Essen. Man kann nicht sagen, Günther Jauch sei nicht gewarnt gewesen. “Die Geschichte dauert jetzt etwas länger“, hatte Kandidat Markus Bosch aus Dorsten angekündigt - und packte dann aus: Wie er als Gladbach-Fan Balljunge auf Schalke wurde und warum Jens Lehmann ihn am Kragen packte.

Er hatte das Problem doch schon erkannt: "Da habe ich wohl zu viel geredet," gestand "Wer wird Millionär"-Kandidat Markus Bosch. Zuvor hatte der Dorstener über der 8000-Euro-Frage gebrütet, um welches Verkehrsmittel es sich bei einem "Dreamliner" handle. Mutmaßlich weil er selbst laut in Erwägung zog, es könne ein Bus sein, votierte auch ein knappes Drittel für diese (falsche) Option.

Für Bosch blieb das folgenlos: Einerseits entschied er sich richtig (für das Flugzeug), andererseits redete er weiter.

Balljunge auf Schalke, aber Gladbach-Fan

Als Günther Jauch von ihm für 16.000 Euro wissen wollte, welches Phänomen in der Bundesliga-Saison 2012/2013 Premiere feierte, war Bosch in seinem Element. Der ehemalige Balljunge von Schalke 04 geriet ins Plaudern - und Günther Jauch ließ ihn gewähren.

Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten erfuhren, dass Bosch früher einmal Balljunge auf Schalke gewesen sei. Dass er als Gladbach-Fan "das einzige weiße Schaf in einer Familie mit lauter Schalke-Fans" sei. Dass er von Kindesbeinen an Gladbach-Fan sei, auch wenn er in seiner Jugend für Schalke auflief.

"Die Geschichte dauert jetzt etwas länger"

"Die Geschichte dauert jetzt etwas länger", drohte er schon im Vorfeld. Günther Jauch erbat sich eine "Kurzversion", doch dazu sollte es nicht kommen. Bosch holte aus: Bei einem Zweitliga-Spiel im Jahr 1988, Schalke spielte zu Hause gegen die Spielvereinigung Bayreuth ("eine unvergessene Begegnung", Zwischenruf Jauch), habe er unter seiner Jacke ein Radio getragen, um das parallele Spiel seiner Gladbacher verfolgen zu können.

"Da gab es ja noch nicht diese kleinen Handys mit Internetradio", plauderte Bosch weiter. Das sei "so ein Brocken von Radio gewesen", der Reißverschluss seiner Trainingsjacke habe sich nur zu drei Vierteln schließen lassen. Und die Antenne habe er unter der Achsel hindurchführen müssen. Und die Kopfhörer, "wegen der Lautstärke im Stadion, wissen Sie". "Ahja", sagte Günther Jauch.

Als einziger im Stadion gejubelt

Das Schalke-Spiel sei "Not gegen Elend" gewesen, die Stimmung "wie auf dem Zentralfriedhof in Gelsenkirchen". Deshalb habe er sich auf die Radioreportage konzentriert. Als den Gladbacher (die an jenem Abend übrigens in Karlsruhe antraten) ein Tor gelang (Elfmeter, geschossen von Stefan Effenberg), habe er, Bosch, seinen "Emotionen freien Lauf gelassen". Er habe "Meter gemacht auf der Tartanbahn und die Freudenblutgrätsche". Die Bayreuther Ersatzbank habe ihn für "total durchgezündet" gehalten. "Ein Schalker halt", kommentierte Jauch.

Doch Bosch ist noch nicht fertig. "Das war ja noch nicht alles", hob er zu einer weiteren Episode an. "Jaaa?", fragt Jauch, mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen. Bosch focht das nicht an: Minutenlang schilderte er die (Nicht-)Ereignisse aus dem Parkstadion an jenem Abend des Jahres 1988, als Bayreuth tatsächlich noch der Führungstreffer gegen S04 gelungen war.

Moderator Jauch drohte einzuschlafen

"In der Schlussphase habe ich mich wieder auf die Gladbach-Übertragung konzentriert, konnte also nichts hören, was im Schalke-Stadion passierte", referierte Bosch. "Hmm, machte Jauch. Ein Bayreuther Verteidiger habe den Ball über 50 Meter weggedroschen habe, genau auf Bosch zu. Jauch sank etwas in seinem Stuhl zusammen.

Unwissend, ob es nun Freistoß, Einwurf oder Abstoß geben solle, habe er ausgeholt ("Ausgeholt, ja", hakte Jauch nach) und den Ball Vollspann zurückgeschossen. Dabei habe er nicht bemerkt, dass der damalige Schalke-Torhüter Jens Lehmann in seinem toten Winkel angerannt gekommen sei, um sich den Ball einzuwerfen.

Von Jens Lehmann am Kragen gepackt

Da wachte Jauch wieder auf: "Der Lehmann macht mit Balljungen doch kurzen Prozess, oder?", fragte er nach, nachdem ihm zuvor bereits die Augen zuzufallen schienen. Ja, er sei der erste Balljunge gewesen, den Lehmann am Kragen hochgenommen habe. Außerdem habe er in dem Augenblick auch wieder das Stadion gehört, trotz Kopfhörern: 11.000 Zuschauer hätten ihrem Unmut über ihn, den Balljungen, lauthals kundgetan.

"War eine super Aktion", schloss Bosch. "Fertig?", fragt Jauch, gleichermaßen erstaunt und hoffnungsfroh und beginnt zu klatschen. Anschließend richtete er noch eine Bitte an seinen Kandidaten: Wenn diesem zu einer der folgenden Fragen eine Anekdote einfiele, und sei sie noch so gut, möge er sie bitte für sich behalten. (dor)