Essen. . “My Old Lady“ trumpft vor allem mit starken Schauspielern auf: mit Maggie Smith und Kevin Kline sind zwei Oscarpreisträger am Start, dazu die konstant gute Kristin Scott Thomas. Der Rest ist schnell erzählt: Amerikaner erbt Haus in Paris samt Mathilde, 92. Sie hat lebenslanges Wohnrecht.
Paris ist eine Reise wert, besonders für Amerikaner birgt die Seine-Metropole seit George Gershwin einen mystisch überhöhten Reiz, dem immer wieder gern Rechnung getragen wird. Das ändert sich nun, denn der amerikanische Bühnenautor Israel Horovitz lässt in seinem Regiedebüt fürs Kino „My Old Lady“ so manchen schönen Traum platzen; zumindest in der ersten Hälfte des Films.
Mathias Gold ist bester Dinge, als er nach Paris kommt. Pleite bis über beide Ohren hat er sämtliche Zelte abgebrochen, um nun nach dem Tode des Vaters ein beachtliches Erbe in Paris anzutreten; ein Haus mit Garten in bester Pariser Wohnlage.
Plötzlich steht Mathilde Girard in der Tür
Mathias wähnt sich saniert, dann steht Mathilde Girard in der Tür, die 92 ist und rüstig genug, um dem verdutzten Ami zu erklären, dass sie lebenslang verbrieftes Wohnrecht genießt inklusive einer nicht unbeträchtlichen Leibrente.
Mathias ist am Boden zerstört, dabei weiß er noch gar nicht, dass Mathilde eine Tochter namens Chloe hat, die ebenfalls im Hause wohnt und die Verkaufspläne des Amerikaners umso energischer zu torpedieren beginnt.
Starke Besetzung mit Kevin Kline, Maggie Smith und Kristin Scott Thomas
Tendenziell könnte dies eine Grantelkomödie sein, wie sie Billy Wilder Mitte der 60er-Jahre gern aus dem Ärmel schüttelte. Tatsächlich hätte „My Old Lady“ schon von der Besetzung her mit zwei Oscar-Preisträgern (Kevin Kline, Maggie Smith) und der konstant guten Kristin Scott Thomas das Zeug zu großer Unterhaltung. Aber Horovitz, mit 75 ein stattlich später Regiedebütant, versteht zu wenig vom Kino, zumindest vertraut er nicht seinen Stilmitteln, um die Bühnenherkunft der Geschichte zu irgendeinem Zeitpunkt vergessen zu lassen.
Die Darsteller, vor allem Kline, agieren viel zu theatralisch, die Szenen wirken statisch, weil kaum einmal Bildschnitt zum Tragen kommt, und das erzählerische Timing ist gelinde strapaziös, weil die Regie zu lang in den Szenen verharrt. Immerhin weiß man jetzt, dass auch Amerikaner in Paris nicht immer leichtes Spiel haben.
Wertung: zwei von fünf Sternen