Essen. Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser lösen den ersten “Tatort“-Fall nach der Sommerpause. Story stimmt - und das Ermittlerteam ist wie immer Spitze.
Der Sonntag gehört nach einer – wegen der Fußball-Weltmeisterschaft – verlängerten Sommerpause endlich wieder dem „Tatort“. Das Warten hat sich gelohnt. Mit „Paradies“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) kehrt die Krimireihe mit einer außergewöhnlichen Geschichte zurück.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ermitteln nach dem Tod von Bibis Vater auf eigene Faust. Der alte Herr war vereinsamt als Sozialhilfeempfänger in einem heruntergekommenen Altenheim in Graz gestorben. Dennoch hinterlässt er seiner Tochter 32.000 Euro. Bibi kann sich nicht vorstellen, wie er legal an das Geld gekommen ist.
Ein Leben lang hart geschuftet
Auch Eisner wittert einen Fall. Irgendetwas stimmt nicht in diesem Heim. Einige Insassen wirken verängstigt. Pfleger Robert (Michael Ostrowski) durchsucht Badezimmer von Bewohnern und wirkt eher wie ein gewalttätiger Junkie als ein liebevoller Helfer. Dazu kommt, dass die Rentner-Kombo aus dem Heim jeden Mittwoch zu einem Ausflug nach Ungarn startet und anderntags zahlt jeder Mitreisende 200 Euro auf sein Konto ein. Dieser dubiosen Geschichte soll Eisners pensionierter Kollege Reinhard Sommer (Branko Samarovski) nachgehen. Er zieht, sozusagen als Undercover-Agent ins Altenheim ein und teilt sich das Zimmer mit dem umtriebigen Paul Ramsayer (Peter Weck).
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„Alte Leute sind gefährlich, die haben nichts mehr zu verlieren“, wird Eisner zum Schluss sagen und Recht behalten. Der „Tatort“ thematisiert Altersarmut auf eine sehr tiefgründige, aber auch humorvolle Form. Es geht um Senioren, die ihr Leben lang hart geschuftet haben und im Alter jeden Cent fünfmal umdrehen müssen. Es geht um Menschen, die sich nach dem Paradies sehnen, bevor sie „mit den Füßen voraus auf der Bahre herausgetragen werden“. Um dieser Hölle zu entfliehen, riskieren sie einiges.
Schmunzeln trotz ernsten Themas
Parallel dazu wird Familiengeschichte aufgearbeitet. Nicht nur die von Bibi, die bereits im letzten Jahr in der „Tatort“-Folge „Angezählt“ angerissen wurde.
Das Thema hat genug Potenzial, um pädagogisch verklärt herüberzukommen. Doch dank des wunderbaren Drehbuchs von Uli Brée passiert das nicht. Im Gegenteil: Trotz des ernsten Themas muss man immer wieder schmunzeln. Ein Beispiel: Sommer trauert nach einem Attentat auf ihn seiner Hose nach, die er beim Mordanschlag „eingeschifft“ hat. Man könne sie doch waschen, rät Eisner. „Diese Hose ist auf ewig belastet“, antwortet er. Köstlich.