München. . Bekannt ist er als TV-Partner von Richy Müller beim Stuttgarter „Tatort“. Am Sonntag ist Felix Klare in der ZDF-Romanze „Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas“ zu sehen. Warum ihn das Überangebot an “Tatort“-Folgen stört und was er beim ZDF-Dreh in Brasilien erlebte, erzählt er im Interview.
Das Publikum kennt ihn vom „Tatort“ in Stuttgart. Felix Klare ist der Familien-Mensch an der Seite des einsamen Wolfs Richy Müller. Um nicht darauf festgelegt zu werden, spielt der 34-Jährige in der ZDF-Romanze „Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas“ (Sonntag, 21.04.2013, 20.15 Uhr). Der Dreh in Brasilien brachte ihm überraschende Erkenntnisse, wie Klare Jürgen Overkott verriet.
Wie hat der „Tatort“ Ihr Leben verändert?
Felix Klare: Bis dahin hatte ich fast nur Theater gespielt. Allein der Unterschied, ob einem 1000 Leute zu sehen oder neun Millionen, das ist schon eine andere Dimension, die man schwer überschauen kann. Da bekommt man kein direktes Feedback.
Wie werden Sie wahrgenommen?
Klare: Man weiß, dass ich zum „Tatort: Stuttgart“ gehöre, auch wenn ich natürlich auch andere Rollen spiele. Die Leute erkennen mich meist als Kollegen von Richy Müller.
Stört Sie das?
Klare: Nein, ich kann ganz gut damit umgehen.
Beim Tatort ist weniger mehr
Wir haben inzwischen 21 „Tatort“-Kommissariate. Gibt es da ein Überangebot?
Klare: Würde ich sofort unterschreiben. Ich finde, Qualität und Quantität haben sich auseinander entwickelt.
Wir haben beim „Tatort“ seit zehn Jahren in etwa das gleiche Budget, aber es gibt heute weniger Drehtage und eben viel mehr Teams, darunter leidet die Qualität der einzelnen Projekte. Ich finde, weniger ist mehr.
Bei einer derart großen Anzahl von Krimis wird es immer schwieriger, die Ermittler auseinanderzuhalten. Welche Konsequenz ziehen Sie für sich daraus?
Klare: Ich betrachte meine Figur weiterhin als jungen, offenen Menschen, der sich weiterentwickeln kann – der noch nicht fertig ist.
Wie jung fühlen Sie sich?
Klare: Anfang-Mitte 30. Na mittendrin eben.
Das heißt: neugierig, abenteuerlustig…
Klare: Na ja, wir haben Anfang Februar das dritte Kind bekommen…
„Einem Team-Mitglied haben sie die Pistole an den Kopf gehalten“
…Abenteuer Familie…
TatortKlare: Ich führe ein etwas unrhythmisches Leben, mal bin ich für anderthalb Monate weg und drehe, mal bin ich drei Monate lang zu Hause. Letzten Herbst habe ich mit der Produktionsfirma Schiwago den Film „Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas“ in Brasilien gedreht. Da der an einem Sonntag läuft, müssen die Leute sich nun entscheiden, ob sie lieber den „Tatort“ Köln oder Klare in Brasilien sehen möchten.
Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
Klare: Chaotisch und kreativ, beides. Und ich war ziemlich erschüttert von dem, was ich gesehen habe. Uns wird Brasilien oft als Land des Aufschwungs verkauft, aber nur etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung haben wirklich viel Geld. Der übergroße Teil der Bevölkerung ist arm! Wir haben in Belem gedreht, an der Amazonas-Mündung direkt am Atlantik, und es hat auch einen Überfall auf das Team gegeben, einem Mitglied haben sie eine Pistole an den Kopf gehalten. Außerdem werfen die Leute werfen den Plastikmüll, leere Flaschen und ähnliches, direkt in den Fluss. Das Bewusstsein hierfür fehlt völlig - sie haben einfach grundlegendere Probleme! Uns geht es hier sehr gut!
„Ich muss die Bilder sacken lassen“
Brasilien wird klischeehafterweise oft mit Samba und Fußball verbunden.
Dreharbeiten für den dritten Dortmund-Tatort
Klare: Mit Samba habe ich gar nichts am Hut. Und Fußball? Ja, da kann ich was mit anfangen. Aber in Brasilien war es so, dass zwar viele Menschen mit Trikots herumgelaufen sind, aber keiner hat gespielt, dafür fehlte einfach der Platz und das Geld einen zu bauen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass schon die Kinder für den Lebensunterhalt der Familie arbeiten müssen.
Würden Sie noch mal nach Brasilien zurückkehren?
Klare: Im Moment nicht. Ich muss die Bilder erst mal sacken lassen.