Essen. “Happy Birthday, Sarah“ heißt die jüngste “Tatort“-Episode, es ist die 13. für das Ermittlerduo in Stuttgart - doch sie bringt Richy Müller und Felix Klare kein Glück. Der Krimi bleibt Standard. Das Stuttgarter Duo hat jedoch am Schluss noch einen starken Auftritt.

Nun haben sie auch schon mehr als ein Dutzend auf dem Buckel: 13 Fälle, fünf Jahre! Dass man das bei Lannert und Bootz aus Stuttgart kaum glauben mag, ist kein Kompliment. Zur Marke ist das Duo bis heute nicht geworden.

Ob es daran liegt, dass sie alles nur ein bisschen sind: ein bisschen hart, ein bisschen mitfühlend, ein bisschen witzig? Aber sollten wir im Reich der Schmunzelkrimis, die uns schwitzend auf die Schenkel klopfen (Münster) oder dümmlich behaupteter Härtefälle (Hamburg) nicht dankbar sein für ein bisschen menschliches Mittelmaß?

Ehrgeizlose Kameraführung bei "Happy Birthday, Sarah"

Aber Richy Müller (Lannert) und Felix Klare (Bootz) hätten nicht nur von Zuschauerseite ein bisschen mehr Rückenwind verdient. Sieht man, wie ehrgeizlos die Kamera (Jürgen Carle) in „Happy Birthday, Sarah“ (ARD, So., 20.15 Uhr) draufhält, wie antriebslos die Regie (Oliver Kienle) das Potenzial der Eröffnung verschenkt, sind die zwei Ermittler fast zu bedauern.

Lannert und Bootz gehen durch den deutschen Dreck diesmal: Der tote Sozialarbeiter, dessen Kopf im Klo des Jugendhorts unter Wasser liegt, hatte schon zuvor reichlich Elend gesehen. Die Verwahrlosung einer abgehängten Schicht steht auf den ersten Blick im Mittelpunkt des neuen Stuttgarter Falles.

Nicht viel mehr als ein Abziehbild

Die Chance, mehr als ein Abziehbild daraus zu formen, eine eindringliche Milieustudie gar, vergibt die Folge. Die Schablonen, die Kienle von Kampfhund bis zum harten Glatzen-Freier zulässt, könnten auch von Tralala-Formaten wie „Die strengsten Eltern der Welt“ stammen. Da scheint das Interessanteste noch ein juristischer Winkelzug, der dem Fall die Tücke gibt.

TatortSarah, Stammgast im Jugendtreff am sozialen Brennpunkt, ist noch keine 14. Man muss das sacht autistische Mädchen (jede Menge Tränen auf Knopfdruck: Ruby O. Fee) gar nicht lange bearbeiten, da kommt ihr Geständnis schon über die vollen Lolita-Lippen. Jaja, sie habe den zudringlichen Menschenfreund erledigt. War’s das?

Eine spannende halbe Stunde

Ein Blick ins Archiv hilft Lannert und Bootz: Mit der Masche, eine Tat auf sich zu nehmen, für die sie aus Altersgründen nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, hat sich Sarah bereits profiliert.

Zäh geht es lange zu. Doch dann bringt dieser Tatort es in der letzten halben Stunde noch zu spannendem Fernsehen. Da spielt das Land der armen Leute freilich nur noch kulissenhaft mit. Stattdessen zwingt uns eine große alte Tragödie dranzubleiben, gepimpt durch ein Ultimatum, das den Titel erhellt.

Lannert und sein jüngerer Kollege werden sich übrigens im Alter nicht unähnlich. Auch Bootz lebt neuerdings allein. Die Frau ist es leid mit der Polizei. Steht zu befürchten, dass es ihrem Mann irgendwann ähnlich geht.