Gottschalk und Jauch von "Die 2"-Konzept bei RTL überfordert
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Essen. „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“ sollte Quiz, Promiporträt und Gameshow in einem sein. Am Ende war die RTL-Sendung nichts so richtig. Das Konzept überforderte die Namensgeber, Moderatorin Barbara Schöneberger – und die Geduld der Zuschauer.
Es müssen die Tage der Monumentalporträts sein. Am Wochenende vier Stunden Lagerfeld auf Vox, am Montag drei Stunden Jauch und Gottschalk auf RTL. Die Sendung mit den beiden TV-Veteranen war zwar als Quiz deklariert. In Wirklichkeit ging es auch hier um eine Rückschau auf das Leben von Prominenten. Der genaue Anlass für die Huldigung blieb im Dunkeln. Es gab weder Bühnenjubiläen noch Geburtstage zu feiern. Vielleicht war „Die 2“ der ehrenwerte Versuch, den Ruf von Thomas Gottschalk zu retten und die letzten Irrwege, allen voran „Das Supertalent“, vergessen zu machen.
Schade nur, dass die neue Sendung alles auf einmal sein will: Promi-Porträt, Quiz und Gameshow. Dafür reichen nicht mal die epischen drei Stunden. Zwischen mittelspannenden und viel zu langen Quizeinlagen haben Jauch und Gottschalk kaum Gelegenheit, ihren Waldorf-und-Statler-Charme auszuspielen. Geschlagene zehn Minuten vergehen allein, bis die erste Frage geklärt ist. Wiegen eine Million 1-Cent-Stücke mehr als das Studiopublikum? Da werden Gäste auf die Waage gestellt, Meinungen eingeholt, Clips eingespielt. Irgendwann kommt die Auflösung: Das Geld wiegt mehr. „Keine Sorge. Wir haben ja noch drei Stunden“, beruhigt Moderatorin Barbara Schöneberger das Publikum. Es klingt wie eine Drohung.
Jauch schlägt Maske bei "Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“
Zwischendurch soll sie ihren Showlegenden ein paar Anekdoten entlocken. Keine allzu schwere Aufgabe, sollte man meinen. Immerhin sitzen hier zwei der größten TV-Entertainer Deutschlands beisammen, dicke Freunde, die sich seit 35 Jahren kennen. Statt persönlicher Details erfährt man, dass Günther Jauch einst einen Renault R4 fuhr und Thomas Gottschalk einen Aston Martin. „Ihr interessiert euch für Autos“, analysiert Schöneberger. Die beiden Gäste – in anderen Formaten oft schlagfertig und komisch – bleiben seltsam blass. Nach einer halben Stunde mit Schöneberger fragt man sich, was die alte Journalisten-Legende Günter Gaus wohl herausgeholt hätte aus diesem Duo.
Immerhin hat RTL ein paar unterhaltsame Jugendsünden in Clipform ausgegraben. Gottschalk als erster Deutsch-Rapper Anfang der 80er Jahre, Jauch als Jungmoderator in einer obskuren Show namens „Rätselflug“. In der alten Aufzeichnung baumelt er ungesichert an den Kufen eines Hubschraubers. Die Szene wird in der neuen Show aufgegriffen – und liefert eines der wenigen Highlights. Jauch muss erneut an die Kufen (diesmal ohne Helikopter) und wird in Richtung Studiodecke gehievt. Volle zwei Minuten hängt er dort, während Kollege Gottschalk Quizfragen beantwortet. Später muss Ex-Profiboxer Henry Maske ran – und hält nur halb so lange durch.
Erschöpfte Showmaster Gottschalk und Jauch gewinnen
Der zweite Gaststar punktet ebenfalls. Wimbeldon-Zweite Sabine Lisicki ist gekommen. Jauch und Gottschalk sollen raten, wie schnell ihr Aufschlag ist. Zum Vergleich bekommen die TV-Stars selbst Racket und Ball in die Hand und müssen gegen ein Netz mit Aufprallsensor schlagen. Jauch schießt zur Erheiterung des Publikums einen Mondball in Richtung Decke, Gottschalk trifft. 80 km/h. Lisicki kommt auf das Doppelte.
Im Finale treten die TV-Moderatoren gegen eine Kandidatin aus dem Publikum an. Es geht um 100 000 Euro. Geschlagene vier Aufzüge hat dieser Schlussakt. Am Ende gewinnen die TV-Stars. Das Geld spenden sie einem guten Zweck. Gottschalk und Jauch wirken erschöpft.
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