Essen. Der Schwarze Mann hat einen Namen: Pitch. Mit seiner Armee der Albträume jagt er Kindern Angst ein, will nun die Welt in ewige Dunkelheit verhüllen. Doch zum Glück gibt es die Hüter des Lichts. Und das sind: der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann. In diesem Animationsfilm werden die Heroen unserer Kindheit zu Superhelden.

Produzenten denken nun mal in Besuchersegmenten. Was also bei den Teens und Twens so blendend funktioniert hat, das sollte doch auch in abgewandelter Form bei kleineren Kindern funktionieren. Deshalb gibt es jetzt nach dem Superhelden-Auflauf in „The Avengers“ auch eine Heldenzusammenballung für die Jüngeren. In „Hüter des Lichts“ kämpfen nun der russische Weihnachtsmann „North“, die Zahnfee, der Sandmann, der australische Osterhase und der eiskalte Jack Frost gegen den gemeinsamen Erzfeind. Der trägt den Namen Pitch und ist ein wahrhaft finsterer Geselle. Das Schattenwesen, lange Zeit in der Versenkung verschwunden, will die seligen Weihnachtsträume der Kinder in Alpträume verwandeln und die Welt mit Dunkelheit überziehen.

Quirlig und humorvoll

Stammen die „Avengers aus dem Bereich der Comic-Books, so haben auch die Hüter (im Original: Guardians) ein literarisches Vorbild. Es handelt sich um die Kinderbuch-Reihe „Die Hüter der Kindheit“ von dem Autor und Designer William Joyce, der zwar selbst schon für einen animierten Kurzfilm einen Oscar erhalten hat, hier aber nur als Ausführender Produzent im Hintergrund wirkt. Bei dem Regie-Neuling Peter Ramsay ist das Werk in besten Händen, obwohl er bisher hauptsächlich als Storyboard-Künstler gearbeitet hat.

Nimmt man den Film mal ganz wertfrei unter die Lupe, dann erlebt man einen quirligen, sein 3D-Verfahren geschickt ausspielenden Animationsfilm, in dem die mythischen Helden der Kindheit sich in die Schlacht gegen das Böse werfen. Es fehlt weder an Action, an Tempo noch an der nötigen Prise Humor. Die russisch radebrechende Weihnachtsmann-Figur beispielsweise flucht gern und oft, wobei sie am liebsten die Namen russischer Komponisten benutzt: „Rimski-Korsakov!!!“. Der grausliche australische Akzent des mannshohen Osterhasen, im Original von Hugh Jackman gesprochen, geht leider bei der Synchronisation verloren.

Während die Zahnfee mit ihrem farbenprächtigen Vogelkleid nicht wesentlich in das Geschehen eingreift, bilden Jack Frost und der Sandmann ein wunderbares Gegensatzpaar. Hier die lebende Teenage-Eismaschine mit ihren schneeweißen Haaren, die uns mit ihrer blitzenden Schnelligkeit auch in der Luft die Schwerelosigkeit lehrt. Und dort der knuffige stumme Sand-Buddha mit seiner nachdenklichen Haltung, der majestätisch durch die Lüfte streift und sich dabei mit Zeichensprache verständigt.

Nur auf Geschenke ausgerichtet

Dennoch ist nun mal nicht zu übersehen, dass dieser Film aus den USA stammt und deshalb peinlich vermieden wird, einen christlichen Hintergrund zu Festen wie Weihnachten oder Ostern zu betonen. Kleine Kinder könnten sich verwirrt zeigen, dass nach der Wandlung des Nikolaus in den Christkind-Ersatz Santa Claus nun auch noch eine fluchende russische Ausgabe des Herrn existiert. Und natürlich ist jedes Fest nur auf Geschenke ausgerichtet, aber das kennt man ja auch aus anderen Hollywood-Filmen: Bei „North“ schuften unentwegt Yetis in der Spielzeug-Werkstatt, während unzählige kleine Wichtel sich am liebsten vor der Arbeit drücken.

Woher der Osterhase seine gigantischen Mengen an Eiern bezieht, bleibt hingegen ein wenig schleierhaft. Immerhin ist es dieser Bruder Langohr, der zumindest eine Erklärung für das Osterfest liefern möchte: „Ostern, das bedeutet doch Hoffnung.“ So falsch liegt er da gar nicht, auch wenn er den Namen Jesus dabei unerwähnt lässt.
Wertung: 4 von 5 Sterne