Mainz. . Zwei Männer umgarnen die alleinerziehende Künstlerin, doch sie konzentriert sich nur auf ihren in Mordverdacht geratenen Sohn. Der ZDF-Krimi „Mord am Höllengrund“ bietet spannende, sehenswerte Unterhaltung. Schauspieler Barnaby Metschurat besticht als Dorfpolizist mit seinem diabolischen Spiel.

Wolken umtosen Alpen-Gipfel, es donnert, nur Blitze hellen den verdunkelten Himmel auf. Der ZDF-Film „Mord am Höllengrund“ (20.15 Uhr) bedient sich der klassischen Wetter-Symbolik, um dem Publikum klar zu machen, dass eine dörfliche Umgebung keineswegs für eine heile Welt steht, sondern sich dort, wie überall sonst, menschliche Abgründe auftun.

Maris Pfeiffer (Regie) und Daniel Douglas Wissmann (Drehbuch) ist es wichtig zu zeigen, wie labil die Beziehungen ihrer Hauptfiguren sind – um ein Spannungspotenzial für den Krimi zu schaffen. Die alleinerziehende Sabine wird gleich von zwei Männern umgarnt. Der Münchner Museumschef Markus würde zu gern seine berufliche Beziehung zu der freischaffenden Künstlerin in eine Liebesbeziehung ummünzen.

Selbstverfasstes Gedicht

Das verbindet ihn mit Dorfpolizist Peter (Barnaby Metschurat), der der attraktiven Künstlerin statt eines Knöllchens ein selbstverfasstes Gedicht verehrt. Sie wiederum revanchiert sich, indem sie die Gedicht-Form Haiku ironisiert; Sabine schnitzt dem Beamten eine hölzerne Hai-Kuh. Allerdings: Allen Sympathie-Bekundungen zum Trotz hält die Mittdreißigerin die beiden Herren auf Abstand.

Stattdessen konzentriert sich Sabine auf ihren 18-jährigen Sohn Ilya (Vincent Redetzki). Der junge Mann ist gerade über beide Ohren verliebt in seine Freundin. Doch die junge Frau geht ziemlich offensichtlich fremd, und plötzlich ist sie tot. Wer war’s?

Sabine glaubt, ihr Sohn habe seine ungetreue Freundin in einer Aufwallung von Wut getötet – und glaubt, ihn schützen zu müssen. Am Ende wird der Fall ganz anders gelöst – und nebenher auch das Rätsel um Ilyas Vater, den er nie kennenlernte.

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Die Stars Wackernagel und Mattes sind nicht so gut wie gewohnt

Das klingt nach Psychologie – zumal die Gebirgsszenerie rund um den Kochelsee kaum mehr als eine Kulisse ist. Doch die Erwartung wird enttäuscht. Enttäuscht wird auch die Erwartung, dass prominente Namen wie Katharina Wackernagel und Eva Mattes für besonders gute Qualität stehen. „Tatort“-Kommissarin Mattes spielt die Mutter der alleinstehenden Sabine. Optisch mag das angehen. Doch Mattes überzeugt als Mutter kaum. Zuhören kann sie. Schweigen kann Philosophie sein, als Lebensberatung taugt’s wenig.

Der Film lohnt dennoch – wegen der beiden Mannsbilder, die um Sabine buhlen. Dass Hans-Jochen Wagner für fiese, zumindest aber zwielichtige Typen taugt, stellte er mehrfach unter Beweis – so in der Dortmunder „Tatort“-Folge „Auf ewig Dein“. Einen noch stärkeren Eindruck hinterlässt Barnaby Metschurat. Der schmächtige Schauspieler mit der sanften Stimme übernahm ebenfalls schon öfter Rollen, bei denen seine zurückhaltende Ausstrahlung nur mühsam eine düstere Seite überdeckte – wie in der Kölner „Tatort“-Episode „Trautes Heim“, wo er parallel in zwei Familien lebte. Auch in „Mord am Höllengrund“ spielt Metschurat diabolisch gut. Womit übrigens nicht das Ende des Krimis verraten wird.