Sido zeigt in „Blutzbrüdaz“ die eigene, wilde Aufbruchzeit
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Essen. Als Mann mit der Maske wurde Sido bekannt – nun hat er einen Kinofilm über die Anfänge seiner Karriere gedreht. Gemeinsam mit Rap-Kumpel B-Tight spielt er in „Blutzbrüdaz“ sich selbst – und kommt dabei angenehm selbstironisch daher.
Elf Jahre sind eine lange Zeit, besonders in der Popmusik. Genau so weit reicht der Film „Blutzbrüdaz“ zurück, um eine wichtige Phase in der Rap- und HipHop-Szene wieder aufleben zu lassen – und das mit den Originalstars von damals in den Hauptrollen von heute.
Elf Jahre – kaum eine Popkarriere überdauert einen solchen Zeitraum, auch nicht bei den Vokalakrobaten des Rap und HipHop. Viele versinken im Dunkel der Vergessenheit, werden zahm und sesshaft, andere landen im Knast. Bei Sido war das so: Kaum hatte der Mann mit den Kraftausdrücken im Repertoire seine Maske abgelegt, schaltete er den gedanklichen Weichspülgang ein und gilt heute als moralisches Vorbild für die Jugend.
Wohltuende Selbstironie
Wie weit dieses Charisma bei neu heranwachsender Zielgruppe tatsächlich strahlt, wird sich jetzt zeigen, denn Sido (bürgerlich Paul Würdig) und sein Weggefährte B-Tight (Robert Edward Davis) sind nun vor die Kameras getreten, um höchst selbst die eigene wilde Aufbruchzeit fürs Kino nachzustellen.
Die setzt ein im ersten Jahr des zweiten Millenniums, als im Berliner Untergrund selbstbewusste junge Männer mit Spontanraps ihr schnelles Mundwerk trainieren. Auch Otis (Sido) und Eddy (B-Tight) träumen von der großen Karriere, haben aber weder das Equipment noch das Knowhow, um sich in der Musikbranche Gehör zu verschaffen. Ein paar Gaunereien und eine Aufnahmesession später gelingt der Kontakt zu einem Clubmanager, der gleich mit der ersten Einspielung reißenden Absatz schafft. Der Aufstieg ist nicht mehr aufzuhalten.
So wie es sich sich auf der Leinwand nun darstellt, könnte es tatsächlich gewesen sein. Und dank eines Sinns für Selbstironie enthebt sich „Blutzbrüdaz“ der tranigen Selbstgefälligkeit, die Bernd Eichingers Bushido-Produktion „Zeiten ändern Dich“ unterhöhlte. Regisseur Özgür Yildirim beweist auch in seiner zweiten Arbeit (nach dem Gangsterfilm „Chico“) mit Mentor Fatih Akin ein sicheres Gespür für Milieuzeichnung und Charakterskizzen. Weniger glücklich ist die Besetzung der Hauptrollen mit den Originalstars, die nun eben sichtlich keine 20 mehr sind.
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