Essen. Johnny Depp spielt in dem Film „Rum Diary“ den Journalisten Paul Kemp, der sich in der Hitze Puerto Ricos im Dunst des Schnapses verliert. Kemp trinkt sich durch eine unrunde Geschichte, begleitet von Hahnenkämpfen und Voodoo-Ritualen. Aber immerhin spricht Johnny Depp mal halbwegs klare Sätze.

Zunächst einmal die gute Nachricht: In Bruce Robinsons Romanverfilmung „Rum Diary“ dürfen wir es tatsächlich noch einmal erleben, Johnny Depp halbwegs klar formulierte Sätze sprechen zu hören. Das nervige Genuschel, das er als Piratenkapitän Jack Sparrow vortragen musste, fehlt hier ebenso wie die manierierte Gestik, die ihm Tim Burton in vielen gemeinsamen Filmen abverlangt hat.

Dafür ist Depp mittlerweile eigentlich viel zu alt, um noch den jungen Paul Kemp zu spielen, ein Alter Ego des Buchautors Hunter S. Thompson, der hier 1959 ins heiße Puerto Rico reist, um dort für eine mit US-Geld finanzierte Zeitung zu schreiben.

Depp hat schon einmal in der Verfilmung eines Stoffes von Thompson mitgewirkt, wobei man das Wort Stoff hier auch als Schlüsselbegriff verstehen kann: Depp gibt in Terry Gilliams „Fear and Lothing in Las Vegas“ einen Antihelden, der sich stets auf der Flucht vor der Realität befindet und so gar nicht schnell genug high werden kann. „Fear and Lothing“ wirkt deshalb auch wie ein nicht enden wollender Drogenrausch, in dem man oft vergeblich nach einer Handlung stochert.

"Rum Diary" bietet Hahnenkämpfe und Voodoo-Riten, aber keine starke Geschichte

Mit einer starken Geschichte wartet nun auch Thompsons Frühwerk nicht auf, das erst sehr spät eine Veröffentlichung erlebte. Jedoch muss man es als glücklichen Umstand werten, dass der Autor sich hier noch in der Saufphase befand und die Drogen noch nicht entdeckt hatte. Meistens wohnt man seinen Tagesabläufen bei: den Kater vom Vorabend bekämpfen, kurz in der Redaktion vorbeischauen, um danach erneut mit zwei gleichgesinnten Journalisten das Zuschütten von Neuem zu beginnen. Seine Hoffnung auf Selbstfindung in diesem stickigen Zipfel der Welt geht dem desillusionierten Amerikaner dabei im Schnapsdunst komplett verloren.

Einen kleinen Auftrieb erlebt dieses fortgesetzte Komasaufen mal durch Hahnenkämpfe, mal durch Voodoo-Riten und schließlich durch die schöne Chenault (Amber Heard). Die ist eigentlich die Geliebte des korrupten Geschäftsmannes Sanderson (Aaron Eckart), probt den Absprung aber schon mal mit dem hübschen Amerikaner, der in nüchternem Zustand auch sehr charmant sein kann.

Das alles präsentiert uns die Kamera von Dariusz Wolski in Bildern, die das Flair alter Postkarten besitzen. Dem britischen Regisseur und Drehbuchautor Bruce Robinson jedoch gelingt es irgendwie nicht, aus dem sichtlich laxen Umgang mit der literarischen Vorlage einen kompakten Film zu machen. Am Ende reißt alles irgendwie brutal ab, und es müssen Endtitel bemüht werden, um behelfsmäßig noch eine Rundung der Geschichte zu erreichen.