Düsseldorf. . Vater-Sohn-Konflikte gibt es im amerikanischen Kino genug. In dem neuen Pixar-Animationsfilm „Merida - Legende der Highlands“ geht es endlich mal um eine Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter. Und das ausgerechnet in einem mittelalterlichen Schottland.

Eine wildere rote Haarpracht hat man auf der Leinwand lange nicht gesehen. Unbändig scheint diese Mähne, die sich auch von Kopfbedeckungen nicht lange in Zaum halten lässt. Ihre Trägerin heißt Merida und lebt als Königstochter in den schottischen Highlands eines fiktiven Mittelalters. Die raue Natur dort und das flammende Haupthaar dieser ungestümen jungen Wildkatze, sie passen ganz einfach wunderbar zusammen.

„Brave“ (also „Tapfer“) ist dieser neue Animationsfilm aus dem amerikanischen Pixar-Studio im Original betitelt. Aber da in Deutschland Filmtitel nach Möglichkeit bereits Informationen enthalten sollen, hat man ihn hierzulande etwas umständlicher „Merida – Legende der Highlands“ betitelt. Es ist ein Film, der möglicherweise all jene enttäuschen wird, die von Pixar ausschließlich ungewöhnliche Themen und Erzählformen erwarten – wie zuletzt bei „Wall-E“ oder „Oben“. „Merida“ spielt da eher auf dem herkömmlichen Terrain von Märchen und Sagen. Dafür aber triumphiert er in endlich einmal sinnvoll eingesetzter 3D-Technik mit Bildern, die man dank ihrer Tiefe und Detailfreude einfach nur berauschend schön finden kann.

Drei Freier zur Brautschau bestellt

Männer haben in diesem von Mark Andrews und Brenda Chapman inszenierten Film nicht viel zu sagen. Im Zentrum der Handlung steht vielmehr der Konflikt, den der rebellierende Teenager Merida mit seiner auf Brauchtum und Etikette pochenden Königin-Mutter Elinor austrägt. Die Tochter, die sich mit Pfeil und Bogen austobt und nichts lieber tut, als auf dem Pferderücken das Hochland zu durchstreifen, sie ist nun gar nicht erfreut darüber, dass man sie plötzlich verheiraten will. Drei Söhne der Klanchefs im Königreich sind bereits zur Brautschau bestellt.

Männer spielen hier die zweite Geige

Was uns zu dem Punkt bringt, dass Männer hier nicht nur die zweite Geige spielen, sondern zudem auch noch reichlich beschränkt erscheinen. Das fängt bei Meridas Vater an, bei dessen Körperfülle der Intellekt augenscheinlich kaum noch Platz gefunden hat. Und es findet seine Vollendung bei den drei anreisenden Freiern samt deren Vätern, die mangels vorhandenem Denkapparat kaum etwas verständlich artikulieren können.

Merida hat mit dieser Spezies von Trotteln leichtes Spiel: Sie deklassiert das debile Trio mit leichter Hand beim Bogenschießen, um damit aber beinahe eine Staatskrise heraufzubeschwören. Man kann schließlich froh sein, dass hier mit den drei kleinen Brüdern Meridas und ihrem einfallsreichen Schabernack das männliche Geschlecht so etwas wie seine letzte Chance bekommt.

Das Rezept der Hexe

Der Mutter-Tochter-Konflikt strebt derweil neuen Höhen entgegen. Weshalb Merida, die das leidige Hochzeitsthema noch längst nicht vom Hals hat, sich Hilfe bei einer Hexe sucht. Diese Dame, die bereits einen durch magische Tinkturen gesteuerten Anrufbeantworter ihr Eigen nennt, hält in der Tat eine Rosskur parat. Doch das Ziel der Magierin ist nicht etwa, die Mutter einfach mundtot zu machen. Sie strebt vielmehr eine Lösung an, die beide Kontrahenten am Ende ein Stück näherbringt. Zwei Tage Zeit bleiben Merida, um dieses Ziel zu erreichen, danach werden einige Dinge, die hier nicht verraten werden sollen, kaum noch umkehrbar sein.

Hoffnung auf mehr Kommunikation

Man kann nicht dankbar genug dafür sein, dass hier nicht Konfliktbewältigung im Stil des amerikanischen Mainstream-Kinos betrieben wird. Kein tränenseliges Verstehen und Vergeben steht hier am Schluss, sondern die pragmatische Hoffnung auf mehr Kommunikation auch in der Zukunft. Was sie alles bewegen kann, das zeigt schon die Reaktion der drei verschmähten tumben Galane: Als Merida in ihrer Gegenwart das Recht auf Selbstbestimmung einklagt, da begehren auch die Jünglinge auf. Warum eigentlich, fragen sie plötzlich zurecht, müssen wir immer die Frauen nehmen, die man uns zudiktiert? Ein nicht zu verachtender Erkenntnisgewinn in einem Animationsfilm, bei dem man eigentlich schon genug damit zu tun hat, die Schönheit der Bilder zu genießen.