Essen. Ob Thomas Gottschalk und Günther Jauch ihr neues RTL-Format „Die 2“ wirklich ernst nehmen? An vielen Stellen der zweiten Ausgabe ließen sie durchblicken, dass die RTL-Show ihren Intellekt um Längen unterfordert. Aber gemeinsam mit Barbara Schöneberger machten sie gute Mienen zum langweiligen Spiel.
Die beiden Entertainer Thomas Gottschalk und Günther Jauch haben längst alle Höhen erlebt. Dass zumindest ihr neues Showformat „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“ keinen neuen Gipfel mehr hinzufügt, scheinen sie selbst bestens zu wissen. Selbst den Namen „Format“ hat die RTL-Sendung, die wie eine merkwürdige Mischung aus „Wer wird Millionär“, „Wetten, dass...?“ und „Schlag den Raab“ anmutet, nicht so recht verdient. Denn an selbigem mangelt es ihr bisweilen gewaltig. Auch in der zweiten Folge fehlte der Spannungsbogen. Nicht mal eine klare Linie war erkennbar. Dabei hätten einige Elemente durchaus Potenzial zu richtig guter Unterhaltung gehabt.
Der kurze Auftritt der Harlem Globetrotters war ein solcher Lichtblick. Plötzlich gab es Aktion und Bewegung: wirbelnde Bälle, dazu kleine Akrobatik-Einlagen der fünf Show-Basketballer vor, unter und sogar auf dem Basketballkorb. Das Publikum schien von der unerwarteten Dynamik überrumpelt. Aber die 500 Personen klatschten brav im Takt der Musik mit. Größere Gefühlsausbrüche hatten sie an diesem Abend auch nicht mehr zu erwarten.
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„Stay here and watch the... Elend“
Über drei Stunden lang lullten Thomas Gottschalk und Günther Jauch sich selbst und ihre Zuschauer ein. Sogar die bemüht schnippisch-satirischen Kommentare von Moderatorin Barbara Schöneberger konnten nur selten für Erheiterung sorgen. Ihr Kommentar gegenüber der Showbasketball-Truppe fasste den Abend gut zusammen: „Stay here and watch the... Elend“. Denn wer tatsächlich dabei blieb, sah vor allem die typisch langen Werbeblöcke des Privatsenders und dazwischen die überstrapazierte Heiterkeit der geladenen B-Prominenz, die bei den Studiospielen scheinbar die Einschaltquoten retten sollte.
Verona Pooth etwa gab sich einmal mehr oft als naives Püppchen, das links und rechts nicht auseinanderhalten kann. Beim Geschicklichkeitsspiel, bei dem sie nach Anweisungen eines Zuschauers aus dem Publikum möglichst schnell ein rollendes Sofa per Joystick durch einen Parcours lenken sollte, wurde ihr das natürlich zum Verhängnis. Die unechten Blumen der Studio-Dekoration schlugen der 45-Jährigen bei der Irrfahrt direkt ins Gesicht. Gottschalk später: „Ich hoffe, die süffisant intellektuelle Abteilung ist jetzt endlich um.“ Immerhin: So viel Albernheit und Häme wie Verona konnte danach nicht einmal der Ex-Topmodel-Laufstegtrainer Jorge Gonzales mehr einfahren.
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Diese Wettkämpfe der Moderatoren gegen die Promis und das Studio- und Fernsehpublikum, darum sollte es eigentlich gehen. Damit der Spiel-Faktor nicht unterging, rasselte Barbara Schöneberger immer wieder die Mitmach-Aufrufe und die Telefondurchwahl herunter. Wie viele Besucher sind heute auf den Turm des Kölner Doms gestiegen? Aus wie vielen kleinen Steinen besteht das große Doppelporträt von Jauch und Gottschalk, das die Kamera aus allen Perspektiven einfängt? Die Antworten spielten keine Rolle: Weder für die Anrufer, die angeblich grundsätzlich mit jedem Tipp die Chance auf einen Geldgewinn hatten, noch für die beiden Moderatoren, die mit zunehmender Länge der Show selbst immer weniger persönliche Motivation zeigten.
Gottschalk und Jauch wirken bei "Die 2" unterfordert
Wie schon in der ersten Sendung versuchte Barbara Schöneberger die beiden mit Sticheleien und kleineren Interviews bei Laune zu halten und gleichzeitig mit Anekdoten aus der Vergangenheit die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Showmaster zu betonen. Doch dass Jauch und Gottschalk etwa beide Ministranten waren und es aus diesen Kinder- und Jugendzeiten noch Fotografien gibt, war so beiläufig wie uninteressant.
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Bevor den Zuschauern gegen Ende der dreistündigen Vorbereitung auf die Nachtruhe tatsächlich die Augen zufielen, durfte das Publikums-Mitglied, das von allen 500 Anwesenden die Fragen am schnellsten richtig beantwortet hatte, noch gegen das Moderatoren-Duo antreten. Ein Ballon, der nach richtig beantworteten Fragen jeweils mit Luft aufgepumpt wurde, platzte im falschen Moment: Der Zuschauer gewann unverhofft das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro und bekam von Gottschalk noch einen guten Rat, wie er mit dem Geld seine Zukunft gestalten könne („Bausparvertrag“).
Starke Zuschauerquote bei Premiere von RTL-Format
Um seine eigene finanzielle Zukunft indes scheint sich Thomas Gottschalk nach Jahrzehnten im Fernsehgeschäft weniger sorgen zu müssen. Warum er mit Jauch in dieses über schier endlose Längen hinweg ermüdende Format eingestiegen ist, das ihn selbst schon bei der zweiten Sendung deutlich unterforderte, wird nicht so recht ersichtlich. Vielleicht reizte die Quote. Bei der ersten Sendung im September hatte "Die 2" mit 6,85 Millionen Zuschauern (24,6 Prozent Marktanteil) sogar der Kanzlerin in der Wahlarena ausgestochen.