Essen. Hohe Nachfrage, kaum Angebot, die Branche hat geschlafen: Schutzbrillen für die Sonnenfinsternis sind rar. Vor Eigen-Basteleien wird dringend gewarnt!

Wer die Sonnenfinsternis am Freitag beobachten will, benötigt eine Schutzbrille, sagen Experten. Das Problem: Die Brillen sind fast überall ausverkauft. Viele Einzelhändler waren auf einen so großen Ansturm offenbar nicht vorbereitet. Sie haben das Geschäft mit dem Naturspektakel wohl unterschätzt.

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Der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) teilte unserer Redaktion mit, es gebe eine sehr hohe Nachfrage – aber kein entsprechendes Angebot. "Mit diesem Engpass war nicht zu rechnen", sagte ZVA-Sprecher Ingo Rütten. Sein Verband habe bereits vor mehreren Wochen auf die Sonnenfinsternis hingewiesen. Einige Händler hätten große Stückzahlen bestellt – andere zu spät reagiert.

Schutzbrillen sind Mangelware

Normalerweise verkauften Händler die Schutzbrillen für zwei Euro oder verschenkten sie. Doch diesmal seien sie Mangelware. Die Hersteller könnten jetzt nicht mehr liefern. "Sie haben zu wenig in der Produktion eingeplant", so Rütten. Was auch daran liege, "dass sich viele Leute erst in den vergangenen Tagen mit dem Thema beschäftigt haben".

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Nachfragen bei verschiedenen Optikern bestätigen, dass täglich viele Kunden die Schutzbrillen kaufen wollen, die Geschäfte aber keine vorrätig haben. Wer sich zum Beispiel bei Apollo-Optik in Essen erkundigt, bekommt eine klare Antwort: "Alle Brillen sind längst weg." Fielmann erklärte indes, das Unternehmen verkaufe keine Schutzbrillen, weil die von der Firma getesteten nicht den eigenen Qualitätsansprüchen genügten. Risch Augenoptik (Essen) teilte mit, das Geschäft habe die Brillen zwar bestellt, doch es sei nichts geliefert worden. "Warum, können wir uns auch nicht erklären."

Hohe Preise im Internet

Einige Online-Händler verkaufen noch Restbestände. Eine Brille kostet hier aber mindestens 15 Euro. Zum Teil werden die Brillen bei Ebay auch für 40 Euro angeboten. Wem dieser Preis zu hoch ist, sollte es nicht riskieren, ohne Schutzbrille in die Sonne zu schauen, warnen Experten.

Es bestehe dabei die Gefahr, die Augen für immer zu schädigen, sagt Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte. Ein ungeschützter Blick in die Sonne könne die Netzhaut verbrennen. "Die Hornhaut des Auges und durch die Augenlinse wird das Licht so stark gebündelt, dass es zu Verbrennungen der schärfsten Stelle des Sehens kommen kann."

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Beobachter sollten ihre Augen mit einer zertifizierten Schutzbrille schützen. "Keine normale, keine handelsübliche Sonnenbrille, sondern die Sonnenbrille muss genau für dieses Ereignis ausgelegt sein", so Eckert. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) weist darauf hin, dass die Brille das CE-Symbol tragen und mit der EU-Norm als "sicher für den direkten Blick in die Sonne" gekennzeichnet sein sollte.

Warnung vor Eigenbau

Zudem warnt das BfS ausdrücklich vor Eigenbau-Lösungen. Rußgeschwärzte Gläser, schwarze Filmstreifen oder CDs seien zur Sonnenbeobachtung ungeeignet und gefährlich. "Davon sollten alle bloß die Finger lassen", sagt Anja Lutz vom BfS. "Wer zum Beispiel Gläser mit Ruß schwärzt, kann nie sicher sein, ob das Sonnenlicht ausreichend gefiltert wird."

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Die einzige Möglichkeit, die Sonnenfinsternis ohne Schutzbrille live zu beobachten, sei eine "indirekte, ohne zum Himmel zu schauen", sagt Lutz. Diese funktioniert nach dem Lochkamera-Prinzip. "Man bohrt dabei ein rund ein Zentimeter stecknadelkopfgroßes Loch in ein Stück Pappe und benötigt ein größeres Stück Papier. Die Pappe hält man so zur Sonne, dass das Sonnenlicht durch das Loch auf das Papier fällt." Auf dieser "Leinwand" ist dann das Bild der Sonnenscheibe zu sehen – jedoch recht klein.

Ohnehin wird der Himmel über NRW am Freitag nach aktueller Vorhersage überwiegend mit Wolken bedeckt sein, was den Blick auf die Sonne erschwert. Ein bisschen besser sind die Chancen aber wohl im Süden NRWs. Nur in Süddeutschland wird der Himmel voraussichtlich weitgehend wolkenfrei sein. (mit dpa)