Ruhrgebiet. Die Sonnenfinsternis am Freitag ist nicht nur ein Himmelsspektakel, sondern auch ein Test für die Energienetze. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Bei gutem Wetter ist am Freitag auch in Nordrhein-Westfalen das seltene Schauspiel einer Sonnenfinsternis zu beobachten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann geht's los?

Ab 9.30 Uhr schiebt sich der Mond vor die Sonne, sein Schatten fällt auf die Erde. Bei klarer Sicht zeichnet sich das helle Gestirn gegen 10.40 Uhr bestenfalls nur noch als Sichel ab.

Wie wird das Wetter?

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Meteorologe Oliver Klein vom Bochumer Wetterdienst Meteogroup erwartet eine "enge Kiste". Der Nebel halte sich zumindest im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein hartnäckig, sodass hier die Sicht auf die Sonnenfinsternis beeinträchtigt sein kann. Im Sauerland hingegen sei dies nicht zu befürchten. Klein macht jedoch auch Hoffnung: Es könne sein, dass sich der Hochnebel binnen weniger Minuten auflöse.

Wie gefährlich ist ein ungeschützter Blick in die Sonnenfinsternis?

Augenärzte warnen: Ein ungeschützter Blick in die Sonne kann die Netzhaut verbrennen. Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbands der Augenärzte, erklärt das so: "Die Stelle des scharfen Sehens wird dabei beschädigt und das ist größtenteils unwiderruflich." Wer die Sonnenfinsternis live beobachten möchte, sollte sich deshalb unbedingt eine geeignete Schutzbrille besorgen. Besonders gefährdet sind Kinder. "Die sind neugierig könnten dazu geneigt sein, sich das Spektakel genauer anzugucken. Davon sollte man sie nach Möglichkeit abhalten", sagt Eckert. Auch Menschen mit Augenkrankheiten sollten auf den Blick in den Himmel verzichten.

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Was muss man zur Schutzbrille wissen?

Spezielle Schutzbrillen sind vielerorts bereits seit Tagen ausverkauft. Kunden sollten darauf achten, dass die Brille das CE-Symbol trägt und mit der EU-Norm als "sicher für den direkten Blick in die Sonne" gekennzeichnet ist.

Kann ich mir selbst eine Schutzbrille basteln?

Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt ausdrücklich vor Eigenbau-Lösungen. Auch gewöhnliche Sonnenbrillen schützen die Augen nicht ausreichend. Die einzige Möglichkeit, die Sonnenfinsternis ohne Schutzbrille live zu beobachten, sei eine "indirekte, ohne zum Himmel zu schauen", sagt Lutz.

Diese funktioniert nach dem Lochkamera-Prinzip. "Man bohrt dabei ein stecknadelgroßes Loch in ein Stück Pappe und benötigt ein größeres Stück Papier. Die Pappe hält man so zur Sonne, dass das Sonnenlicht durch das Loch auf das Papier fällt." Auf dieser "Leinwand" ist dann das Bild der Sonnenscheibe zu sehen – jedoch recht klein.

Viele Schulen ziehen während der Sonnenfinsternis die Vorhänge zu 

Wie gehen die Schulen in NRW mit der Sonnenfinsternis um?

Einige Schulen wollen die Sonnenfinsternis zum Anlass nehmen, um im Unterricht über das Phänomen zu sprechen. "Wir wollen mit allen fünften Klassen das Schauspiel auf dem Schulhof beobachten", sagt Johannes Hundt, Studienrat für Mathematik und Physik am Neuen Gymnasium in Bochum, gegenüber dem WDR. Die Schule hat Schutzbrillen für alle Schüler in einer Sammelbestellung geordert.

Andere Schulen haben ihre Schüler angewiesen, auch in den Pausen im Gebäude zu bleiben. Denn die Lehrer tragen die Verantwortung, dass kein Kind ohne Schutzbrille in den Himmel guckt. Das hat das NRW-Schulministerium den Schulen in einem Erlass mitgeteilt. In Essen werden zum Teil sogar die Vorhänge zugezogen.

Droht zur Sonnenfinsternis ein Stromausfall?

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Möglich. An sonnigen Tagen kommt inzwischen rund ein Viertel des Stroms aus Photovoltaik-Anlagen. Bei einer Sonnenfinsternis funktionieren diese logischerweise nicht. Die Netzbetreiber warnen deshalb, einen "Blackout" könne man nicht hundertprozentig ausschließen.

Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt auch vom Wetter ab. Scheint am Freitag die Sonne, sind die Schwankungen vor, während und nach der Sonnenfinsternis am größten. Dann wird es für die Netzbetreiber am schwierigsten, die Stromversorgung ohne Unterbrechung aufrechtzuerhalten.

Zur Stabilisierung der Energieversorgung fahren die Betreiber mehrere Gas- und Kohlekraftwerke hoch, deren Funktionieren nicht von der Sonne abhängig ist. Außerdem klemmen sie gegebenenfalls Großverbraucher wie Alu-Hütten vom Netz ab.

Wo kann ich die Sonnenfinsternis am besten sehen? 

Wichtig ist vor allem: ein freier Blick auf den Himmel: Vormittags steht die Sonne noch nicht so hoch am Himmel, so dass sie in vielen Innenstädten kaum zu sehen ist, weil Gebäude den Blick versperren.

Zudem hängt über Städten - gerade im Ruhrgebiet - häufig ein Schleier aus Abgasen, der den Blick in den Himmel erschwert.

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Suchen Sie sich also am besten einen erhöhten Platz außerhalb der Innenstädte: eine Halde, ein Berg oder ein Turm. Ideal geeignet ist die deutsch-niederländische Grenze bei Emmerich. Sie ist der einzige Zipfel NRWs, der in den Genuss einer 80-prozentigen Abdeckung der Sonne durch den Mond kommt. Im restlichen Land ist selbst bei besten Wetterverhältnissen weniger zu sehen.

Schlechtwetter-Lösung: Anbieter im Netz übertragen Sonnenfinsternis

Wer keine Chance hat, die Sonnenfinsternis an diesem Freitagvormittag mit eigenen Augen zu beobachten, findet Hilfe im Internet. Denn einige Anbieter übertragen das Ereignis im Netz. Eine Auswahl:

  • Auf der Seite von "Sky Live TV" läuft schon der Countdown und zählt die Stunden bis zur Live-Übertragung von den Färöer-Inseln.
  • Auch über den Internet-Stream der Organisation "Slooh" kann man die totale Sonnenfinsternis beobachten. Die Macher der Seite übertragen ebenfalls aus der Zone, in der die totale Sonnenfinsternis zu sehen ist.
  • Wer laut Wetterprognose schlechte Chancen auf einen wolkenlosen Himmel hat, kann per Internetübertragung aber auch auf andere Orte in Deutschland ausweichen. Zur Auswahl stehen unter anderem die Übertragungen der Sternwarte Peterberg im Saarland und die der Volkssternwarte Kirchheim in Thüringen.

Was bieten die Planetarien in der Region an?

Wer die Sonnenfinsternis durch ein Teleskop beobachten will, sucht sich am besten eine Sternwarte oder ein Planetarium. Die Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen bietet Interessierten nicht nur einen kostenlosen Blick durchs Teleskop, sondern anschließend auch einen Vortrag zum Thema.

Auch das Planetarium Bochum öffnet zu diesem Anlass ab 9 Uhr seine Türen. Experten erläutern in der Kuppel, was am Himmel zu beobachten ist. Der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich.

Dortmunder Sonnenfinsternis-Fans sind eingeladen, sich das Ereignis in der Volkssternwarte Dortmund im Westfalenpark anzuschauen. Kosten: zwei Euro Park-Eintritt.

Auf der Halde Hoheward zwischen Herten und Recklinghausen können sich Besucher am Freitag auf eine dreistündige Sonnenfinsternis-Expedition begeben. Los geht es um 9 Uhr am Besucherzentrum. Die Führung kostet 13,50 Euro, Schutzbrillen werden gestellt. Anmeldung unter 02366/181160 oder besucherzentrum-hoheward@rvr-online.de.

Auch die Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen-Schuir öffnet ihre Beobachtungskuppeln und freut sich über viele Interessierte. Über spezielle Teleskope, die für jedermann nutzbar sind, lässt sich die Sonne gefahrlos beobachten. Im Anschluss gibt es einen Vortrag zum Thema.

Was muss ich beim Fotografieren der Sonnenfinsternis beachten?

Zum Fotografieren der Sonnenfinsternis sollten Sie sich im Fachhandel einen speziellen Filter besorgen (kostet rund 40 Euro und kann auch für andere künstlerische Zwecke verwendet werden). Für unter 20 Euro bekommen Sie Folie, die Sie vor das Objektiv Ihrer Kamera spannen können. Wer es ganz billig haben will, nimmt Rettungsfolie aus dem Erste-Hilfe-Kasten und befestigt die mindestens zweilagig, eher dreilagig, um sein Objektiv. Für die Augen sollten Sie allerdings nicht auf die Folie zurückgreifen.

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Da wir keine totale Sonnenfinsternis erwarten, können Sie die Fotos sogar aus der Hand machen und benötigen nicht zwingend ein Stativ. Experimentieren Sie mit verschiedenen Blenden und Belichtungszeiten. Wählen sie eine möglichst niedrige Empfindlichkeit, also 100 ASA oder weniger, wenn Ihre Kamera das anbietet. Um scharfe Konturen zu bekommen, schließen Sie die Blende und spielen mit den Belichtungszeiten.

Was unterscheidet eine partielle von einer totalen Sonnenfinsternis?

Der Mond verdunkelt die Sonne im Ruhrgebiet nur teilweise. Wer eine totale Sonnenfinsternis will, muss weit nach Norden reisen.
Der Mond verdunkelt die Sonne im Ruhrgebiet nur teilweise. Wer eine totale Sonnenfinsternis will, muss weit nach Norden reisen. © Gerd Bertelmann

In Deutschland erleben wir am Freitag keine totale, sondern eine partielle Sonnenfinsternis. Der Halbschatten des Mondes verdunkelt die Sonne in unseren Breiten nur zu gut zwei Dritteln.

Richtig dunkel wird es nur in einem rund 400 Kilometer breiten Streifen im Nordatlantik, wo der Kernschatten des Mondes die Sonneneinstrahlung komplett verhindert.

Wann gibt es die nächste Sonnenfinsternis?

Die nächste von Deutschland aus zu beobachtende Sonnenfinsternis gibt es am 25. Oktober 2022, sie wird allerdings wieder nur partiell sein. Auf die nächste totale Sonnenfinsternis müssen wir noch ein Weilchen länger warten: bis zum 3. September 2081. (mit dpa)