Baden Baden. . Im ARD-Thriller „Ein todsicherer Plan“ entgleitet Richy Müller als Bankräuber die Kontrolle. Das spannende Drehbuch, in dem Pech, dummer Zufall und falsche Entscheidungen unheilvoll ineinander greifen, vergisst die Emotionen nicht.

Ein Handwerksmeister sieht rot, sein Name ist Programm. Schreiner Klaus Roth (Richy Müller) fühlt sich von seiner Bank ausgeraubt. Der unehrenhaft entlassene Afghanistan-Veteran Achim Buchert (Martin Butzek) hingegen sieht sich von dem Land, dem er diente, um seine Lebensperspektive gebracht. Nun halten beide es für ihr Recht, sich zu nehmen, was ihnen nicht gegeben wurde. Biedermänner als Bankräuber: „Ein todsicherer Plan“ (ARD, 20.15 Uhr) erweist sich als Rohrkrepierer. Der Thriller von Roland Suso Richter („Die Spiegel-Affäre“) ist ein Verlierer-Blues.

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Bereits die ersten Bilder vom schlecht gelaunten Familienvater Roth lassen ahnen, wie der Film endet. Für ihn wie Ex-Mitarbeiter Buchert beginnt der GAU ihres Lebens – der größtanzunehmende Unfall. Zwei bodenständige Alltagsmenschen verlieren die Kontrolle über ihr Leben. Pech und Pannen greifen unheilvoll ineinander. Einem dummen Zufall folgt eine falsche Entscheidung – aber auch umgekehrt. Wer zwischenzeitlich glaubt, das Drama könne noch halberlei gut enden, sieht sich schließlich böse getäuscht – worunter die Spannung keineswegs leidet.

Kammerspiel des Grauens

So wird aus einem Banküberfall mangels Beute schnell eine Geiselnahme. Die überforderten Gangster – Richy Müller spielt Roth als zaudernden Schurken wider Willen, Martin Butzek den Ex-Soldaten voll dampfender Aggression – legen alsbald ihre Masken ab, und da der Film in der badischen Kleinstadt Ladenburg angesiedelt ist, erhält die Nähe zwischen Tätern und Opfern in der beengenden Atmosphäre der Bankfiliale eine zusätzliche Komponente: Man kennt sich. Die Kamera von Jürgen Carle und Christoph Schmidt betont das Klaustrophobische; sie ist immer nah dran an den unberechenbaren Akteuren. Die Geiselnahme wird zum Kammerspiel des Grauens.

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Drehbuch-Autor Holger Karsten Schmidt nutzt das Szenario in der Bank, um das Motiv des Handwerkers zu erklären. Roth setzt bei seinem Verhör der Banker einen höchst interessanten gruppendynamischen Prozess in Gang. Nur dadurch erfährt er, dass er zum Opfer gemacht wurde, weil sich die Bank mit seinem Geld verspekuliert hatte. Sie spekulierte überdies darauf, aus seinem Ruin billig Kapital zu schlagen. Das mag grob geschnitzte Kapitalismus-Kritik sein. Aber, immerhin, der Wortwechsel ist nüchtern, und das hervorragende Ensemble spielt zurückgenommen. Der Filialleiter (Christian Beermann) gesteht schließlich seinen Fehler ein – zu spät. Als er Schreiner Roth einen neuen, günstigeren Vertrag anbietet, wirkt die Geste hilflos absurd.

Denn draußen, vor dem Gebäude, lauert die Polizei. Der Dienststellenleiter (Rainer Furch) wittert zunächst eine Chance, den Schaden zu begrenzen. Doch als seine machtbewusste LKA-Kollegin (Julia Brendler) auftritt, mahlen die Mühlen der Hierarchie mit unerbittlicher Präzision.

Anrührende Momente

Neben der clever konstruierten Räuber-und-Gendarm-Story vergisst der Thriller die Emotion nicht. Immer wieder gelingen dem Film anrührende Momente, die den 90-Minüter über den Durchschnitt heben. Zur Geisel-Tragödie gesellt sich ein Familiendrama. Es packt, weil der zornige Schreiner für seine Frau (Anke Sevenich) die große Liebe ist. Als sie ihren Mann im Fernsehen als Geiselnehmer sieht, eilt sie zum Tatort. Der Polizei sagt sie im Angesicht des Verbrechens mit ruhiger Entschlossenheit: „So einen wie Klaus kriege ich nie wieder. Oder kennen Sie einen, der für seine Frau eine Bank überfällt?“