Erfurt. Seine erste Folge gewann noch den Negativpreis “Saure Gurke“ für ein besonders sexistisches Frauenbild. Der zweite “Tatort“ aus Erfurt, der am Dienstag Drehstart hatte, soll anders sein - und Ermittlerin Johanna Grewel weniger nervig. Auch bei der jugendlichen Sprache will sich der MDR zurücknehmen.

"Wir haben uns alle gleich lieb", sagt Alina Levshin alias "Tatort"-Ermittlerin Johanna Grewel. "Alles andere wird sich finden", ergänzt sie noch. Dann ist die kurze Pause vorbei und sie muss wieder vor die Kamera. Ob es im Film funkt zwischen ihr und einem ihrer beiden Kollegen? Kein Kommentar. Und wer ist der Mörder? Auch das bleibt natürlich ein Geheimnis. Am Dienstag haben am Hauptbahnhof in Erfurt die Dreharbeiten zum zweiten ARD-"Tatort" aus Thüringens Landeshauptstadt begonnen. Die 29-jährige zierliche Levshin spielt hier die junge Nachwuchs-Kommissarin, die das eingespielte Ermittlerduo Henry Funck (Friedrich Mücke) und Maik Schaffert (Benjamin Kramme) unterstützt. In "Kalter Engel" war Grewel noch Praktikantin und angehende Staatsanwältin, im neuen Fall "Härtetest" ist sie bereits Ermittlerin und Teil eines Trios.

Das Team ist laut MDR diesmal im Rotlichtmilieu unterwegs. Einem wegen Totschlags und Menschenhandels Verurteilten (Werner Daehn) wird erlaubt, an der Beerdigung seines Vaters teilzunehmen. Obwohl der Häftling kurz vor der Entlassung steht, nutzt er seine Chance zur Flucht und erschießt dabei kaltblütig einen Polizisten. Die Chefin der Ermittler, Petra "Fritze" Fritzenberger (Kirsten Block), die den Verbrecher vor Jahren überführte, wird zudem entführt. Und schließlich spielt ein weiterer Polizist eine undurchsichtige Rolle.

"Weniger besserwisserisch und nervig"

In der am Dienstag gedrehten Szene passiert eigentlich gar nicht viel. Funck und Schaffert sitzen vorne im Auto und beschatten das Etablissement "Regina-Bar". Ihre junge Kollegin sitzt hinten und wartet. Zwar werde sie mittlerweile ernst genommen, beschreibt MDR-Redakteurin Meike Götz die Rolle von Grewel. Dies ändere sich aber nur sehr langsam. Der MDR-"Tatort" "Kalter Engel" war nach der Ausstrahlung mit dem Negativpreis "Saure Gurke" ausgezeichnet worden. Die Medienfrauen von ARD, ZDF und ORF wollten damit auf eine aus ihrer Sicht frauenfeindliche Darstellung aufmerksam machen.

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Als Antwort auf die Kritik soll der Charakter Johanna Grewel nun etwas weniger besserwisserisch und nervig werden. "Wir wollen sie nicht mehr exponieren", sagte Produzent Michael Smeaton. Ohnehin sei der Begriff "jüngstes Team" ein wenig überreizt worden. So sei die jugendliche Sprache, die den ersten Erfurt-Fall noch geprägt habe, "etwas gedrosselt worden".

Auch Weimarer "Tatort" hatte Drehbeginn

"Härtetest" ist laut Smeaton ein klassischer Ermittlerfilm. Der Schwerpunkt liege nicht so sehr auf "Action", sondern auf den Ermittlungen und den Darstellern. Einen rasanten Einstieg in den Film wie im ersten Erfurt-"Tatort" werde es diesmal nicht geben.

Den ersten Fall "Kalter Engel" sahen im November 2013 rund zehn Millionen Zuschauer. Über eine ähnlich hohe Einschaltquote "würde ich mich schon sehr freuen", sagte MDR-Redakteurin Götz. Bis Anfang September sind 21 Drehtage geplant. Produziert wird der ARD-Krimi von Smeaton für den Mitteldeutschen Rundfunk, die Regie führt Johannes Grieser. Er soll Ende dieses Jahres ausgestrahlt werden. Und weitere Fortsetzungen aus Erfurt seien geplant, betonte er.

Ebenfalls am Dienstag begannen in Weimar die Dreharbeiten zum neuen ARD-Krimi mit Nora Tschirner und Christian Ulmen. In "Tatort - Der irre Iwan" ermitteln Dorn und Lessing zu einem Überfall auf die Stadtkämmerei, bei der die Chefsekretärin erschossen wird. (dpa)