 Millionen Besucher hat „Kokowääh“ eingespielt. Ein turbulentes Follow-Up hält Til Schweiger nun bereit. Wie immer zeigt Schweiger keine Scheu vor tiefergelegten Gags. Das Spektrum reicht von Zotigem aus Kindermund oder dem Baby, das in großem Strahl fröhlich vom Wickeltisch in Papas Gesicht pullert.

Kein Filmschaffender hierzulande ist produktiver als Til Schweiger, der als Hauptdarsteller, Regisseur, Autor, Produzent und Cutter sein Kinoding macht. Die notorische Häme des Feuilletons kann er gelassen sehen, das Publikum strömt in Scharen wie bei keinem anderen deutschen Regisseur. Über 4,3 Millionen Besucher hat der erste Streich von „Kokowääh“ vor zwei Jahren angelockt, nun kehrt die schrecklich nette Patchwork-Familie mit turbulentem Liebesabenteuern zurück.

Henry (Til Schweiger) und Katharina (Jasmin Gerat), die Turteltauben von einst, sind inzwischen ein Paar mit eigenem Baby. Magdalena (Emma Schweiger), die Tochter des Helden, darf ebenso wenig fehlen wie ihr chaotischer Kuckucksei-Papa Tristan (Samuel Finzi), der diesmal vorübergehend in die Wohngemeinschaft einzieht, weil Katharina das Weite sucht und ein bisschen Abstand braucht.

Pointen und Ohrwürmer

Die Männerwirtschaft sieht sich alsbald nicht nur mit den Tücken von Haushalt und Babywickeln konfrontiert, sondern auch mit den ersten Liebesnöten von Girlie Magdalena, die sich nicht so recht zwischen zwei Schulfreunden entscheiden kann. Schließlich wäre da noch jener lüsterne Lektor von Katharina, auf den Henry zunehmend eifersüchtig ist. Während umgekehrt ein attraktives neues Kindermädchen mit Flirt-Fallstricken die Treue von Henry bedrohlich ins Schwanken bringt. Last but not least sorgt auch Sarah Brandner (im wahren Leben die Freundin von Bastian Schweinsteiger) für emotionale Verwicklungen.

Bei so viel Beziehungschaos kommt das Figurenkarussell schnell in Fahrt, gut postierte Fettnäpfchen bieten reichlich Situationskomik mit üppigem Pointenpotenzial. Dass die Figuren beim zweiten Teil nicht groß eingeführt werden müssen, erweist sich als dramaturgischer Vorteil. Unangestrengt spinnt Schweiger seine Handlungsfäden und knüpft daraus kuscheligen Comedy-Stoff im bewährten „Keinohrhasen“-Muster. Visuell wird einmal weit mehr als gängiger Genre-Standard geboten, beim gut sortierten Soundtrack sowieso – diesmal macht „Hall of Fame“ von „The Script“ das Ohrwurm-Rennen.

Zoten und Medienkritik

Wie immer zeigt Schweiger keine Scheu vor tiefergelegten Gags, zugleich gibt er sich wie üblich selbstironisch. Das Spektrum reicht von Zotigem aus Kindermund oder dem Baby, das in großem Strahl fröhlich vom Wickeltisch in Papas Gesicht pullert. Es geht weiter über das schlüpfrige Wortspiel mit der „Duschlampe“, das so politisch unkorrekt daherkommt wie einst beim begriffsstutzigen Abdul alias Moritz Bleibtreu in „Knockin’ on Heaven’s Door“.

Die Pointenparade endet schließlich bei lässiger Kritik am Medienzirkus. Sei es mit jenem eitlen Kunstfilmer, der furchtbar stolz auf seine „Goldene Palme von Ibiza“ (!) ist und sich nun mit dem affigem Star Matthias Schweighöfer (in herrlicher Selbstironie) herumschlagen muss. Sei es mit einer hübschen Parodie auf Casting-Träume. Oder mit Klatschpresse-Bashing à la „Jetzt kauft euch die ‚Gala’ und dann zurück auf die Sonderschule“. Ein Schweiger ist ein Schweiger ist ein Schweiger – wer ihn mag, wird bestens mit Bewährtem bedient. Für das, was diese Komödie sein will, geht die Späße-Rechnung allemal auf.
Wertung: Vier von fünf Sternen