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Kein richtiger Höhepunkt unter den Kino-Starts: Im Angebot ist pointenreiches deutsches Befindlichkeitskino zum Thema Mann, unterhaltsames Actionkino aus der Luc-Besson-Werkstatt sowie ein Film noir mit einer Stimmung wie in „Casablanca“.
Männerherzen und die ganz ganz große Liebe
Wann ist ein Mann ein Mann? Diese Frage wollen uns derzeit ja Kohorten von Filmemachern beantworten. Regisseur Simon Verhoeven hat mit „Männerherzen“ vor zwei Jahren einen vielversprechenden Anfang gemacht. Und auch Teil 2 („Männerherzen und die ganz ganz große Liebe“) hält, was die illustre Besetzung mit deutschen Stars wie Christian Ulmen, Til Schweiger und Florian David Fitz verspricht. Verrückte Typen, überzogene Klischees und eine ordentliche Portion Selbstironie machen die romantische Komödie zum Selbstläufer. Justus von Dohnányi als Schlagerfuzzi Bruce Berger sorgt einmal mehr für eine Sternstunde des schlechten Geschmacks, und Til Schweiger beim Ponyreiten sieht man auch nicht alle Tage.
Shanghai
Der Film spielt 1941 in der in Sektoren aufgeteilten Stadt Shanghai – und er sieht aus, als sei er bereits kurz danach entstanden. Die Atmosphäre also stimmt in diesem ausgewiesenen Film noir, der so offensichtlich die Erinnerung an „Casablanca“ wecken soll. Doch ein Drehbuch ohne Finesse und John Cusack in der Hauptrolle schmälern den optischen Gesamteindruck nicht unwesentlich. Cusack ist ein amerikanischer Agent, der in Shanghai den Mord an einem Freund aufklären will und dabei zu kriegswichtigen Informationen vordringt.
Über uns das All
Eine glücklich verheiratete Frau (Sandra Hüller) muss den Tod ihres Ehemanns verkraften, der unerwartet auf Dienstfahrt in Marseille gestorben ist. Je tiefer sie nachforscht, desto mehr wird ihr klar, wie wenig sie über den Mann, den sie liebte, tatsächlich gewusst hat. Sandra Hüller fährt das ganze Spektrum ihrer mimischen Bandbreite auf, ihr Partner Georg Friedrich zeigt Talent für leise Töne und Verletzlichkeit. Doch statt nun mit sinnlichem Nervenkitzels im Stil von Hitchcock oder Truffaut aufzuwarten, ähnelt Jan Schomburgs Film „Über uns das All“ beim Fortgang der Ereignisse eher einer akademischen Versuchsanordnung nach Berliner Schule.
Colombiana
Produzent Luc Besson holt 20 Jahre nach Anne Parillauds Auftritt als Nikita nun für seine jüngste Produktion die Amerikanerin Zoe Saldana vor die Kameras – als Racheengel, der sich mit einem Drogenkartell anlegt, das ihre Eltern auf dem Gewissen hat. Was ihr nicht weiter schwer fällt, da sie eine ausgebildete Auftragsmörderin ist. Es gibt in „Colombiana“ spannend inszenierte Kämpfe, Verfolgungen und Schießereien sowie einen superben Schurken. Tiefgang hat das alles nicht, aber der Unterhaltungsfaktor ist ziemlich hoch.
Mein Stück vom Kuchen
Eine mittelalte Frau aus dem Proletariat Frankreichs, allein erziehend, drei Töchter, verliert ihren Job, da die Firma in Dünkirchen schließt. In Paris sucht sie Arbeit und findet eine Stelle als Putzfrau ausgerechnet bei einem eiskalten Finanzhai. Regisseur Cédric Klapischs Film versucht in „Mein Stück vom Kuchen“ mit großer Behutsamkeit , zwischen den beiden ungleichen Partnern romantische Gefühle entstehen zu lassen. Doch am Ende ist er genug Realist, um die alten Klassengegensätze als schwere Hürden für ein Happy-End aufzubauen. Eine Tragikomödie mit Karin Viard und Gilles Lellouche - voll mit Ecken und Kanten.
Easy Money
„Easy Money“: Hinter dem Titel dieses schwedischen Films verbirgt sich die Verfilmung des ersten Teils der „Stockholm Crime“-Trilogie von Jens Lapidus. Ein Student mit Hang zum Luxus gerät in die Szene der Drogendealer und gerät dabei alsbald in Situationen, die er kaum mehr überblicken kann. Dem Zuschauer geht es ähnlich: Das Gangsterstück ist komplex aufgebaut, drei Handlungsstränge werden detailreich miteinander verknüpft, eine nervöse Handkamera bleibt den Protagonisten auf den Fersen. Das wirkt auf Dauer ziemlich anstrengend, zumal die Spannung eher intellektueller Natur ist – der Film lässt völlig offen, zu wem man halten soll.