Berlin. Die Echos 2014 wurden am Donnerstag verliehen. Dass beim Musikpreis aber am wenigsten die Musik interessiert, das zeigte sich recht schnell. Genau genommen schon in den ersten Sekunden der Sendung. Die Twitter-Gemeinde ärgerte sich zwar auch über viele Gewinner, aber vor allem die Kleider der Damen auf der Bühne sorgten für Unmut.
Kaum eine Minute nach Beginn der Echo-Verleihung, stand das Thema fest, über das vor den Fernsehern in den sozialen Netzwerken diskutiert wurde: Kleidung.
Moderatorin Helene Fischer setzte das Thema. Ein durchsichtiger Rock, der an ein Fliegennetz erinnerte, darunter ein knappes Höschen und dazu ein bauchfreies Oberteil – in diesem Outfit eröffnete und leitete sie durch die Sendung. Und schnell war nicht nur das Hashtag #ECHO2014 Trendig Topic, sondern innerhalb dieser Themen-Sammlung die Kleider-Diskussion das wichtigste Thema.
Helene Fischer und der Hüftschwung von Shakira
Und ein kleines bisschen Eitelkeit konnte man Moderatorin Helene Fischer auch anmerken, als sie den Auftritt von Sängerin Shakira ansagte. Die Beschreibung „des berühmtesten Hüftschwungs“ begleitete sie mit einer eigenen kleinen Tanzeinlage. Leider wurde das weniger ein kolumbianisch-lockerer als ein deutsch-steifer Hüftschwung.
Vom Lila Teppich gibt's lahme Promi-Schnappschüsse
Aber vielleicht legte sich Helene Fischer dann direkt noch einmal als Sängerin besonders ins Zeug. Doch statt musikalisches Können zu zeigen, sang sie beim MUSIK-Preis lediglich playback. Und sorgte wieder eher mit ihrem Outfit – einem 80er-Jahre Aerobic-Body – für Aufsehen.
Der Echo 2014 sollte ein Twitter-Spektakel werden. Stars berichteten live vom Event. Es gab Bilder vom „Lila Teppich“, die Twitter im Vorfeld groß ankündigte, als viel persönlicher als Paparazzi-Fotos. Leider waren die Schnappschüsse dann aber wenig originell.
Mal ein verzogenes Gesicht, aber im Endeffekt waren es Musiker und Medienpersönlichkeiten, die sich das blaue Twitter-Vögelchen mal auf den Kopf setzten, mal vor den Bauch hielten oder neben das breite Grinsen. Alles in allem: eher Red-Carpet-Bilder mit einem Hauch „Bahnhofs-Fotoautomaten-Flair“.
Ein Echo-Publikum in vollkommener Lethargie
Auch die Texte zu den Bildern vom Lila Teppich brachten nicht die angekündigte Nähe. Die meisten begannen platt mit „Live vom Lila Teppich beim #ECHO2014“ plus Name des Gastes. Aber das auch nur, wenn derjenige einen Account bei Twitter hat.
Kein Account, keine Namensnennung. So blieb der schweizer Fernsehmoderator Max Moor einfach namenlos. Aber gut, bei seiner Namensänderung vor nicht einmal einem Jahr, war das vielleicht auch zu viel verlangt.
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Deutschland zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite. Das Publikum saß stocksteif und beäugte die Auftritte von internationalen Musikern. Nun gut, nicht alle blieben tatenlos. Einige klatschten, ganz wie es sich gehört, brav im Takt. Shakiras heiße Rhythmen treffen auf deutsche Begeisterungslosigkeit. Und das, obwohl Sänger Max Raabe sie überschwänglich als „rattenscharfe Popnudel“ ansagte. Peinlich. Aber vielleicht war das Publikum auch verwirrt, weil sich Shakira und Helene Fischer beinahe zum Verwechseln ähnlich sahen.
Als dann auch noch Lena Meyer-Landrut im halb-durchsichtigen schwarzen Kleid auf die Bühne wackelte, schwante den Twitter-Usern Übles: Wird das etwa Trend? Sehen wir das bald überall?
Der Echo 2014
Peinlicher Nachahm-Versuch des Oscar-Selfies
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Der Höhepunkt der Peinlichkeit beim Echo 2014 war aber der Versuch, cool zu sein. Gewollt und definitiv absolut nicht gekonnt – so musste das Fazit zum Selfie lauten. In Anlehnung an das berühmt gewordene Bild von den Oscars, auf dem unter anderem Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Julia Roberts, Brad Pitt, Angelina Jolie, Ellen DeGeneres und Meryl Streep gemeinsam posieren, wollte auch das öffentlich rechtliche Fernsehen zeigen, dass so etwas auch hier geht.
Leider wurde daraus nichts. Helene Fischer quetschte sich auf den Schoß der beiden Sänger der Band und grinste ein Zahnpastagrinsen in die Kamera. Das war's. Bei der Menge an Stars und Musikern, die an diesem Abend im Saal saßen, eine dürftige Ausbeute.
Das sind die Gewinner des Echo 2014
Album des Jahres
Helene Fischer
Künstler Rock/Pop National
Tim Bendzko
Künstler Rock/Pop International
Robbie Williams
Künstlerin Rock/Pop National
Ina Müller
Künstlerin Rock/Pop International
Birdy
Gruppe Rock/Pop National
The BossHoss
Gruppe Rock/Pop International
Depeche Mode
Deutschsprachiger Schlager
Helene Fischer
Volkstümliche Musik
Santiano
Hip-Hop/Urban National
Max Herre
Hip-Hop/Urban International
Eminem
Electronic Dance Music National/International
Avicii
Rock/Alternative National
Sportfreunde Stiller
Rock/Alternative International
Volbeat
Crossover National/International
Lindsey Stirling
Newcomer National
Adel Tawil
Newcomer International
Beatrice Egli
Hit des Jahres
Avicii
Musik-DVD/Blu-Ray-Produktion National
Die Ärzte
Produzent/Produzentin/Produzententeam National
Jean Frankfurter
Live-Act National
Die Toten Hosen
Würdigung des Lebenswerkes
Yello
Partner des Jahres
Circus HalliGalli
Handelspartner des Jahres
Michelle Records
Würdigung für soziales Engagement
Peter Maffay Stiftung
Bestes Video National
Y-Titty
Radio-ECHO
Christina Stürmer
Kritikerpreis National
DJ Koze