Essen. . Schauspielstar Bruno Ganz erinnert in der schwarzen Komödie „Einer nach dem anderen“ an den späten Marlon Brando. In der Rolle eines serbischen Gangsterbosses kann man von Spiel in eigentlichem Sinne nicht mehr sprechen. Ganz tritt einfach vor die Kamera und ist Bruno Ganz.
Seit seinem großen, weltweit beachteten Porträt Adolf Hitlers in Oliver Hirschbiegels Historienspektakel „Der Untergang“ hat Bruno Ganz offenbar eine besondere Vorliebe für bizarre Nebenfiguren entwickelt. Davon zeugen seine Rollen in Francis Ford Coppolas „Jugend ohne Jugend“ und Ridley Scotts „The Counselor“ genauso wie seine Auftritte in Jaume Collet-Serras Thriller „Unknown Identity“ und nun in Hans Petter Molands groteskem Racheszenario „Einer nach dem anderen“.
Als serbischer Gangsterboss, der von allen nur ‚Papa’ genannt wird, offenbart sich Bruno Ganz nun endgültig als europäischer Nachfolger von Marlon Brando. Wie einst schon bei dem späten Brando, der zum Denkmal seiner selbst erstarrt war, kann man hier von Spiel im eigentlichen Sinne nicht mehr sprechen. Bruno Ganz tritt einfach vor die Kamera und ist Bruno Ganz. Damit passt er allerdings perfekt in Molands extrem comic-haften Gangsterfilm.
Der norwegische Gangsterboss und Dandy ‚Der Graf’ (Pål Sverre Hagen) hat mal wieder an einem seiner Handlanger ein Exempel statuiert. Allerdings hat er dabei auch gleich noch den Sohn des eigentlich zutiefst biederen Unternehmers und Familienvaters Nils Dickman (Stellan Skarsgård) ermorden lassen. Und der sinnt nun auf Rache. Während dieser unbescholtene Bürger, der Jahrzehnte lang in der tiefsten norwegischen Provinz den Schnee von den Straßen geräumt hat, einen Gangster nach dem anderen beseitigt, verdächtigt der ‚Graf’ seine Konkurrenz. Also zettelt er einen Krieg mit ‚Papas’ Syndikat an.
Eien tiefschwarze Komödie, die an die Filme der Coen-Brüder erinnert
Molands zutiefst schwarze Komödie erinnert deutlich an die Filme der Coen-Brüder. Nur ist hier alles noch eine Spur kälter und absurder. Allerdings übertreibt es der norwegische Regisseur gelegentlich dann doch mit der Lakonie. Wenn sich Stellan Skarsgård völlig ungerührt durch die Organisation des ‚Grafen’ mordet, während der versucht, all seinen Handlangern seinen veganen Lebensstil aufzuzwängen, dann bewegt sich „Einer nach dem anderen“ gefährlich nah am Rand zur Lächerlichkeit. Und auch Bruno Ganz’ Porträt des Paten als überlebensgroßem Familienvater, für den alle Handlanger wie Söhne sind, ist immer kurz davor, zur bloßen Karikatur zu werden.
Letztlich ist es das Genre selbst, das Moland vor dem Absturz ins Menschenverachtende bewahrt. Das zerstörerische Wesen der Rache, die in der Regel kein Ende kennt und den Rächer gleich mit in den Abgrund zieht, relativiert selbst die größten Exzesse des Films. Was zunächst vielleicht wie reiner Zynismus wirkt, ist in Wahrheit eine Warnung.
Wertung: drei von fünf Sternen