Essen. Norman, dieser leise Junge mit den dicken Augenbrauen und den senkrecht in die Höhe stehenden Haaren, hat einfach Pech. Er kann Tote sehen und mit ihnen reden. Am Ende muss er das Schlimmste verhindern, als sich ein Lynch-Mob formiert. „Paranorman“ bleibt als großes Kinoerlebnis in Erinnerung.

„Norman“, sagt die auf dem Sofa vor sich hin häkelnde Oma ihrem kleinen Enkel, „sag’ deinem Vater doch bitte, er möge die Heizung höher drehen. Ich habe kalte Füße.“ Norman, der gerade wieder einen dieser klassischen alten Horrorfilme sieht, in dem ein Frankenstein-Monster zu diesem Zeitpunkt einer jungen Dame das Gehirn wegfrisst, marschiert gehorsam in die Küche und überbringt die Botschaft. Dem Vater steigt die Zornesröte ins Gesicht. „Oma ist tot“, bellt er seinen Sprössling an, dem er das schon öfter gesagt zu haben scheint.

Mit wenig Erfolg offenbar. Denn Norman, dieser leise Junge mit den dicken Augenbrauen und den senkrecht in die Höhe stehenden Haaren, hat nun mal das Pech, dass er tote Menschen sehen und mit ihnen kommunizieren kann. Es sind all jene, so vermutet er, die auf Erden noch etwas Letztes zu erledigen haben, bevor sie endgültig auf die andere Seite wechseln.

Viele Anspielungen

Das kommt uns nicht von ungefähr bekannt vor: Die beiden Briten Sam Fell und Chris Butler haben in ihrem Animationsfilm „Paranorman“ so manche Anspielung untergebracht, ohne dass man daraus eine Masche ableiten könnte.

Schon vor drei Jahren hat das Animationsstudio Laika uns mit Henry Selicks „Coraline“ ein Geschenk gemacht. Da konnte man in perfekter Stop-Motion-Animation, mit handgefertigten Puppen und anstrengenden Einzelbildaufnahmen also, die Geschichte eines jungen Mädchens in 3D verfolgen, das in eine unheimliche Parallelwelt wechselt.

Zwei Briten trumpfen mit liebevollen Anspielungen auf

„Paranorman“ ist nach dem gleichen Prinzip gebaut, nur dass Fell und Butler hier mit vielen liebevollen Anspielungen auftrumpfen. Der Film zum Beispiel, den Norman sich zu Beginn anschaut, ist exakt einem alten Film der Universal Studios nachempfunden, selbst das ins Bild hängende Mikrofon ist eine Referenz an die Macken solcher preiswert hergestellten B-Pictures.

Norman ist der absonderliche Einzelgänger, der von keinem für voll genommen wird. Mit Ausnahme seines fetten Klassenkameraden Neil, selbst ein Mauerblümchen. Und seinem merkwürdigen Onkel Prenderghast, der den Jungen kurz vor seinem Tode noch davor warnt, dass in diesem Jahr der Fluch einer vor 300 Jahren hingerichteten Hexe Wirklichkeit werden könnte – und die Toten sich dann aus ihren Gräbern erheben werden.

Ein großes Kinoerlebnis

Nur er, Norman, könnte das mit Hilfe des richtigen Textes aus dem richtigen Buch verhindern. Da aber hat er Normans Fähigkeiten überschätzt. Genau jene sieben Menschen krabbeln schließlich als Zombies aus ihrer feuchten Behausung in der Erde, die damals zu Gericht gesessen haben beim Prozess gegen die vermeintliche Hexe.

Der Film zeigt mit verblüffender Deutlichkeit, dass selbst heute sich in diesem Städtchen namens Blithe Hollow schnell wieder ein Lynch-mob formieren lässt, wenn es gegen das Unbekannte und Unbegreifbare geht. Nur Norman und seiner zahlreicher gewordenen Helfer-Schar, gelingt es, das Schlimmste zu verhindern. Unser Totenseher hat schließlich eine Begegnung mit der zornigen Hexe, bei der er zu einem großen Plädoyer für die Macht der Vergebung anhebt. Nicht nur dadurch bleibt „Paranorman“ als großes Kinoerlebnis in Erinnerung, das die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ab 12 Jahren freigegeben hat und das man als Eltern frühestens mit Zehnjährigen besuchen sollte.