Katniss Everdeen ist den Fängen des Kapitol entkommen. Jetzt wollen die Rebellen sie zur Galionsfigur der Revolution machen. Die Verfilmung des dritten Teils der Jugendbuch-Serie “Die Tribute von Panem“ bleibt nahe an der Vorlage. Dass er fürs Kino aufgespalten wurde, lässt sich nicht rechtfertigen.
Kaum ist Katniss den Fängen des Kapitols entkommen, muss sie sich neuen Regeln unterwerfen: Die Rebellen hatten sie zwar aus der grausamen Arena befreit, in der sie bei den Hungerspielen gegen andere Jugendliche kämpfen musste. Dafür wollen sie Katniss aber nun für ihre eigenen Ziele einsetzen, sie zur Galionsfigur der Revolution machen. Mit ihr soll der Widerstand im ganzen Land wachsen, um endlich das Kapitol mit seinem menschenverachtenden Präsidenten Snow (Donald Sutherland) zu stürzen.
Die Verfilmung des dritten Teils der erfolgreichen Jugendbuch-Serie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins beginnt im geheimen Distrikt 13, in dem der Gegenangriff geplant wird. Katniss Everdeen, wieder intensiv gespielt von Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence („Silver Linings“), ist hin- und hergerissen, ob sie den Rebellen trauen kann. Sie spürt, dass sie erneut zu einer Spielfigur der Mächtigen wird. Und wieder lässt sie sich darauf ein, um die Menschen zu retten, die sie liebt: Ihr Freund Peeta (Josh Hutcherson), der ihr schon so oft das Leben gerettet hat, ist immer noch im Kapitol gefangen.
Francis Lawrence („I Am Legend“), der nicht mit Jennifer Lawrence verwandt ist und bereits den zweiten Panem-Teil gedreht hat, führt erneut Regie. Er zeigt die Gemeinschaft im 13. Distrikt, in der alles, von der uniformen Kleidung bis zu den Schlafräumen, funktional und farblos ist. Das graue Gegenteil zum schrillen, vergnügungssüchtigen Kapitol in diesem Nordamerika der Zukunft. Die Bilder unter der Erde erinnern an Bunker des Zweiten Weltkriegs, die Gesinnung an die der Menschen in sozialistischen Gesellschaften.
Eine Spielfigur der Mächtigen
Der Blick auf diese unterirdische Welt, in der die Menschen wie Ameisen leben, bleibt jedoch oberflächlich. Das Buch schildert das Leben im 13. Distrikt detailreicher. Es zeigt noch mehr, wie auch ein straff organisierter Staat, der vermeintlich die besten Absichten im Sinne der Gerechtigkeit verfolgt, die Freiheit einschränkt.
Im Großen und Ganzen bleibt die Adaption aber nahe an der Vorlage – Autorin Collins hat selbst am Drehbuch mitgeschrieben. Besonders Katniss’ innerem Kampf wird viel Raum gegeben, ohne Kitsch oder Effekthascherei. Das ist die Stärke dieses Films: Katniss’ Kritik an autoritären Systemen, gleichgültig welche Ziele sie verfolgen. Sie ist nicht die Superheldin, sondern eine junge Frau, die die Welt hinterfragt.
Während die Buchreihe eine Trilogie ist, endet die Film-Serie noch nicht mit dem dritten Teil. Wie etwa bei „Harry Potter“ will man die Kassen noch länger klingeln lassen und splittet den letzten Band für das Kino auf. Der zweite und vermutlich actionreichere Teil von „Die Tribute von Panem – Mockingjay“ (Engl. „Spotttölpel“; Deutscher Buchtitel: „Flammender Zorn“) soll erst in einem Jahr zu sehen sein.
Inhaltlich lässt sich die Warteschleife nicht rechtfertigen
Inhaltlich lässt sich diese Warteschleife nicht rechtfertigen. Die Geschichte ließe sich auch in einem Spielfilm erzählen. Trotzdem entstehen für den Zuschauer in den 125 Minuten keine Längen, die Spannung wird vom Anfang bis zum Ende gehalten.
Nicht-Eingeweihte werden zwar in die Panem-Welt eingeführt, aber ohne die ersten Teile gesehen zu haben, verwirrt diese Geschichte. Im Gegensatz zu den Büchern sind die Filme nicht ab 14, sondern bereits ab 12 freigegeben. Die ersten Filmteile waren zwar noch brutaler, trotzdem ist der neue nicht für jede 12-jährige Seele geeignet.
Mit Julianne Moore kommt ein weiterer Star ins Spiel. Sie mimt die Präsidentin des 13. Distrikts, Alma Coin, die sich im Laufe des Films in feinen Nuancen wandelt, von einer unscheinbaren zu einer rhetorisch starken Anführerin. Um die Massen für den Kampf gegen Unterdrückung zu mobilisieren, veranlasst Coin, Propagandafilme mit Katniss zu drehen. Die Kraft der Bilder ist ein zentrales Thema auch dieses Panem-Films – und wie Menschen durch sie gelenkt werden. Ein anderes, sehr aktuelles: Ob Gewalt gerechtfertigt ist, wenn sie Gegengewalt ist.
Wertung: vier von fünf Sternen