Essen. . Das Familiendrama “Höhere Gewalt“ erzählt von einer durch und durch künstlichen Welt. Eine junge Familie verbringt einen Skiurlaub in den französischen Alpen, bis eine Lawine die scheinbare Idylle zerstört. Als die Schneemassen herabdonnern, denkt Ehemann Tomas an sein Handy, nicht an seine Frau.
Die Landschaft, auf die Tomas, seine Frau Ebba und ihre beiden Kinder aus dem Fenster ihres Luxus-Skihotels blicken, hat fast etwas Unwirkliches. Die schneebedeckten französischen Alpen strahlen zwar immer noch etwas Erhabenes, Majestätisches, aus. Aber die Armada von Schneepflügen, die jede Nacht im Einsatz ist, und die kontrollierten Lawinen, die zu allen Tageszeiten ausgelöst werden, bringen eine Form von Ordnung in die Natur, die schon wieder verstörend ist.
Genau um diesen Moment der Irritation geht es dem schwedischen Filmemacher Ruben Östlund natürlich auch. Das Familiendrama „Höhere Gewalt“ erzählt von einer durch und durch künstlichen Welt. Gerade zu Beginn schwelgen Östlund und sein Kameramann Fredrik Wenzel in einer blendenden, aber auch gänzlich sterilen Perfektion. Das Luxushotel, die Pisten und letztlich auch Tomas’ Familie mit ihren farblich genau abgestimmten Skianzügen, alles ist so, wie die Werbung uns Glauben macht, dass es sein soll.
Doch dann gerät eine gesprengte Lawine außer Kontrolle. Tomas (Johannes Bah Kuhnke), Ebba (Lisa Loven Kongsli) und die Kinder sitzen gerade auf der Terrasse eines eleganten Restaurants und genießen den Blick auf die ins Tal herabdonnernden Schneemassen. Eine Panik bricht aus, in der Tomas an sein Mobiltelefon, aber nicht mehr an seine Familie denkt. Es geht zwar alles gut aus. Niemand wird verletzt. Aber fortan ist da ein Riss, der Tomas und Ebba trennt.
Der Film wirkt kalt und selbstgefällig
Östlund sucht in seiner Geschichte konsequent nach den Schwachstellen einer äußerlich makellosen Welt. Aber letzten Endes unterscheidet sich seine Kritik an der Leblosigkeit und der Verlogenheit einer nur nach äußerer Perfektion strebenden Elite kaum von dem, was er eigentlich entlarven will. Sein Film ist selbst derart gewaltsam konstruiert, dass er kalt und selbstgefällig wirkt, zumal Östlund am Ende eine Pointe setzt, die alles, was zuvor geschehen ist, auf billigste Art und Weise relativiert.
Wertung: zwei von fünf Sternen