Budapest. . „Tore der Welt“ aus der Feder von Ken Follett spielt im Mittelalter und ist der Nachfolger von „Säulen der Erde“. So dick ist die Vorlage, dass Hollywood-Regisseur Michael Caton-Jones vier Teile daraus gemacht hat. Start ist am 3. Dezember in Sat.1.
Früh am Morgen ist es und schon mitten im Herbst. Doch die Sonne brennt bereits unerbittlich auf die Erde. Der Geruch von Rauch liegt in der Luft. Schwitzend ziehen mittelalterlich gekleidete Kämpfer in einem nicht enden wollenden Tross vorbei an einem großen Feld. Leichen und Pferdekadaver liegen dort, aus denen Pfeile oder Lanzen ragen. Tod und Verderben, wohin das Auge blickt. Bis jemand von hinten ruft: „Frühstück ist fertig.“
Da lassen die Krieger ihre Waffen sinken und selbst in die Toten kehrt das Leben zurück. Ist nämlich alles nur gespielt hier, sind Dreharbeiten, sind die „Tore der Welt“. Sie öffnen sich hier nahe Lovasberény, einem kleinen ungarischen Dorf, gut eine Autostunde von Budapest entfernt. Eine Gegend, in der die Zeit an vielen Stellen stehen geblieben ist. Was für diesen Film ideal ist. Denn „Tore der Welt“ ist eines der Mittelalter-Epen aus der Feder von Ken Follett und spielt im England und Frankreich des 14. Jahrhunderts. Da machen sich Überlandleitungen oder Handy-Masten im Bild eher schlecht.
Vierteiler ist der Nachfolger von "Säulen der Erde"
„Tore der Welt“ ist – literarisch wie filmisch – der Nachfolger von „Die Säulen der Erde“. Thematisch geht es einmal mehr um große Bauten, große Liebe und große Leidenschaft – alles vor dem Hintergrund des beginnenden 100-Jährigen Kriegs und der damals in Europa wütenden Pest. So dick ist die Vorlage, dass Hollywood-Regisseur Michael Caton-Jones vier Teile daraus macht, die vom 3. Dezember an bei Sat.1 laufen und für den Sender das TV-Ereignis des Jahres werden sollen. So wie es der Vorgänger 2010 war. Bis zu acht Millionen Zuschauer schalteten damals pro Folge ein.
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Nun soll alles noch schöner, noch größer, noch besser werden. 44 Millionen Dollar hat man Caton-Jones gegeben. Davon hat er Stars wie Cynthia Nixon („Sex and the City“) oder Miranda Richardson („Harry Potter“) engagiert und möglichst viel Wert auf historische Genauigkeit gelegt. „Alles ist so, wie es damals war“, glaubt Blake Ritson.
Ritson war im „Haus am Eaton Place“ mal der Herzog von Kent, ist jetzt Edward III, der König von England und erfolgreicher Feldherr. Gerade haben seine Truppen wieder eine Schlacht gewonnen am Ufer dieses Sees, der im Film der Fluss Somme sein wird. Nicht irgendeine, sondern die Schlacht von Crécy. „Sie hat die Kriegsgeschichte verändert“, weiß Ritson. „Denn damals hat der massive Einsatz englischer Bogenschützen die Vorherrschaft der Ritter beendet.“ So kann Edward nun in Ruhe das Feldlager des Gegners inspizieren. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis ist sein Pferd heute etwas bockig und die Krone auf dem Kopf etwas locker. Blöde Kombination.
Die Hitze staut sich in den Alu-Rüstungen
Schlimmer aber ist die Hitze. Auch weil die extrem leichten Alu-Rüstungen der Darsteller sie so gut speichern. In jeder Pause suchen Rosse und Reiter deshalb den Schatten, während einige Helfer Mineralwasser und Magnesium verteilen. „Das eine gegen den Durst, das andere gegen den Muskelkater“, erklärt die Produzentin Rola Bauer von der Münchner Firma Tandem.
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160 Sets haben sie nachgebaut für das Sechs-Stunden Epos. Eines der größten ist das fiktive Dorf „Kingsbridge“, in dem die Geschichte der „Säulen der Erde“ einst endete und die der „Tore der Welt“ 200 Jahre später beginnt. „Alles ist noch ein wenig größer geworden“, sagt Bauer, während sie über den verlassenen mittelalterlichen Marktplatz geht. „Aber hier ist alles schon abgedreht.“
Am See ist die Pause mittlerweile vorbei. Gut hundert Statisten ziehen durch das staubige Feldlager. Immer im Kreis herum. So werden sie im Fernsehen aussehen, wie eine große Armee. Auch die Leichen liegen wieder bewegungslos an ihrem Platz. Weitaus weniger anstrengend ist das, aber nicht unproblematisch. „Wenn wir uns nicht wirklich gut eincremen“, hat einer der Statisten gemerkt, „fangen wir uns einen mörderischen Sonnenbrand.“