NRW. Veltins aus Grevenstein, Köpi aus Duisburg: Zum Tag des deutschen Bieres werfen wir einen Blick in die Historie der Brauereien an Rhein und Ruhr.
Pils, Alt, Kölsch – die Bierlandschaft in Nordrhein-Westfalen ist vielseitig. Das Land und sein Bier sind tief miteinander verbunden. In Sauerländer Gemeinden wie Meschede und Warstein gehören Brauereien zu den wichtigsten Arbeitgebern. Aus ehemaligen Familienbetrieben sind mittlerweile Großkonzerne geworden - wir haben uns die größten Bierhersteller in der Region angeschaut.
Der Marktführer auf dem deutschen Biermarkt kommt aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein: In Kreuztal ist Krombacher zuhause. Erste Erwähnungen der Brauerei finden sich in Dokumenten von 1803. Im letzten Jahr hat der Konzern nach eigenen Angaben einen Rekordumsatz von 772 Millionen Euro erzielt. Im letzten Jahr wurden 5,763 Millionen Hektoliter Bier produziert. Das entspräche für jeden Erwachsenen in Deutschland 18 Flaschen à 0,5 Liter. Krombacher produziert seit einigen Jahren auch ein eigenes Weizen und Fassbrause. In Deutschland hat Krombacher zudem die Vertriebsrechte für Schweppes, Dr Pepper, Orangina und Vitamalz und seit Januar 2018 auch für Nestea.
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Eine der größten deutschen Brauereien braut in Meschede-Grevenstein im Sauerland. 858 Menschen leben hier – in der Veltins-Brauerei arbeitet eine Stammbelegschaft von mehr als 600 Menschen. Dem Unternehmen geht es gut, in den nächsten Jahren wird der Standort für 420 Millionen Euro modernisiert. Pünktlich zum 200. Jubiläum (2024) sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Für das Jahr 2017 steht ein Umsatz von 323 Millionen Euro zu Buche. Neben Pils und diversen Bier-Mix-Getränken hat Veltins auch Fassbrause im Angebot und seit einigen Jahren das Grevensteiner Landbier.
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Seit mehr als 260 Jahren wird in Warstein Bier gebraut. Zum Familienunternehmen gehört nicht nur das gleichnamige Warsteiner, sondern seit 1990 auch die Paderborner Brauerei. Auch die Marken Herforder, Isenbeck und Frankenheim gehören zum Konzern. Besonderheit: Im Winter steht seit 2014 mit „Warsteiner Weihnacht“ ein saisonales Bier in den Regalen. Im Februar kündigte das Unternehmen an, 240 Stellen zu streichen.
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Im Ruhrgebiet hat sich die Brauereilandschaft gewandelt. Von einst 40 inhabergeführten Familienbrauereien im Ruhrgebiet sind nur noch Stauder in Altenessen und Moritz Fiege in Bochum übrig geblieben. 1867 begann der aus Bayern stammende Bierbrauergeselle Theodor Stauder, in Essen mit der Produktion von eigenem Bier. 1888 wurde die Brauerei unter dem Namen Stauder registriert. Die Brauerei wird in der sechsten Generation von der Familie Stauder geleitet. Im April kam die neue Marke "Bierchen" auf den Markt. Auch Batman-Schauspieler Christian Bale outete sich als Stauder-Fan.
In direkter Nachbarschaft des Bochumer Hauptbahnhofs befindet sich seit 140 Jahren die Fiege-Brauerei. Beliebt sind Fiege Pils und Radler, in diesem Jahr kam die neue Sorte „Zwickel“ auf den Markt. Auch ein Weizen hat Fiege im Angebot. Im Sommer finden auf dem Brauereigelände auf einer an der Fabrikfassade aufgespannten Leinwand Kinoveranstaltungen statt. Bis 2013 war Fiege auch das offizielle Bier beim Freiluft-Festival Bochum Total. Seit 2014 ist das aber…
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… König Pilsener. Theodor König gründete die Brauerei 1858 in Duisburg-Beeck. Bei einem Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg wurde der Standort fast vollständig zerstört und musste wieder aufgebaut werden. Im Angebot hat "Köpi" neben Pils auch ein Radler. 2004 gliederte sich König in die Bitburger Braugruppe ein. Auch als Namensgeber ist „König“ Konzertgängern ein Begriff: Seit über 20 Jahren finden in der „Köpi“-Arena in Oberhausen Veranstaltungen statt.
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Einen besonderen Umbruch hat Dortmund erlebt. In den 70er Jahren war die Stadt die Bierhochburg Deutschlands. Mit den Marken wie DAB, Union und Hansa war Dortmund auch international gefragt. Seit 2002 gehören Kronen, Stifts, Thier und DAB zur Radeberger Gruppe. Zwei Jahre später kamen Brinkhoff’s, Ritter und Union hinzu. Die Gruppe ist eine Tochterfirma vom Nahrungsmittelhersteller Dr. Oetker. Im Jahr 2016 hat die Gruppe einen Umsatz von zwei Milliarden Euro gemacht. DAB, Union, Hansa, Kronen werden im Dortmunder Norden in der Actien Brauerei produziert.
Mit „Bergmann“ feierte 2005 eine Kultmarke ihr Comeback. Der Dortmunder Thomas Raphael kaufte die Markenrechte und begann mit Freunden, in kleinen Mengen Bier zu brauen. 13 Jahre später, im März 2018, eröffnete zum ersten Mal nach Jahrzehnten in Dortmund eine Brauerei. Auf dem ehemaligen Phoenix-Stahlwerkgelände fließt jetzt „Bergmann.“
Von der ehemaligen Unionbrauerei in der Innenstadt steht noch weit sichtbar das Dortmunder U, Location für Ausstellungen und Partys. Dort findet auch vom 27. April bis 1. Mai zum dritten Mal das Festival der Dortmunder Bierkultur statt. Neben lokalen und internationalen Bieren wird es auch Livemusik geben.
Altbier: Hausbrauereien in Düsseldorf
Im Rheinland ist Pils seltener anzutreffen, der Düsseldorfer Raum ist klassisches Altbier-Terrain.
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Der Marktführer im Alt-Segment ist Diebels. Gegründet wurde die Brauerei 1878 vom Krefelder Brauer Josef Diebels. Standort ist Issum, der Hirsch im Logo ist an das Issumer Gemeindewappen angelehnt. Im Jahr 2001 kaufte die belgische Interbrew-Gruppe, zu der auch Beck’s und Hasseröder gehören, Diebels auf.
Doch es gibt auch noch andere Marken.
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Zum Beispiel Uerige. Das Patrizierhaus in der Berger Straße besteht seit dem 17. Jahrhundert – seit 1862 wird im Herzen der Düsseldorfer Altstadt Bier gebraut. Gründer war Wilhelm Cürten, dem oft vorgeworfen wurde, schlecht gelaunt („uerig“) zu sein. Im Zweiten Weltkrieg litt die Brauerei unter Bombenangriffen und brannte komplett aus. Der Wiederaufbau war 1949 beendet. Im Uerige sind Gaststätte und Brauerei auch räumlich eng verknüpft. Der Klassiker ist das Uerige Alt, außerdem gibt es die Sorte DoppelSticke mit einem Alkoholgehalt von 8,5 Prozent.
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Zu Fuß nur zehn Minuten entfernt liegt die Brauerei im Füchschen – Vermutungen nach schon seit 1640. Zweihundert Jahre später, 1848, wurde die Marke Füchschen Alt eingetragen. Auch dieser Altbier-Standort musste nach dem Krieg neu aufgebaut werden. Jedes Jahr gibt es ab St. Martin das Weihnachtsbier. Als bislang einzige Brauerei in Düsseldorf stellt Füchschen seit dem letzten Jahr auch Pils her. In diesem Jahr ist die Brauerei auch wieder auf der Rheinkirmes vertreten, nachdem sie 2016 (Produktionsengpass aufgrund von Umbauarbeiten) und 2017 (Sicherheitsbedenken) nicht mit einem Zelt dabei war.
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Ebenfalls in der Altstadt findet sich die Brauerei „Zum Schlüssel“. Erste Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1632, damals noch unter dem Namen „Zu den drei Königen“. 1850 kaufte Jakob Schwenger das Haus und eröffnete eine Bäckerei und Brauerei. Ab 1913 eröffnete dort die Gaststätte „Zum Schlüssel“. Zum Angebot gehören heutzutage das klassische Schlüssel und seit letztem Jahr das Craftbeer „Hopfen Symphonie“.
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Die älteste in Düsseldorf gebraute – oder zumindest eingetragene – Altbiermarke ist das Schumacher Alt. 1838 kaufte Johannes Matthias Schumacher die Brauerei an der Citadellstraße. 1871 zog sein Neffe Ferdinand Schumacher I. mit dem Geschäft an die Oststraße um, wo sich die Brauerei noch heute befindet. Die Gaststätte in der Altstadt „Im Goldenen Kessel“ kam zur Jahrhundertwende dazu. Auf der Rheinkirmes ist die Brauerei mit der Schumacher Scheune vertreten.
Kölsch: Brauerzeugnisse aus der Domstadt
Etwas weiter den Rhein hinauf finden sich deutlich weniger Altbierfans. In Köln wird Kölsch gesprochen und getrunken.
Die Sünner Brauerei gilt als älteste Kölschbrauerei. Seit 1830 ist sie in Besitz der Familie Sünner, knapp 30 Jahre später zog das Unternehmen von Deutz nach Kalk um. Die Brauerei wird in sechster Generation der Familie Sünner geführt. Eine Spezialität ist neben dem Kölsch eine für das Rheinland eher untypische Biersorte: das Sünner Hefeweizen.
Marktführer im Kölschbereich ist Reissdorf mit über 600.000 Hektolitern Bier pro Jahr. 1894 im Severinsviertel gegründet, zog die Brauerei ein Jahrhundert später ins Gewerbegebiet Köln-Rodenkirchen und ist auch heute noch im Familienbesitz. Als Besonderheit stellt Reissdorf auch einen Bierbrand mit einem Alkoholgehalt von 38 Prozent her.
Im Schatten des Doms gründete Peter Josef Früh 1904 die Hausbrauerei Cölner Hofbräu Früh - bekannt für das Früh Kölsch. 1987 verlagerte sich die Produktion aus der Innenstadt hinaus ins Industriegebiet Feldkassel im Kölner Norden. Dort produziert das Familienunternehmen auch ein Radler und eine Fassbrause.
Ein weiteres bekanntes Kölsch ist Gaffel, 1908 in der nördlichen Altstadt gegründet und bis heute Familienunternehmen. 2015 zog die Brauerei von der traditionsreichen Adresse am Eigelstein 41 nach Köln-Porz. Gaffel stellt neben Kölsch auch diverse Schnäpse, Kräuterlikör, und Fassbrause her. Sowohl im Stadion des 1. FC Köln als auch bei Bayer Leverkusen wird Gaffel ausgeschenkt.
Das Haus Kölscher Brautradition bringt außerdem gleich fünf verschiedene Traditionsmarken in die Kneipen: Sion, Sester, Peters, Dom und Gilden. Hinter dieser Dachmarke verbirgt sich die Radeberger Gruppe.
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Egal ob Pils, Alt oder Kölsch, hauptsache es schmeckt. Und für die, die sich nicht zwischen Kölsch und Alt entscheiden können, gibt es seit diesem Jahr „Költ“ – das Beste aus beiden Welten.