Berlin. . Die deutsche Musikbranche hat sich zum 22. Mal selbst gefeiert. Bei der Echo-Verleihung in Berlin gaben sich die nationalen und internationalen Stars im rasenden Tempo das Mikrofon in die Hand. Gewinner des Abends waren die Toten Hosen. Derweil protestierte die Band Frei.Wild mit ihren Fans vor der Halle.

Echo-Gastgeberin Helene Fischer versprach Großes: Die Echo-Verleihung sei so etwas wie „die Vereinten Nationen der Musik“. Etablierte Schlagersänger kamen genauso zum Zug wie HipHop-Newcomer und internationale Superstars und alle dankten brav ihren Plattenfirmen. Schließlich basiert diese Preisverleihung größtenteils auf dem Verkaufserfolg der Musiker. Die meisten Echos nehmen in diesem Jahr die Toten Hosen mit nach Hause.

„Beste Gruppe national“, „Bestes Album“ und „Hit des Jahres“ – diese drei Auszeichnungen dürfen die Toten Hosen die nächsten zwölf Monate tragen. Die Musiker waren sichtlich überwältigt von diesem Erfolg ihres Albums „Ballast der Republik“ und besonders ihrer Single „Tage wie diese“. Sänger Campino verriet bei der ersten Preisübergabe noch: „Die Band des Jahres zu sein, das möchte man sich gar nicht mehr abgewöhnen.“

Campino hätte die Siegerschnäpse beim Echo lieber weggelassen

Auf diesen Erfolg stießen die Hosen offenbar schon während der Show an. Beim letzten Auftritt des Abends, bei dem die Düsseldorfer Punkrocker zusammen mit Hannes Wader, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, mit Mühe und Not dessen Lied „Heute hier, morgen dort“ zum Besten gaben, meinte Campino: „Die Siegerschnäpse hätte ich besser weggelassen.“ Unterhaltsam war dieser Auftritt trotzdem oder gerade deshalb.

Vor den Messehallen hatten sich derweil Anhänger der Südtiroler Band Frei.Wild versammelt, die gegen einen Ausschluss der Gruppe aus dem Echo-Wettbewerb protestierten. Auch die Bandmitglieder zeigten sich ihren Fans und verteilten 400 T-Shirts gegen Rechts. Die Gruppen Kraftklub und MIA. hatten gegen die Nominierung von Frei.Wild protestiert und ihr Nähe zu rechtem Gedankengut vorgeworfen. Frei.Wild hat die Vorwürfe immer wieder bestritten.

Til Schweiger patzte bei Laudatio für Linkin Park

Eher peinlich war die Echo-Laudatio von Til Schweiger für den Echo „Rock/Alternative International“, den Linkin Park gewannen. Schweiger, der bereits für seine Rolle als nuschelnder Tatort-Kommissar reichlich Häme einstecken musste, verhaspelte sich auch hier immer wieder. Und das, obwohl er seinen Text Wort für Wort ablas. Nicht geübt oder kurzfristig als Laudator eingesprungen? Schweigers Patzer machte Mike Shinoda von Linkin Park mit seiner deutschen Ansprache und seinem rührenden Dank an seine deutschen Fans aber mehr als wett.

Sechs Mal nominiert und nur zwei kurze Ausflüge zur Bühne war die Bilanz für Rapper Cro. Er bekam den Echo in der Kategorie „HipHop/Urban“ und „Newcomer National“. Dabei hatte Max Raabe kurz zuvor noch gewitzelt: „Die größten Chancen hat man heute, wenn man aus Düsseldorf kommt oder eine Pandamaske trägt.“ Zwei Echos räumte auch Sängerin Lana del Rey (Künstlerin Rock/Pop International und Newcomerin International) ab. Beide Male setzte sie sich unter anderem gegen Emili Sandé durch, die angesichts dieser Tatsache sichtlich enttäuscht war.

Lena weinte Freudentränen bei Echo 2013

Rührende Momente gab es an diesem Abend genau zwei. Zunächst freute sich Lena über ihren Echo für ihr Video zu „Stardust“ so sehr, dass sie vor lauter Freudentränen kaum ein Wort herausbrachte: „Ich kann gar nicht reden“, schluchzte sie. Dieser Preis ist für die ESC-Gewinnerin wohl der Beweis, dass sie es auch ohne den Hype um den Eurovision Song Contest und die Unterstützung von Stefan Raab und Co. schaffen kann.

Der zweite Moment, der an diesem Abend ans Herz ging, war die Laudatio von Liedermacher Reinhard Mey, der seinem Freund und Kollegen Hannes Wader den Preis für dessen Lebenswerk überreichte. Einige ganz ruhige Minuten in dieser hektischen Show erinnerte Mey an die ersten gemeinsamen Auftritte in den 1960ern, die politischen Botschaften in ihren Liedern und die langjährige Freundschaft zwischen den beiden Männern, die jetzt erst wieder so richtig aufgeblüht sei. Anstatt zu antworten versprach der 70-jährige Hannes Wader anschließend nur, dass er sich die ganze Rede Meys beim Echo 2013 noch mal auf Youtube ansehen und ihm dann erst dazu etwas sagen wolle.

Die weiteren Echo-Preisträger sind:

  • Künstlerin Rock/Pop National: Ivy Quainoo
  • Alternative National: Der Graf (Unheilig)
  • Club Dance/Electronic: Deichkind
  • Künstler Rock/Pop National: David Garrett
  • Schlager: Helene Fischer
  • DVD-Produktion National: Helene Fischer
  • Crossover: Wise Guys
  • Radio Echo: Roman Lob („Standing Still“)
  • Live Act National: Peter Maffay („Tabaluga und Lilly“)
  • Volkstümliche Musik: Santiano
  • Lebenswerk Gruppe: Led Zeppelin
  • Gruppe Rock/Pop International: Mumford & Sons

(Mit Material von dapd)