Essen. Der inzwischen 82-jährige Hollywood-Veteran und vierfache Oscar-Preisträger Clint Eastwood („Million Dollar Baby“) ist für das bodenständige, aber auch überraschungsarme Regiedebüt seines langjährigen Assistenten Robert Lorenz aus dem Ruhestand zurückgekehrt. In „Back in the Game“ spielt er einen in die Jahre gekommenen Baseball-Scout, der ein letztes Mal auf Talentsuche geht.

Was macht Clint Eastwood da eigentlich ganz plötzlich wieder auf der Leinwand? Schließlich schien sein grandioser Abgang in dem von ihm selbst inszenierten Film „Gran Torino“ (2009) auch wie ein Versprechen des großen alten Mannes: kein Auftritt als Schauspieler mehr, künftig nur noch Auftritte hinter der Kamera. Einige Zeit hielt er sich daran, drehte den Rugbyfilm „Invictus“, den Tsunami-Film „Hereafter“ und „J. Edgar“, das Porträt des ewigen FBI-Chefs Hoover. Plötzlich aber ist er wieder da, spielt einen Talent-Scout für die Atlanta Braves, einen Veteranen des Baseballsports. Den Filmtitel „Trouble With the Curve“ (etwa: Probleme mit angeschnittenen Bällen) wollte man mit „Back in the Game“ offenbar ganz feinfühlig übersetzen.

Ein Film über das schwere Los des Älterwerdens

Doch der Tatsache, dass Eastwood hier seit 1993, seit Wolfgang Petersens „In the Line of Fire“, erstmals wieder unter fremder Regie spielt, muss man keine große Bedeutung beimessen. Denn eigentlich ist dies ein Eastwood-Film reinsten Wassers. Regiedebütant Robert Lorenz arbeitet seit 1994 für Eastwood, zunächst als Regieassistent, seit „Mystic River“ auch als Produzent. Und Kameramann Tom Stern fotografiert Eastwood-Filme regelmäßig seit „Blood Work“.

Wie schon in vielen seiner Filme, so führt der inzwischen 82-jährige Eastwood auch hier das schwere Los des Älterwerdens vor. Sein Talent-Scout Gus Lobel hat mit schweren Sehproblemen zu kämpfen, weigert sich aber, einen Spezialisten aufzusuchen. Lieber geht er mit einer Flasche Bier auf den Friedhof, stößt dort symbolisch mit seiner lange schon verstorbenen Frau an und deklamiert mit seiner Reibeisenstimme „You Are My Sunshine...“ Es gibt noch mehr solcher berührenden Szenen, etwa das regelmäßige Wiedersehen der Scout-Senioren auf den schäbigen Tribünen der amerikanischen Provinz, wo man konkurrierend auf die Suche geht nach einem neuen Babe Ruth. Auch Gus, der seine nachlassende Sehkraft durch ein feines Gehör kompensiert hat.

Ein sehr stereotypes Stück Hollywood-Kino

Ein Jahr nach „Moneyball“ und dem darin propagierten computergestützten Statistikverfahren, das beim Ankauf von Spielern benutzt wird, dreht dieser Film nun alles wieder zurück aufs Handgemachte. Und weil Gus sich nun partout nicht aufs Altenteil begeben will, seine Schwierigkeiten mit der Umwelt jedoch zunehmen, sucht sein Freund und Vorgesetzter Pete Klein (John Goodman) die familiäre Lösung: Tochter Mickey (Amy Adams), lieblich anzuschauen, soll ihren Vater diesmal auf der Scout-Tour begleiten und seine Chancen realistisch betrachten. Das Problem ist nur, dass die erfolgreiche Anwältin Mickey schon lange jeden Kontakt mit dem Vater abgebrochen hat und man sich erst einmal wieder annähern muss.

Dass dem Film eine gewisse Patina anhaftet, könnte man geradezu noch charmant finden. Doch dass jede Figur hier nach uralten Drehbuchstandards funktioniert, der Film von einem bestimmten Punkt an also völlig durchschaubar wird, das nimmt ihm jede Besonderheit. Natürlich werden sich Vater und Tochter wieder näherkommen, natürlich wird der sympathische Jungscout Johnny (Justin Timberlake) am Ende die einzig richtige Wahl für Mickey bleiben. Und Gus, der immer recht behält, hat natürlich auch richtig gehandelt, als er den nicht gerade angenehmen Nachwuchsstar Bo Gentry ablehnt. Sein Ohr hat ihm verraten, dass dieser selbstverliebte Aufschneider Probleme mit angeschnittenen Bällen bekommen wird. Dieses letztendlich doch sehr stereotype Stück Hollywood-Kino hat ganz andere Probleme.
Wertung: 3 von 5 Sterne