Essen. Der deutsche Junge war auf Fuerteventura von einer Pumpe angesaugt und unter Wasser gezogen worden. Fast ein Jahr später scheinen die Umstände dieses Unfalls aufgeklärt zu sein. Der RTL-Urlaubsretter Ralf Benkö hat sich mit dem Fall befasst. Der Hotelmanager und fünf Mitarbeiter stehen vor Gericht.

Fast ein Jahr nach dem tragischen Tod des achtjährigen Lucas aus Hessen in einem Hotelpool in Fuerteventura scheinen die Umstände des Unfalls aufgeklärt zu sein. Das RTL-Team rund um Urlaubsretter Ralf Benkö war unmittelbar nach dem Todesfall vor Ort und hat sich weiter mit dem Fall befasst. Offenbar hat das Hotel mittlerweile Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen und seine Schwimmbecken gesichert.

Sonst sind es Schimmel, unappetitliche Buffets und Urinflecken auf Matratzen, weswegen Urlauber den RTL-Reporter Ralf Benkö anrufen und um Hilfe bitten. Aber im Oktober 2011 spricht ein verzweifelter Vater auf seine Mailbox, Alexander Göb, der Vater des gerade ums Leben gekommenen Lucas. Ein Anruf, der einem fast das Herz zerreißt. Alexander Göb hat gerade seinen einzigen Sohn verloren und bekommt auf seine Fragen, wie das passieren konnte, keine Antwort.

Was die Eltern mitbekommen haben ist, dass ihr achtjähriger Sohn am ersten Urlaubstag im Hotel Monica Beach in Fuerteventura am späten Nachmittag leblos aus einem Pool gezogen wird. Er war von einer defekten Pumpe angesaugt und unter Wasser gezogen worden. Helfer versuchen, ihn wiederzubeleben, was zunächst zu funktionieren scheint. 20 Minuten später trifft ein Rettungswagen ein, die Eltern dürfen nicht mitfahren. Noch lange, bevor der Krankenwagen die Klinik erreicht, wird Lucas in ein anderes Fahrzeug umgeladen. Nachdem er 2, 5 Stunden später endlich im Krankenhaus ankommt, ist er bereits verstorben. Wie es dazu kommen konnte, können die Eltern nicht nachvollziehen. Es erklärt ihnen aber auch niemand.

Hotelleitung bietet Eltern Schweigegeld

Da rufen die Göbs den Reporter an. Einige Monate und Nachfragen bei der Hotelleitung später will dort noch immer niemand Verantwortung für Lucas' Tod übernehmen. Den Eltern bietet man sogar ein Schmerzens- alias Schweigegeld von 145.000 Euro an, damit sie endlich Ruhe geben. Die Göbs lehnen ab. Alexander Göb: „Wir werden Lucas nicht verkaufen.“ Stattdessen fordern sie Aufklärung und verbindliche Sicherheitskontrollen für Hotelpools.

Wie schnell sogar ein niedriges Schwimmbecken für Kinder tödlich sein kann, demonstriert Ralf Benkö mit der Hilfe des Pool-Sachverständigen Jürgen Elgg. Steht eine Absaugpumpe auf höchster Stufe, wie es offenbar in dem Pool in Fuerteventura während des Unfalls der Fall war, hat ein Kind, das angesaugt wird, keine Chance mehr. Der Kinderdummy klebt an dem Gitter, nur mit Mühe und Not bekommt ein Helfer ihn wieder los. Fehlt das Abdeckgitter, können sich sogar Erwachsene nicht mehr selber retten, weil Gliedmaßen eingesaugt werden. Nur ein Abschalten der Pumpen kann das Opfer hier befreien. Bevor Eltern ihre Kinder in einem Pool schwimmen lassen, sollten sie also immer kontrollieren, ob alle Abdeckgitter vorhanden sind und die Pumpen richtig funktionieren.

Erklärungen einer Ärztin nur dürftig

Genauso wichtig wie der Unfallhergang ist Lucas Eltern aber die Frage, ob den Rettungskräften Fehler unterlaufen sind. „Warum so weite Wege? Warum kam kein Hubschrauber?“, fragt sich Vater Alexander. Antworten erhält Ralf Benkö von den örtlichen Behörden nicht auf diese Fragen. Schließlich lässt er sich mit den Erklärungsversuchen einer deutschen Ärztin, die auf der Urlaubsinsel praktiziert, abspeisen. Kein Hubschrauber: Der wäre erst nach einer Stunde da gewesen. Warum eine so lange Fahrt? Das Krankenhaus liege eben am anderen Ende der Insel. Warum der Zwischenstopp? Um den Jungen zu stabilisieren, der Wechsel des Rettungswagens sei Routine. Warum durften die Eltern nicht im Krankenwagen mitfahren? Weil sie die Ärzte bei ihrer Arbeit gestört hätten. Warum ist Lukas schließlich doch gestorben, obwohl er zwischendurch wieder bei Bewusstsein war? Sekundäres Ertrinken. „Soweit ich das einschätzen kann, war das einfach furchtbar tragisch“, sagt die Ärztin.

Für die Eltern nur eine schwache Erklärung. „Er fehlt uns einfach“, sagt Mutter Ulrike. „Wir hoffen, dass wir irgendwann wieder die Möglichkeit haben, glücklich zu sein.“ Für andere Urlauber und deren Kinder haben Lucas Eltern aber viel erreicht. In dem Hotel auf Fuerteventura wurde das tödliche Pumpengitter ersetzt, es ist ständig ein Bademeister anwesend und ein öffentlicher Not-aus-Knopf für die Pumpen kann im Ernstfall von jedem gedrückt werden. Der Hotelmanager und fünf Mitarbeiter müssen sich vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Außerdem testet der deutsche Reiseverband jetzt die Hotelpools in allen beliebten Reiseländern.