Dortmund. Das Dortmunder Bergmann Bier war lange in der Versenkung verschwunden. Thomas Raphael hat die Marke neu belebt und setzt auf altes Handwerk.
Ballsport, Bergbau und Bier – drei tiefverwurzelte Ankerpunkte in Dortmund, die bis heute ineinandergreifen. Doch die Bierkultur, einst so wichtig für die Stadt, musste in den 1980er-Jahren viele Federn lassen. „Das als Konsument mitzuerleben, fand ich furchtbar“, erklärt Thomas Raphael. Der 62-Jährige ist nicht nur Bierfreund und Dortmunder, sondern ein kleiner Lokalmatador der hiesigen Hopfenkultur: Er hat vor rund 14 Jahren das Dortmunder Bergmann Bier (DBB) wieder zum Leben erweckt.
Auch interessant
Durch die damaligen Zechenschließungen ging der Bierkonsum in der Stadt zurück – die meisten Brauereien konnten sich nicht länger halten. Darunter auch das Bergmann. Doch der gelernte Mikrobiologe fand 2005 die fast vergessene Marke in einer Datenbank wieder, erwarb die Rechte für schlanke 300 Euro und wollte erst einmal nichts weiter damit anfangen. „Durch eine Bierlaune kam es dann aber doch dazu, dass ich zusammen mit 20 Freunden die Marke wieder aufleben lassen wollte.“
Bergmann Bier – Ein Stück Bierkultur für Dortmund
Gemeinschaftsprojekt und nur zum Spaß fing das Bergmann wieder an, zu keimen. Nach der ersten kleinen Brauerei im Hafen ist das Bergmann nun seit 2017 in Phoenix-West beheimatet. Der größte Ableger, der beliebte Kiosk am Wall in der Innenstadt, ist bisher das einzige externe Aushängeschild. Eine kleine Brauerei im Schatten des Hochofens ist nun die Heimat des Bergmann Bieres. „Wir sind handwerklich ausgelegt und dadurch auch ein kleiner Betrieb und das ist auch gut so“, sagt der Geschäftsführer. „Wir wollen Dortmund wieder ein kleines Stück Bierkultur zurückgeben.“
Die Dortmunder freut’s: Ob nun am Kiosk oder in der Stehbierhalle, die in der Brauerei angesiedelt ist – Einheimische, Touristen und Bierliebhaber jeder Art statten dem Bergmann regelmäßig einen Besuch ab. „Die Stehbierhalle war früher Tradition und meist den Brauereien angeschlossen“, erklärt Raphael. „Dort konnte ein schnelles Bier getrunken und sich unterhalten werden.“ Ein altes Konzept, das auch in der modernen Zeit auf offene Ohren zu stoßen scheint.
Kommunikation und Bier im Duett
Kommunikation ist für den Geschäftsführer der rote Faden, der sich durch das Projekt Bergmann zieht. „Ob vor dem Kiosk oder hier in der Stehbierhalle. Wir wollen, dass die Leute bei unserem Bier zusammenkommen und miteinander sprechen.“ Nicht umsonst gibt’s in der Halle weder Musik noch Handyempfang – nur ein paar Gesellschaftsspiele, die montags zum Biererlebnis beitragen. Und das ist immer ein bisschen anders: „Bei uns wird das Bier noch mit richtiger Handwerkskunst gefertigt und schmeckt deshalb mit jedem Sud minimal anders.“
Beim Bergmann hat Brauer Marcel Koch die Schürze um. Schon mit 29 Jahren ist er Produktionsleiter und hat bereits einen Azubi unter sich. Neben den festen Rezepten für Export, Pils, Spezial und Schwarz gibt es regelmäßig den „Sud des Monats“ – da darf der Brauer auch mal mit Hopfen und Malz experimentieren und sich ausprobieren. Da es das Bergmann Bier nicht an vielen Stellen außerhalb der Brauerei zu verkosten gibt, ist das eigene Haus der größte Vertriebsort. „Mit Händlern zu arbeiten und einem Pfandsystem, die ganzen Flaschen zu verwalten – das ist uns einfach zu viel Aufwand“, gibt der Geschäftsführer zu.
Öffnungszeiten und Anfahrt
Die Stehbierhalle ist jeden Tag geöffnet. Von Montag bis Donnerstag ist der Bierausschank pünktlich zum Feierabend ab 16 bis 22 Uhr geöffnet.
Von Freitag bis Sonntag steht das Team der Brauerei von 12 bis 22 Uhr zur Verfügung.
Der Phoenixsee ist mit dem Fahrrad nur fünf Minuten entfernt, das Kreuzviertel 15 Minuten. Der Bahnhof Hoerde ist in Laufweite.
Adresse: Elias-Bahn-Weg 2, 44263 Dortmund.
Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite der Brauerei.
Zukunftsmodell: Bier zum Selbstabfüllen
Aber an kleineren, innovativen Modellen zu arbeiten, macht Thomas Raphael Freude. Nach bayerischem Vorbild steht deshalb der Prototyp eines Selbstbedienungs-Abfüllsystem im Sudhaus. „In naher Zukunft sollen unsere Kunden ihre eigene Glasflasche mitbringen und sich selbst Bier abfüllen können, vollautomatisch. Wenn das klappt, wäre das toll und besonders nachhaltig.“ Auch von DBB-Dosen träumt der 62-Jährige: „Aber da klappt das mit dem Image noch nicht.“
Die Wurzeln der Marke sind ihm besonders wichtig: Alte Kneipenfenster mit Original-Logo zieren die Brauerei, Kundenbücher und Bergmann-Flaschen von früher sind in einer Vitrine ausgestellt. Die Neuentdeckung alter Tradition funktioniert: Die Dortmunder freuen sich über ein Stück lokale Bierkultur. Das Gelände ist bereits wieder zu klein, das Lager jetzt in Dorstfeld beheimatet. Mehrere neue Tanks werden in den nächsten Monaten geliefert. „Jetzt muss das ganze Bier nur noch getrunken werden“, scherzt Thomas Raphael. Das sollte in einer Stadt mit einer solchen Hopfen-Mentalität kein Problem sein.
Dortmunder Bergmann Bier
Mehr zur Serie „Bucket List Ruhrgebiet“
Teil 1: Kurzurlaub im Ruhrgebiet: Tipps für 30 Minuten Freizeit
Teil 2: „Crosstrails“ Bochum: Der Sport-Spielplatz für Erwachsene
Teil 3: Outdoor-Sport bei jedem Wetter: Fünf Tipps fürs Ruhrgebiet
Teil 4: Spielezentrum Herne bietet 15.000 Spielen ein Zuhause
Teil 5: Tipps: Spielplätze für Erwachsene und Kinder im Ruhrgebiet
Teil 6: Knight Rider: K.I.T.T. aus der Kultserie fährt durch Mülheim
Teil 7: Freizeittipps: Was Singles im Ruhrgebiet unternehmen können
Teil 8: Kletterhalle 2.0 in Dortmund verbindet Bouldern und Gaming
Teil 9: Dortmunder Bergmann Bier: Die Auferstehung der Bierkultur
Teil 10: Die fünf außergewöhnlichsten Hotels im Ruhrgebiet
Teil 11: Fotografie: Profis verraten ihre Top-Locations im Ruhrgebiet
dortmunder bergmann bier