Essen. Die ersten Battles von “The Voice of Germany“ boten Gesang auf höchstem Niveau. Mal war es mitreißender Rock, dann wieder Gänsehaut pur. Warum eine große Klappe bei “The Voice of Germany“ nichts bringt, und wer der Battle-Sieger der Herzen war, haben wieder Millionen Zuschauer auf ProSieben verfolgt.

Die Blind Auditions von "The Voice of Germany" sind eigentlich vorbei, und die am Donnerstag auf ProSieben gestarteten Battles bilden eine ganz andere Facette in der Dramaturgie des Casting-Formats. Und trotzdem lohnte es sich als Zuschauer einfach mal die Augen zu schließen. War das Sting, der gerade "Desert Rose" sang? Oder Nick Cave, der "Where The Wild Roses Grow" ins Mikro raunte? Und wem gehört diese energiegeladene Stimme, die den Original-Gesang von Lady Gaga im Song "Telephone" in den Schatten stellt?

Der Auftakt der Battles hat das große Potenzial dieser Show offenbart - ihre Stimmen. Die "The Voice of Germany"-Jury um Nena, The BossHoss, Rea Garvey und Xavier Naidoo musste den Konkurrenten ein ums andere Mal Respekt für die Leistung der Kandidaten zollen. Egal ob Profi-Sänger oder Rookie - das gesangliche Niveau bei "The Voice of Germany" scheint mindestens so hoch wie in der ersten Staffel.

Rocker von "The BossHoss" ließen es gleich deftig krachen

Traditionsgemäß wollten die Produzenten ein echtes Highlight zu Beginn der Battles setzen - und die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Marcel Beuter aus Neubrandenburg und James Borges aus Rumelange (Luxemburg) stiegen in den Ring von "The Voice of Germany". Dafür ließen es die Rocker von "The BossHoss" in den Battles gleich deftig krachen. Alec Völkel und Sascha Vollmer wählten "Best Of You" von den Foo Fighters für das Duett aus.

Wie ein Hurrikan fegten die Sänger mit ihren Gitarren durch das Battle. Obwohl Marcel Beuter mit seiner ungeheuer kraftvollen Stimme im Refrain glänzen konnte, hielt James Borges in der Strophe kräftig dagegen. Der Kunstaspekt, den Nena in der Stimme des Luxemburgers heraushörte, war es wohl, der die entscheidenden Coaches The BossHoss schließlich überzeugte und James Borges in die Live-Shows von "The Voice of Germany" hievte.

"The Voice of Germany" bittet Fans im Netz zur Abstimmung über Battles

Da es sich bei den Battles noch um einige Monate alte Aufzeichnungen handelt, simuliert ProSieben mit einem speziellen Angebot auf der Internet-Seite zu "The Voice of Germany" etwas Live-Charakter. Hier können tausende Fans von "The Voice of Germany", die die Show nicht nur im TV schauen, sondern bereits in der ersten Staffel zeitgleich via Twitter und Facebook über Talente und Kandidaten diskutierten, während der Performance abstimmen, wen sie besser finden. Beim ersten Battle hätte aus Sicht der Zuschauer Marcel Beuter (64 Prozent) die Live-Shows erreichen müssen.

Die zweite Runde bestritten Rookie Jesper Jürgens, der bisher nur in der benachbarten Kneipe sang und Sam Leigh-Brown, die vor einigen Jahren als Sängerin des "Frank Popp Ensembles" mit "Hip Teens Don't Wear Blue Jeans" ein One-Hit-Wonder schaffte. Der Song "Would I Lie To You" von "Charles und Eddie" stellte gesanglich keine große Herausforderung für beide, was allerdings Jesper Jürgens eindeutig in die Karten spielte.

Jesper Jürgens berührt - Sam Leigh-Brown ist raus

Während die 43-Jährige Sam einfach "nur" schön sang, konnte jeder das besonders Timbre in der Stimme von Jesper Jürgens heraushören. Im Interview mit dem ProSieben-Magazin Red erklärte "The Voice of Germany"-Juror Xavier Naidoo: "Profis schaffen es oft nicht mehr in den Berühr-Bereich". Bei Rookies sei dagegen oft noch der Zauber dabei, weil sie eben auch nicht 100prozenig perfekt klingen. Deshalb nahm Coach Xavier Naidoo seinen Schützling Jesper Jürgens mit in die Live-Shows und Sam Leigh-Brown war raus.

Für Gänsehaut-Stimmung sorgten Laura Buschhagen aus Sachsenhagen und Neo aus Baden in ihrem Battle. Beide Talente haben eine sympathische Ausstrahlung, aber Star-Potenzial..? Diese Frage beantworteten sie selbst mit einem berauschenden Duett zu dem Pink-Floyd-Song "Wish You Were Here".

Alec Völkel von The BossHoss schwärmt: "Neo haut mich echt weg"

Dabei waren sie anfangs noch etwas geknickt ob der Liedauswahl ihres Coaches Nena, doch sie konnte ihre Schützlinge davon überzeugen, dass ihr Auftritt bei den Battles von "The Voice of Germany" einer der besten im deutschen Fernsehen werde. "Ich habe noch nie jemand so gut leise singen gehört", sagte Nena.

Der deutsche Popstar hatte nicht zu viel versprochen: Im Ring sah man den jungen Kandidaten zwar noch deutlich die Nervosität an, aber als die Musik einsetzte schlossen beide kurz die Augen. Und bereits nach den ersten paar Tönen von Neo ging ein Raunen durch den Saal. "Alter Schwede", entfuhr es Alec Völkel von The BossHoss, "Neo haut mich echt weg". "Ihr seid so wundervoll, ich habe Euch so lieb. Macht bitte weiter - miteinander", versprühte Nena in ihrer ganz eigenen Art viel Liebe, bevor sie sich für Neo entschied.

Große Klappe bringt bei "The Voice of Germany" nichts

Im nächsten "The Voice of Germany"-Battle aus dem Team von Rea Garvey trafen charakterliche Gegensätze aufeinander. Auf der einen Seite stand die 20-jährige Gesangsstudentin Bianca Böhme, die sich privat sehr zurückhaltend gibt und auf der Bühne über sich hinauswächst. Als Gegnerin bekam sie die erfahrene Musical-Darstellerin Jessica Mears, die vor dem Battle große Töne spuckte und sich selbst als Diva ins Rampenlicht stellte.

Beim Song Telephone - im Original von Lady Gaga und Beyonce gesungen - belauern sich Bianca und Jessica regelrecht, erstmals ist im Ring etwas Aggressivität zu spüren. Coach Rea Garvey hat die Performance so konstruiert, dass sie sich beim Gesang teilweise gegenseitig in die Stimme fallen. Während Jessica Mears ihr ganzes Können aufbot, schlummert in Bianca Böhme noch Potenzial zur Weiterentwicklung im Team von Rea Garvey bei "The Voice of Germany". "Da geht noch was", meint Alec Völkel und Xavier ist von der "ganz besonderen Energie" beeindruckt. Rea Garvey offenbar auch, denn der Coach nimmt Bianca mit in die Live-Shows.

Bittere Tränen und böse Worte von Giulia Wahn

Nicht ganz auf dem höchsten Niveau der bisherigen Battles bei "The Voice of Germany 2012" lag der Fight zwischen Raffa Shira aus Karlsruhe und Giulia Wahn aus Münster. The BossHoss wählten für die Talente "Say, Say, Say" von Paul McCartney und Michael Jackson. Ähnlich wie Jessica Mears ging auch Giulia Wahn sehr offensiv in das Battle und kündigte Überraschungen und Asse im Ärmel - da wird aus Selbstbewusstsein schnell Arroganz.

Beide boten schließlich eine gute Performance, wobei Giulia Wahn für Nena zu kontrolliert sang. Mit Blick auf die Live-Shows entdeckten die Coaches The BossHoss bei Raffa Shira noch "mehr Spielwiese". Den Rausschmiss verkraftete seine Konkurrentin allerdings nicht allzu gut. Erst flossen Tränen, dann schoss sie hinterher: "Das hat er mir zu verdanken, dass er weitergekommen ist", da sie ihn bei den Proben unterstützt habe. Böse Worte, die so gar nicht in die Kuschel-Atmosphäre bei "The Voice of Germany" passen.

Was mag Dieter Bohlen über das Niveau bei "The Voice of Germany" denken?

Schwer beeindruckt zeigte sich die Jury vom Battle zwischen Kevin Staudt und Isabelle Schmidt. Auch bei den beiden jungen Talenten musste Nena in erster Linie die Nervosität vor dem Auftritt nehmen. Dann war es Zeit für große Gefühle. Kevin Staudt bewegte sich bei "Where The Wild Roses Grow" stimmlich ganz nah am Original von Nick Cave. Dagegen versuchte Isabelle Schmidt ihren eigenen Stil zu finden - mit Erfolg. Denn Nena entschied sich für die 23-Jährige aus Greifswald.

Für den 21-jährigen Kevin aus Schweich kam somit bereits das Aus bei "The Voice of Germany" - in anderen Casting-Shows wie Deutschland sucht den Superstar (DSDS) hätte er gute Chancen gehabt weit zu kommen. "Dieter Bohlen wird heute still in sein Kissen weinen", kommentierte "Looki82" auf Twitter.

Grandioser Höhepunkt im Battle mit Momo und Vinh

Einen grandiosen Schlusspunkt für die erste Battle-Show von "The Voice of Germany" setzten Momo Djender und Vinh Khuat. 22 Jahre liegen zwischen den Kontrahenten - doch schon bei den Proben finden sie viele Gemeinsamkeiten - "wir sind beide Musik-Nerds", fasst Vinh Khuat zusammen. Da Momo Djender der arabischen Sprache mächtig ist, hatte Xavier Naidoo einen besonderen Song für das Duo ausgesucht: "Desert Rose", den Sting zusammen mit Cheb Mami singt.

Das Duell der Vollblutmusiker wurde mit stehenden Ovationen von Publikum und "The Voice"-Jury gefeiert. Bei Momo Djenders arabischen Part fühlte sich Rea Garvey wie "festgenagelt". Und bei Vinh war der Ire von der Präsenz des Musikers fasziniert. Eine schwere Entscheidung für Xavier Naidoo, der sich schließlich die Frage stellte: "Wer ist die krassere Waffe" für die Live-Shows von "The Voice of Germany"? Während man bei Vinh mit geschlossenen Augen auch hätte Sting singen hören, hat Momo Djender eine ganz besondere Einzigartigkeit in seiner Stimme.

Vinh Khuat war der Battle-Sieger der Herzen

The Voice of GermanyDiese gab schließlich den Ausschlag bei Xavier Naidoo. Vinh Khuat hatte allerdings zu dem Zeitpunkt schon die Herzen der "The Voice"-Fans erobert. Während das Voting im Netz meist mit der Jury-Entscheidung über einstimmte, hätten in diesem Fall 77 Prozent der Fans Vinh in die nächste Runde gewählt.

Nach der ersten Battle-Show von "The Voice of Germany 2012" bleibt festzustellen: Wenn ProSieben nicht schon das Pulver mit den besten Battles verschossen hat, dürfen sich nicht nur die Fans von Casting-Shows auf die nächsten Runden freuen, sondern auch alle Freunde von Musik-Shows im Fernsehen. Die nächste Battles sind am Freitag, 9. November, ab 20.15 Uhr auf Sat.1 zu sehen.