Essen. Keine Einschränkungen und keinen Klatsch sollte es bei „Got To Dance“, der neuen Tanzshow von ProSieben und Sat.1, geben. Stattdessen überzeugte die erste Folge mit spektakulären Showeinlagen. Der dreijährige Djamal Joel tanzte sich mit seinem Breakdance in die Herzen von Jury und Zuschauern.
Den Vergleich mit der RTL-Tanzshow „Let's Dance“ mögen die Macher der neuen Tanzshow „Got To Dance“, die auf ProSieben und Sat.1 läuft, gar nicht. Statt Klatsch und Tratsch rund um die B-Promi-Kandidaten und vorgegebene Standardtänzen soll es bei „Got To Dance“ ausschließlich ums Tanzen gehen. Dabei treten keine Prominenten, sondern Amateure gegeneinander an. Den Tanzstil kann jeder selbst bestimmen, so dass in der ersten Show eine bunte Mischung aus Hip-Hop, Freestyle, Salsa und Electric Boogaloo entstand. Das war stellenweise verwirrend, aber erfrischend anders als das durchgeplante Castingshow-Konzept von DSDS oder eben „Let's Dance“.
Die „Got To Dance“-Jury wirkte im Unterschied zu den eher bissigen Juroren Dieter Bohlen und Joachim Llambi super gelaunt und sehr begeisterungsfähig. Paulina Rojinski, die als Moderatorin im Musikfernsehen Karriere gemacht hat und früher deutsche Juniorenmeisterin in rhythmischer Sportgymnastik war, strahlte während der gesamten Sendezeit und fand kaum ein böses Wort. Das konnte einem fast zu viel werden. „Tanzen ist ein Ausdruck von Liebe“, meinte sie gleich zu Beginn. Unterstützt wird Rojinksi von Howard Donald, der mit der britischen Band Take That in den 1990ern zu Weltruhm gelangte. Die dritte im Jury-Bunde, Nikeata Thompson, ist Choreografin und hat schon mit vielen Stars zusammengearbeitet. „Ich hatte schon immer nah am Wasser gebaut“, kündigte sie im Vorhinein an und tatsächlich rührten sie einige Auftritte zu Tränen.
Für Jurorin Paulina Rojinksi ist Tanzen Frieden
Schmerzenstränen konnten dem Zuschauer auch bei der ein oder anderen Tanzeinlage in die Augen schießen, gesund sahen die Körperbewegungen der Tänzer nicht immer aus. Der 17-jährige Ruffy wollte seiner Mutter unbedingt seine Tanzkünste beweisen und zeigte dabei, dass er in der Lage ist, seine Arme in den unnatürlichsten Winkeln zu verbiegen.
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Ob das jetzt schon Tanzkunst oder doch nur Akrobatik war, blieb offen. Ebenfalls in die Kategorie „Nicht nachmachen“ fiel der Auftritt von Sven alias „Poppin Hood“, der den Electric Boogaloo vorführte. Mit Bewegungen, die wie Wellen durch den Körper fließen, konnte der 31-Jährige aber sowohl Jury als auch Publikum überzeugen. „Atemberaubend, wie du dich bewegst“, fand Howard Donald, der ansonsten nicht viel zu den Jury-Bewertungen beizutragen hatte.
Sehr harmonisch bewegte sich das „Team Recycled“, das aus einer Multikulti-Truppe aus Frauen und Männern besteht. „Tanzen ist Frieden, und das hat man bei euch gesehen“, urteilte Paulina Rojinski. Drei goldene Sterne gab es von der Jury – nur dann ist eine Gruppe im Halbfinale, wo dann die Zuschauer über das Weiterkommen entscheiden. Und ins Halbfinale wollen viele, so dass stellenweise zu viele Gruppen ohne Atempause hintereinander auftraten. Das machte es zeitweise schwierig, einen Überblick zu gewinnen.
Djamal Joel hat den süßesten Auftritt des Abends
Den Durchblick hatte der dreijährige Djamal Joel aus Karlsruhe, der gemeinsam mit seinen Brüdern und der Hip-Hop-Formation „Next Level“ auftrat. Im roten Trainingsanzug tanzte der dunkelhaarige Knirps wie ein Profi Breakdance und stahl dabei allen die Show. „Wahnsinnig süß, wahnsinnig toll“, lautete das einhellige Jury-Statement.
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„Ich hab' heute gut getanzt“, gab Djamal später auf Nikeata Thompons Schoß bereitwillig Auskunft über sein Können. „Ich bin sehr stolz auf ihn, er war nur ein bisschen aufgeregt“, erzählte seine Mutter.
Auch der neunjährige Leandro zeigte ein gesundes Selbstbewusstsein. „Das Tanzen habe ich mir vor dem Fernseher mit Musikvideos beigebracht“, meinte der Gelsenkirchener, der auch schon beim RTL-Supertalent mitgemacht hat. „Du bist ein Herzensbrecher, die Mädels fallen hier schon reihenweise um wegen dir“, sagte Paulina Rojinksi nach Leandros Hip-Hop-Auftritt. Nach drei goldenen Sternen von der Jury ist der tanzverrückte Schüler auch im Halbfinale mit dabei.
Juror Howard Donald tanzt Salsa mit Kandidatin
Traurig wurde es, als Kandidat Noran auf der Bühne anfing zu weinen, weil sein Vater, dem er seinen Auftritt widmete, seit einer Hirnblutung gelähmt ist. Juror Howard Donald brach daraufhin ebenfalls in Tränen aus. Auch sein Vater liegt im Moment im Krankenhaus.
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Für Ablenkung sorgte da die 19-jährige Kim, die als Zumba-Instructor arbeitet und leidenschaftlich gern Salsa tanzt. „Im Moment fehlt mir der Tanzpartner, deswegen tanze ich alleine Salsa“, so die Kandidatin.
Während Paulina Rojinski Kims Bewegungen sehr graziös fand, war Nikeata Thompson nicht überzeugt. „Du hast mich nicht gefangen, die Pausen in den Abläufen haben mich gestört“, so ihre Meinung. Trotz dem Rauswurf nahm der Abend für Kim aber ein gutes Ende. „Salsa muss man zu zweit tanzen“, sagte Donald und schnappte sich die Tänzerin für ein paar Schritte. Am Freitagabend geht’s in die zweite Runde des Vorentscheids. Nicht viel war neu bei „Got To Dance“, aber die erfrischend fröhliche Jury und die hochmotivierten Tänzer machten die Sendung zu einem TV-Erlebnis, das im Gegensatz zu vielen anderen Castingshows noch keinen faden Beigeschmack hatte.