Carmel. .

Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood wird am 31. Mai 80 Jahre alt. Das amerikanische Kino wäre sehr viel ärmer ohne diesen Künstler, der als TV-Serienstar begann und heute auf ein Werk von über 30 selbst inszenierten Filmen blicken kann.

Bizeps-Helden wie Stallone oder Schwarzenegger kann man getrost vernachlässigen. Bei der Frage nach einer wahren Ikone der Männlichkeit im Kino kann lediglich einer in Frage kommen, der es nicht nur in den Muskeln hat, sondern den dazu auch eine Aura künstlerischer Kompetenz umgibt. Einer erfüllt diese Voraussetzungen: Clint Eastwood, der heute 80 Jahre alt wird. Vielleicht erscheint dieser Mann deshalb so zeitlos, weil in seinen Filmen keine Angst davor zu spüren ist, das Älterwerden und die wachsende Nähe zum Tod zu thematisieren.

Stilistisch scheinen seine letzten Arbeiten aus einer anderen Zeit zu stammen. Langsam und subtil erzählte Geschichten sind das, mal vom langen Schatten eines Verbrechens (“Mystic River“), mal von der größer werdenden Nähe zwischen einem alten Boxtrainer und seiner Schülerin (“Million Dollar Baby“), mal von einem untergeschoben Kind und dem monströsen Verbrechen, das dahinter lauert („Der fremde Sohn”). Es gibt nicht wenige, die bei Eastwood die Tradition von Regisseuren wie John Ford oder Howard Hawks fortgesetzt sehen.

Persönliches Scheitern inklusive

Clint Eastwood, aufgenommen in Berlin während einer Pressekonferenz der 57. Internationalen Filmfestspiele 2007.
Clint Eastwood, aufgenommen in Berlin während einer Pressekonferenz der 57. Internationalen Filmfestspiele 2007.

Wie kann einer wie Eastwood altern, ohne jemals seine Vitalität oder sein Charisma einzubüßen? Wie kann einer im Filmgeschäft bestehen, ohne in Neben- oder Greisenrollen abgeschoben zu werden? Die Antwort liegt in Eastwoods Einstellung zu den Figuren, die er verkörpert hat. Das waren niemals nur strahlende Helden, sondern gebrochene Figuren, deren Siege auch persönliches Scheitern beinhalten. Der illusionslose Ex-Revolverheld in seinem Regie-Juwel „Erbarmungslos“ ist dafür das beste Beispiel.

Außerdem hat dieser Schauspieler das Publikum stets an seinem Alterungsprozess teilhaben lassen. Ob er irgendwann zum ersten Mal die Brille auspackt oder, in Wolfgang Petersens „In the Line of Fire“, Verfolgungsjagden keuchend abbrechen muss - Eastwood spielte immer ehrlich und mit einer realistischen Einstellung zur Beschaffenheit seines Körpers. In „Blood Work“ ist er ein Ex-Polizist, der gerade eine Herztransplantation hinter sich hat. In „Space Cowboys“ muss er als Weltraum-Veteran noch einmal ins All, weil alle anderen zu jung sind, um die Funktionsweise der alten Rostlaube von Satellit zu begreifen, der da auf die Erde zu stürzen droht. Sein grandioser Abgang schließlich in „Gran Torino”, Eastwoods wohl letztem Film als Schauspieler, hat er zu einem unvergesslichen Kinomoment stilisiert.

Die Kinokarriere des Schauspielers Eastwood beginnt erst, als er bereits Mitte 30 ist - in Europa, wohin Sergio Leone den einstigen TV-Serien-Darsteller (“Rawhide“) holt, um mit ihm die „Dollar“-Trilogie zu drehen. Diese drei Italo-Western prägen Eastwoods Image: den schweigsamen Einzelgänger, dessen Mienenspiel derart eingefroren erscheint, dass schon ein kleines Zucken der Augenbrauen den Tod bedeuten kann. Eastwoods Gesicht und der Begriff „Granit“ sind danach untrennbar miteinander verbunden.

Sensible Themen gemeistert

Nach Hollywood zurückgekehrt, bastelt der Schauspieler schon bald an einer Doppelkarriere. Neben seinen vielen großen Rollen in Western und Polizeifilmen (wie Don Siegels legendärer „Dirty Harry“), beginnt Eastwood auch selbst mit dem Inszenieren von Filmen. Über 30 Werke sind es bis heute geworden, die ihn zu einem Liebling der Kritik gemacht haben. Niemand hatte das erwartet - einen Verkörperer des Machismo, der als Regisseur sich auch an Sensibles wagt, etwa an die John-Huston-Hommage „Weißer Jäger, schwarzes Herz“, an die Biographie des Jazzmusikers Charlie Parker (“Bird“) oder an das Weltkrieg II-Drama „Flags of Our Fathers”, das er anschließend gleich noch einmal aus japanischer Perspektive als „Letters From Iwo Jima” dreht.

Auch mit 80 kann den mehrfachen Oscar-Preisträger (für „Erbarmungslos” und „Million Dollar Baby”) nichts stoppen. Gerade erst war „Invictus” im Kino, ein Herzensprojekt über Nelson Mandelas Bemühungen, Weiß und Schwarz in Südafrika zusammenzuführen. Abgedreht hat er bereits „The Hereafter”, einen „supernatural Thriller”, in dem Matt Damon ein Medium spielt, das angeblich mit den Toten sprechen kann. Wie seit 35 Jahren wird auch dieser Film bei Warner herauskommen, wird der Name von Eastwoods Produktionsfirma Malpaso als Gütesiegel fungieren. Beständigkeit im Künstlerischen, das ist auch so eine Eigenschaft, die diesen Künstler auszeichnet.