Essen. Was bleibt, ist Finnland: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben sich am Samstagabend nach ihrer dreimonatigen Sommerpause mit ihrem „Duell um die Welt“ auf ProSieben zurückgemeldet. Dabei mussten die beiden Kontrahenten einsehen, dass es nur einen Felix Baumgartner gibt und dass Klaas' Achillesferse eindeutig Eiswasser ist.
Einfach nach „Luft“ schnappen, das ist wohl eindeutig das Motto des späten Samstagabends. Nein, nicht nur weil Klaas Heufer-Umlauf unter Wasser der Sauerstoff nach einem Haibiss ausgeht oder weil Joko Winterscheidt in rund zehn Kilometern Höhe kurz „ins Traumland abdriftet“. Nein, es war das Highlight des Abends, das den meisten Zuschauern nach der sechsten Auflage der ProSieben-Show „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ im Gedächtnis bleibt.
Bei -14 Grad Celsius Außentemperatur soll der nur mit einer Badehose bekleidete Klaas in Finnland ins Eiswasser abtauchen. 20 Meter liegen zwischen dem Anfangs- und Endpunkt, verbunden durch ein Seil unter Wasser, an dem er sich entlanghangeln kann. Klaas ist bereit, nimmt die Herausfoderung an, hockt samt Taucherbrille vor dem dreieckigen Loch mitten auf einem zugefrorenen See, springt rein – und taucht Sekunden später wieder auf, um mit einem kurzen, gehauchten „Luft“ die Aufgabe abzubrechen. „Es war der schwärzeste Tag in meiner Sendegeschichte“, sagt der 30-Jährige frustriert – für Joko hingegen ist es wohl eine der lustigsten Anekdoten.
Nach einer dreimonatigen Sommerpause melden sich die Fernsehchaoten, bekannt durch ihre Late-Night-Show „Circus HalliGalli“, wieder zurück. Im „Duell um die Welt“ kämpfen Klaas Heufer-Umlauf und Joachim Winterscheidt wie in den letzten beiden Jahren zuvor nur um eins: um ihren ganz persönlichen Weltmeistertitel – na ja, und um Lacher, mit Erfolg wie die Quoten beweisen.
Joko und Klaas stellen sich Aufgaben, die Jugendschützer kritisieren
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Die Regeln sind einfach: Joko und Klaas schicken sich auf Weltreise. Dann heißt es, Aufgaben erledigen, die sie sich gegenseitig auferlegen. Dass die nicht so ganz einfach sind und oft auch am Rande des guten Geschmacks wandeln, dürfte mittlerweile bekannt sein. Auch, dass Mundzunähen, Erbrechen vor laufenden Kameras und Elektroschocks nicht bei jedem gut ankommen – allen voran beim Jugendschutz. Dennoch, bei der Folge am Samstagabend ging es vornehmlich, man möchte sagen, gesittet zu. Vorerst.
In die neue Saison starten Joko und Klaas im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Feuerwerk. Der amtierende Weltmeister der Show, Klaas Heufer-Umlauf - oder wie ihn Moderatorin Jeannine Michaelsen liebevoll nennt: „der Optimus Prime vom Biomarkt“ - läuft als menschliche Fackel verkleidet ins Studio ein. Eine auf dem Rücken, an Armen und Beinen angebrachte Pyrotechnik sprüht Funken. Der Anfang hält, was er verspricht. Direkt im ersten Duell, das Klaas bestreitet, geht es zur Sache.
Der 30-Jährige soll sich auf den Bahamas von einem Hai beißen lassen. Er nimmt die Herausforderung an und lockt unter Wasser mit Fischködern auf einem Schiffswrack positioniert gleich dutzende der gefährlichen Meerestiere an. Und ja, einer beißt zu, zerrt den Fernsehmoderator von links nach rechts. „Ich hatte wirklich Panik“ - jedoch nicht, weil sich die messerscharfen Zähne des Hais im Kettenhemd seines Arms verfangen hatten, sondern weil der Herausgeforderte plötzlich keine Luft mehr bekam. Ein Defekt am Sauerstoffgerät? Man weiß es nicht, und erfährt es auch nicht. Da wurde der Hai ganz schnell zur Nebensache, merkt Klaas an.
Auch Joko Winterscheidt bekommt beim "Duell um die Welt" mal Panik
Auch Co-Protagonist Joko Winterscheidt hatte mit Panik zu kämpfen. Beim sogenannten „Halo Jump“ à la Felix Baumgartner, also dem extrem langen freien Fall aus besonders großer Höhe, fiel der 35-Jährige für kurze Zeit in Ohnmacht – Hypoxie erklärt der Fachmann später. Der Körper wurde zu wenig mit Sauerstoff versorgt. Kein Wunder, denn Joko befindet sich zu diesem Zeitpunkt in knapp zehn Kilometern Höhe, zwölf hätten es werden sollen. Nicht ganz wieder auf der Höhe – Achtung, Wortspiel – willigt der Fernsehmoderator im genuschelten Englisch ein, umzukehren. Um es gleich wieder bei vollem Bewusstsein zu bereuen, denn damit hat er das Duell verloren. Und einen wichtigen Punkt. Na ja, er habe eben nach „Luft“ schnappen müssen.
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Über Sinn oder Unsinn der Sendung lässt sich eindeutig streiten, über eins jedoch nicht: Unterhaltung. Die TV-Chaoten, die bereits als Thomas Gottschalks der jungen Generation gefeiert werden, setzen sich und ihr Format auch in dieser Folge wieder eindrucksvoll in Szene. Ob durch schlichten Humor, Selbstironie oder auf Kosten des jeweils Anderen. Und das kommt an. Nach rund zwei Stunden Sendezeit rutscht der Hashtag #jokogegenklaas auf Platz eins der deutschen Twitter-Charts. Die Social Media Gemeinde wird nicht müde, die beiden Duellierenden zu zitieren, auch wenn es nur für den Moment und Morgen schon wieder vergessen ist. Allen voran der Hashtag #Luft.
Joko und Klaas treffen bei Bier und Joint auf Jamaika zusammen
Doch die Aufmerksamkeit ist ihnen nicht nur seitens des Zuschauers sicher. Auch der Jugendschutz, der bereits vergangene Sendungen unter anderem wegen übermäßigen Alkoholkonsum anprangerte, dürfte nicht erfreut gewesen sein. Stichwort Drogen und Alkohol. Doch, und das muss gesagt werden, hält sich ProSieben an die Regeln. Erst nach 22 Uhr und mit einer nicht ganz so ernst gemeinten „Bitte nicht nachmachen“-Ansage strahlt der Sender die Jamaika-Episode aus.
Im Inselstaat erwarten die beiden 3504 Dosen Bier. Und die müssen ausgetrunken werden, um sich aus den leeren Dosen ein Boot bauen zu können. Zwei alte Bekannte, die sympathischen Dreadlock-tragenden Bob-Marley-Verschnitte Crazy Captain und Sexy Rexy, sollen damit auf eine kleine Insel bugsiert werden. Dort sollen sie dann ein Feuer entfachen – mit einer „Substanz-Zigarette“, so untertitelt ProSieben zumindest das Wort „Joint“. Wie dem auch sei, es ist das erste Mal in der „Joko gegen Klaas“-Geschichte, dass die beiden Kontrahenten auf einem Kontinent zusammentreffen.
Klaas schlägt Joko im Kampf um den Weltmeister-Titel
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Das Duell entwickelt sich schnell zu einem einzigen Saufgelage, selbst die Fernsehcrew steigt mit ein. Vorbildlich? Nein. Witzig? Ja. Die Crew liegt sich in den Armen, schmettert Songs von Oasis und klettert aus Busfenstern. Ob gestellt oder nicht, wie so manch ein Twitter-Anhänger vermutet, es macht schlicht und ergreifend Spaß zuzuschauen. „Wir sind eben immer noch eine Unterhaltungssendung“, mahnte Klaas bereits im Vorspann. Die übrigen Duelle wie Joko als Assistent eines fragwürdigen britischen Erfinders sowie die Live-Duelle, die ebenfalls zum ersten Mal gegeneinander geführt werden, bleiben eher im Hintergrund. Ebenso wie das Finale nach rund drei Stunden Chaos-Show und gefühlten fünfzig Werbeunterbrechungen, die eben nicht, wie Moderatorin Jeaninne verspricht, nur „mini-winzig-kurz“ sind.
Die letzte Live-Challenge entscheidet der eh schon mit 4:3-führende Klaas für sich – damit ist er erneut Weltmeister. Doch was bleibt - und das tröstet auch Verlierer Joko - ist Klaas' verlorene Finnland-Herausforderung und damit noch ein bisschen „Luft“ nach oben.
Grimme-Preis für Joko und Klaas