Köln. Trotz zuletzt schlechter Quoten startet RTL eine neue Staffel des “Supertalents“. Die Jury ist mit Lena Gercke und Guido Maria Kretschmer neu besetzt - das Muster der Castingshow altbewährt. Zum Auftakt am Samstag gab's also wieder Gruselkandidaten und echte Talente, eine forsche Dreijährige und Tränen bei Dieter Bohlen.
Ob eine siebte Staffel vom „Supertalent“ wirklich nötig ist, darüber lässt sich eigentlich gar nicht mehr streiten. Castingshows gibt es wie Sand am Meer und originellere Formate als „Das Supertalent“ sind auch nicht schwer zu finden. Deswegen musste in der RTL-Show zumindest eine veränderte Jury her. Prominentester Neuzugang ist Lena Gercke, die Heidi Klums erste „Topmodel“-Sendung gewann. Der unvermeidliche Bruce Darnell, Modedesigner Guido Maria Kretschmer und Casting-König Dieter Bohlen komplettieren die Jury, die über das Weiterkommen der Kandidaten entscheiden.
Überhaupt die Kandidaten: Viel Spektakuläres war da nicht zu erwarten, aber RTL setzt ja ohnehin mehr auf Schadenfreude als auf Können. Nachdem sich die Jury ausgiebig selbst begrüßt hatte, zeigte der 30-jährige Adrian, warum das „Supertalent“ die Zuschauer kaum mehr erreicht. Obwohl er schon mit drei Jahren angefangen hatte, Straßenkünstler nachzuahmen, war sein Auftritt nicht wirklich überzeugend. „Ich übe jeden Tag fünf bis sechs Stunden mit dem Diabolo“, erzählte Kandidat Adrian. Nicht nur Bruce Darnell fragte sich: „Kannst du deine Leistung denn dann überhaupt noch mehr steigern?“ Weiter kam Adrian erst einmal trotzdem.
"Big Mouth" erschreckt das Publikum mit Urwaldtönen
Keine Chance auf ein Weiterkommen gab's hingegen für den philippinischen Sänger Joel, der aufgrund seines riesigen Mundes treffend „Big Mouth“ genannt wird. Mit gruseligem Make-up und in einen kanariengelben Federumhang gekleidet zischte der Kandidat einen gutturalen Song.
Trash und Talente bei RTL
Musik konnte man das nicht nennen, die Hauptrolle in einem Horrorfilm wäre Joel aber sicher. „Ich hatte unvorstellbare Angst“, meinte Bruce. Und Dieter Bohlen befand: „Das war wie früher, als die Lehrerin unter meine Aufsätze immer geschrieben hat, dass ich das Thema verfehlt habe. Wir suchen hier niemanden für die Geisterbahn.“ Auch Kandidat Christian war entsetzt, dass niemand sein musikalisches Talent erkannte. „Auf meinem Grundschulzeugnis stand, dass ich musikalisch sehr begabt bin“, meinte der Osnabrücker Verkäufer.
Guido Maria Kretschmer scheint leicht zu begeistern
Erfrischend gut sang hingegen die erst 15-jährige Viviana aus Offenbach. Bohlen war so begeistert, dass er sie direkt ins Halbfinale beförderte. Guido Maria Kretschmer, der generell leicht zu beeindrucken schien, meinte: „Du wirst mal eine ganz Große.“
Eigentlich noch ganz klein, aber in Sachen Showtalent schon ganz groß, war die dreijährige Vanessa. Wahnsinnig selbstbewusst und weit entwickelt für sein Alter trat das kleine Mädchen vor die Jury, um seine Zaubertricks vorzuführen. „Ich hab überhaupt keine Angst, denn ich bin die größte Zauberin der Welt“, sagte Vanessa vorher.
Mit einem Hasen und einem Kuchen zauberte sich Vanessa in die Herzen der Zuschauer und auch der Jury. „Du bist so süß, du kommst auf jeden Fall weiter“, zeigte sich Lena Gercke verzückt. Vanessa war aber schon einen Schritt weiter. „Was passiert denn jetzt weiter? Was muss ich machen?“, fragte die aufgeweckte Dreijährige, bevor Bohlen sie von der Bühne begleitete.
Tränen bei "Supertalent"-Juror Dieter Bohlen
Bohlen selbst stand für den zweiten Teil der Show dann völlig im Mittelpunkt der Show, mit der Suche nach dem „Supertalent“ hatte das erst einmal nichts mehr zu tun. Stattdessen drückte RTL ordentlich auf die Tränendrüse. Bohlens Entdecker Rainer Felsen trat mit seiner Klarinette auf, doch sobald Bohlen ihn erkannt hatte, flossen die Tränen. „Ich habe ihn seit 35 Jahren nicht gesehen“, erzählte der Pop-Titan. „Und ich habe ihm so viel zu verdanken. Mensch, das ist jetzt zu viel für mich.“ Mit Unheiligs „Geboren um zu leben“ als Hintergrundmusik wurde das Wiedersehen ausführlich besprochen. „Ein unglaublich berührender Moment“, fand Bruce Darnell. Nun ja.
Wirklich faszinierend waren Yana aus der Ukraine und Richard aus Ungarn, die nicht nur super aussahen. Die beiden Akrobaten boten eine beeindruckende Performance, bei der sie jede Menge Körperspannung und Muskelkraft zeigten. „Das ist Kunst“, sagte Darnell. Und Kretschmer, der zum Poetischen neigt, bezeichnete die beiden als „Himmelsgesandte“. Bohlen brachte die beiden schnell wieder auf Castingshow-Niveau herunter. „Das mache ich heute Nacht mit meiner Freundin nach“, gab er preis. Näheres dazu dann nächste Woche.